Die Physik des fliegenden Tischtennisballs
2300 Schüler besuchten die 8. KinderUni der Freien Universität
16.09.2011
Eine Hochschule fest in Kinderhand: Mehr als 2300 Grundschüler haben während der 8. KinderUni an der Freien Universität Hörsäle, Labore und Archive in Dahlem erobert. Der Schwerpunkt der angebotenen Experimente und Lehrveranstaltungen für kleine Nachwuchsforscher lag auch in diesem Jahr wieder auf den naturwissenschaftlichen Fächern.
Sebastian Krings lacht: „Das ist eine gute Vorbereitung auf den Lehrerberuf." Der Lehramtsstudent meint damit den Geräuschpegel im Kellergeschoss des Fachbereichs Physik in der Schwendener Straße: Aus jedem der sieben Räume dröhnt Kinderlachen und –geschrei, Grundschüler stürmen über den Gang in die verschiedenen Zimmer. Sebastian Krings ist diesen Tumult gewöhnt. Sebastian Krings betreut als Tutor bis zu zweimal wöchentlich Schüler im „PhysLab“ der Freien Universität. Mehr als 120 Experimente zu physikalischen Phänomenen – vom schwingenden Pendel bis zum 3D-Bild – laden die Kinder hier zum Ausprobieren ein.
Das Prinzip: etwas begreifen, um es zu verstehen
Bettina Tscheslog bemüht sich, jedes Jahr mit ihren Schülern ins „PhysLab“ zu gehen. „Ich möchte bei den Kindern Interesse wecken“, sagt die Grundschullehrerin. Was ihr heute wieder ohne Zweifel gelungen ist: Ihre Schüler der Klasse 5a der Zehlendorfer Nord-Grundschule sind bereits kräftig dabei zu experimentieren.
Schon Immanuel Kant hat es gewusst: „Die Hand ist das äußere Gehirn des Menschen“. Der Ausspruch des Philosophen steht an einer Tafel und wird von den Schülern direkt in die Tat umgesetzt: Alle Versuchsaufbauten werden angefasst und ausprobiert, um zu verstehen, welche physikalischen Gesetze ihnen zugrunde liegen. „Wir wollen die Kinder dazu animieren, Dinge zu hinterfragen und sie nicht als gegeben hinzunehmen“, sagt Sebastian Krings.
Der kuriose Bernoulli-Effekt
Dafür benötigen die Physikdidaktiker gar kein aufwändiges oder teures Material. Ein gewöhnlicher Tischtennisball etwa hat die Kinder in den Bann gezogen. Ein Zehnjähriger schaut mit seinen Freunden fasziniert auf den kleinen weißen Plastikball, der vor ihnen auf einem Luftstrom schwebt – ohne wegzufliegen. Bernoulli-Effekt heißt diese Kuriosität, benannt nach dem Schweizer Mathematiker und Physiker Daniel Bernoulli.
Einige Tische weiter begutachten Schüler zwei Plastikflaschen, die an den Verschlüssen zu einer Art „Sanduhr“ zusammengeklebt sind. Eine der Flaschen ist mit Wasser gefüllt. Sebastian Krings dreht die Flaschen, die Flüssigkeit läuft langsam von der einen in die andere Flasche hinein. „Das funktioniert besser, wenn ich einen Strudel erzeuge“, sagt Krings und schwenkt die Flasche. Das Wasser läuft nun schneller und gleichmäßiger. Die Kinder staunen.
Physik macht Spaß!
Klassischen Physikunterricht haben die Fünftklässler zwar noch nicht, aber für ihr Schulfach NaWi – Naturwissenschaftlicher Unterricht – lernen sie hier viel Neues, meint Bettina Tscheslog. Und auch wenn Physik bei manchen Schülern nicht zu den beliebtesten Fächern gehören mag, für die Kinder der Klasse 5a der Nord-Grundschule hat sich das Motto, das Sebastian Krings auf seinem T-Shirt trägt, bewahrheitet: Physik macht Spaß!