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„iversity“ – der digitale Campus

Mitarbeiter des Instituts für Theaterwissenschaft der Freien Universität haben Bildungsinfrastruktur für das Internet entwickelt

11.11.2011

Initiator von „iversity“ Jonas Liepmann (links) ist zusammen mit Hannes Klöpper (rechts) Geschäftsführer der Online-Plattform.

Initiator von „iversity“ Jonas Liepmann (links) ist zusammen mit Hannes Klöpper (rechts) Geschäftsführer der Online-Plattform.
Bildquelle: iversity GmbH

Über die „iversity“-Startseite loggt man sich bei der Online-Plattform ein. Einer der Vorteile von „iversity“ ist seine weitgehend selbsterklärende und intuitive Struktur.

Über die „iversity“-Startseite loggt man sich bei der Online-Plattform ein. Einer der Vorteile von „iversity“ ist seine weitgehend selbsterklärende und intuitive Struktur.
Bildquelle: iversity GmbH

Die Lehr- und Lernplattform mit sozialer Komponente „iversity“ verbindet die Vorteile des Internets mit dem Gedanken der länderübergreifenden Zusammenarbeit von Wissenschaftlern. Die Internet-Plattform wurde von Mitarbeitern einer Ausgründung der Freien Universität Berlin entwickelt.

„iversity“ begrüßt seine Nutzerinnen und Nutzer mit einer aufgeräumten Startseite: „The Collaboration Network for Academia“ strahlt dem Besucher in großen, hellblauen Lettern entgegen und macht deutlich, worum es hier geht. „iversity“ nutzt die Möglichkeiten des Web 2.0, um Dozenten und Studierenden die Zusammenarbeit in Lehrveranstaltungen, Forschungs- und Lerngruppen zu erleichtern.

Jonas Liepmann – studentischer Mitarbeiter von Professorin Doris Kolesch am Institut für Theaterwissenschaft der Freien Universität – hatte die Idee für „iversity“. Er stellte ein Team zusammen, mit dem er eine Bildungsinfrastruktur für das digitale Zeitalter entwickelte. Mit dem Ziel, aus der Idee ein Unternehmen zu machen. Mit Unterstützung von profund, der Gründungsförderung der Freien Universität Berlin, beantragte „iversity“ 2008 erfolgreich ein EXIST-Gründerstipendium des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie und konnte sich so einen ersten finanziellen Rückhalt sichern. Im Juli 2011 kam dann die Zusage für eine Anschlussfinanzierung in Höhe von einer Million Euro vom Frühphasenfonds Brandenburg und der bmp media investors. Mit diesem Kapital konnte das Team die Testversion der Plattform gründlich überarbeiten. Seit Oktober ist die offizielle Version online und kann schon mehr als 20.000 registrierte Nutzer aus Indien, den USA, Großbrittanien, dem spanischsprachigen Raum und Deutschland vorweisen.

Die Vorteile von „iversity“ liegen auf der Hand: Zwar bieten viele Universitäten mittlerweile ihre eigenen Services und elektronischen Plattformen an, über die das Material der Lehrveranstaltungen online verteilt werden kann. Diese Systeme stellen allerdings Intranetze dar, die nicht das primäre Ziel weltweiter Zusammenarbeit verfolgen. Auch ihre Bedienbarkeit lässt zu wünschen übrig, und eine soziale Komponente, wie man sie von Facebook kennt, ist kaum erkennbar. Die bisherigen Plattformen sind wenig mehr als virtuelle schwarze Bretter.

Multimedial, international, kollegial

 „iversity“ ist anders. „iversity ist eine sehr gute Form der Begleitung von Vorlesungen und Seminaren“, sagt Annette Jael Lehmann, Professorin am Institut für Theaterwissenschaft der Freien Universität Berlin. Sie nutzt „iversity“ für ihre Lehrtätigkeit. „Ein großer Vorzug ist, dass die Plattform multimedial arbeitet. Ich kann Bilder, Texte und Videos hochladen, aber auch die Powerpoint-Präsentationen meiner Vorlesungen. Das spart sowohl mir als auch meinen Studierenden viel Zeit, Aufwand und Papier - und ist deswegen ganz nebenbei auch noch ökologisch vorteilhaft.“

Auch Liepmanns Mentorin, Professorin Doris Kolesch, ist begeistert: „Wir wollen demnächst ein Forschungsprojekt mit Kollegen in den USA verwirklichen. „iversity“ soll uns hier als Medium zur Verfügung stehen, um miteinander im Gespräch bleiben zu können und Arbeitsmaterialien auszutauschen, egal wo die Mitarbeiter des Projektes auf der Welt gerade sind“, sagt die Wissenschaftlerin. „Überhaupt eröffnet das Feld der wissenschaftlichen Zusammenarbeit auf internationaler Ebene eine wichtige Entwicklungsperspektive. Jedes Forschungsprojekt fängt momentan im Prinzip wieder bei Null an und muss überlegen, ob es eine eigene Homepage benötigt oder eine eigene Datenbank. „iversity“ stellt grundlegende Module bereit, die zukünftig für die unterschiedlichsten Forschungsmotivationen lediglich angepasst werden müssten. Das ist ein enormes Potenzial!“

Versteckte Menüs? Fehlanzeige!

Enorm ist das Potenzial auch deshalb, weil „iversity“ so einfach ist: Man erstellt einen Account und loggt sich anschließend mit einem Passwort, das die Dozentin oder der Dozent festlegt, in die jeweilige Lehrveranstaltung ein. Das war’s. Die Plattform ist so klar strukturiert und übersichtlich aufgebaut, dass man sich als Anwender im ersten Moment fragt, wo sie denn sind, die versteckten Menüs. Gleich darauf wird klar, dass es sie schlicht nicht gibt. „iversity“ ist weitgehend selbsterklärend und intuitiv. Die von den Machern „Social Reading“ getaufte Funktion beschreibt möglicherweise die „Killer-Feature“ von „iversity“. Gemeinsam kann man hier mit anderen Teilnehmerinnen und Teilnehmern in Dokumenten nach Belieben markieren, anmerken und Kommentare verfassen. Diese Änderungen werden im Dokument gespeichert und sind online sogleich für alle Mitnutzer einsehbar und verwertbar. Doris Kolesch ist vom Erfolg der Plattform überzeugt: „Sie wird in meinen Seminaren schon sehr rege genutzt“, erzählt sie. „Die Studierenden nehmen aufeinander Bezug, geben sich Tipps und Anregungen und stellen fest, wenn Essays ihrer Kommilitoninnen und Kommilitonen Mängel haben. Dann leisten sie konstruktive Kritik.“