„Langfristige Förderungen sichern“
Die Freie Universität vergibt Deutschlandstipendien an Studierende / Bewerbung für das Wintersemester 2011/12 bis 31. Oktober 2011
12.09.2011
„Die eine Hälfte vom Bund, und die andere von Ihnen.“ Mit diesem Slogan wirbt das Bundesforschungsministerium für das Deutschlandstipendium. Ein Programm, das bürgerschaftliches Engagement fordert – und auch deshalb zur Gründungsgeschichte der Freien Universität und ihrem Profil passt: Vor 63 Jahren gelang es Studierenden dank der großzügigen Unterstützung aus den USA, aber auch von vielen engagierten Berlinerinnen und Berlinern, eine freie Hochschule zu gründen. Heute ist wieder Unterstützung gefragt. Ein Gespräch mit Viola Neukam und Anne Wabelhorst über Deutschlandstipendien an der Freien Universität.
Frau Neukam, Frau Wabelhorst, wer kann sich für ein Deutschlandstipendium der Freien Universität bewerben?
Anne Wabelhorst: Alle, die an der Freien Universität immatrikuliert sind: Studienanfänger und fortgeschrittene Semester, Studierende im Bachelor- oder im Masterstudiengang, auch internationale Studierende, die hier eingeschrieben sind. Ausgenommen sind nur Promotionsstudierende.
Und Studierende der alten Diplom- und Magisterstudiengänge?
Auch – sofern sie in der Regelstudienzeit sind: Die Förderhöchstdauer der Deutschlandstipendien ist an die Regelstudienzeit gekoppelt.
Kann man sich bewerben, wenn man an zwei Universitäten gleichzeitig eingeschrieben ist?
Ja, aber bei einer Zusage muss man sich entscheiden. Doppelförderungen sind – wie bei anderen Stipendienprogrammen auch – gesetzlich ausgeschlossen. Man sollte sich an der Universität bewerben, an der man sein Kernfach studiert und die studentischen Abgaben entrichtet.
Was gehört zu den Bewerbungsunterlagen?
Mit der Bewerbung haben Studierende die Gelegenheit, ihr Profil und ihre Motivation für das Studium darzustellen. Wir haben online eine Liste der gesamten Bewerbungsunterlagen zusammengestellt und auch einige Formulare hochgeladen, die die Bewerberinnen und Bewerber benutzen sollten. Diese Angaben sollten in jedem Fall beachtet werden, denn nur vollständig und fristgerecht eingereichte Bewerbungen können wir in das Auswahlverfahren aufnehmen.
Worauf wird Wert gelegt?
Viola Neukam: Neben den sehr guten Leistungen sollte Engagement neben dem Studium oder der Schule sichtbar sein. Wer das in der Bewerbung und seinem Motivationsschreiben nachweisen und darstellen kann, ist deutlich im Vorteil und erhöht seine Chancen.
Wie lange wird ein Stipendiat gefördert?
Anne Wabelhorst: Es gibt zunächst eine Bewilligung für ein Jahr. Innerhalb dieses Jahres wird die Leistung noch einmal überprüft, um zu sehen, ob die Fördervoraussetzungen weiterhin erfüllt sind. Wenn das so ist und sich der Studierende für eine Verlängerung bewirbt, kann das Stipendium verlängert werden.
Viola Neukam: Das ist übrigens eine Besonderheiten der Deutschlandstipendien an der Freien Universität Berlin. Wir versuchen, langfristige Förderungen zu sichern und legen das den Stiftern in den Vorgesprächen auch nahe. Wir setzen auf Nachhaltigkeit. So haben wir auch schon Förderer gewinnen können, die ein ganzes Regelstudium finanzieren wollen.
Wie wird ausgewählt?
Zunächst gibt es eine formale Prüfung aufgrund der eingereichten Bewerbungsunterlagen. Danach tritt die Auswahlkommission zusammen.
Wie ist diese zusammengesetzt?
Anne Wabelhorst: In der Kommission sitzen vier Vertreter der verschiedenen Fächergruppen: also jeweils einer aus dem Bereich Geistes-, Kultur- und Geschichtswissenschaften, aus den Sozial-, Wirtschafts- und Rechtswissenschaften, den Naturwissenschaften sowie den Lebenswissenschaften. Dazu kommen ein Vertreter des wissenschaftlichen Mittelbaus und ein studentischer Vertreter. Geleitet wird die Kommission vom zuständigen Vizepräsidenten für Studium und Lehre, Professor Michael Bongardt.
Wann steht fest, wer ein Deutschlandstipendium erhält?
Viola Neukam: Wir gehen davon aus, dass wir bis Mitte November ausgewählt haben, um die Stipendien dann rückwirkend zum 1. Oktober vergeben und auszahlen zu können.
Was ist das Besondere an den Deutschlandstipendien, wodurch unterscheiden sie sich von anderen Förderprogrammen?
Sie stehen Bewerbern aus allen Fächern und allen Semestern offen, bewerben können sich Studierende aller Nationalitäten. Die alleinige Voraussetzung ist die Immatrikulation an der Freien Universität.
Warum beteiligt sich die Freie Universität an den Deutschlandstipendien, einer Initiative des Bundesministeriums für Bildung und Forschung?
Das Programm passt hervorragend zu unserem Profil: Wir haben an der Freien Universität eine starke Nachwuchsförderung und können diese – ganz im Sinne dieser tragenden Säule unseres erfolgreichen Zukunftskonzepts in der Exzellenzinitiative – nun noch ausbauen.
Welche Stifter gibt es schon und aus welchen Bereichen kommen sie?
Wir haben Privatpersonen, kleine und mittlere Unternehmen, Großunternehmen, eine Stiftung und einen Verein.
Dürfen die Stifter mitbestimmen?
Sie haben keinerlei Einfluss auf die Auswahl der Stipendiaten. Sie können aber den Fachbereich oder die Fachrichtung festlegen, aus der sie einen Studenten fördern möchten. Insgesamt ist ein Drittel der Stipendien fachunabhängig, zwei Drittel sind fachgebunden.
Lernen Stifter und Stipendiat einander kennen?
Das ist freiwillig, aber durchaus gewünscht.
Wie können sie miteinander Kontakt aufnehmen?
Wir bieten den Förderern an, dass sie ein Willkommensschreiben an den Stipendiaten entwerfen, das wir mit dem Stipendiumsbescheid weiterleiten. Außerdem planen wir Veranstaltungen, bei denen sich Vertreter der Universität, Stifter und Stipendiaten kennenlernen. Mit der Ernst-Reuter-Gesellschaft der Ehemaligen der Freien Universität Berlin ist vereinbart, dass dort ein eigenes Kapitel für die Deutschlandstipendiaten gegründet wird.
Die Fragen stellte Christine Boldt