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"Es darf auch mal gelacht werden"

Gregor Walter verrät sein Erfolgsrezept für "herausragende Lehre"

16.10.2008

Gregor Walter mit dem LorBären für herausragende Lehre

Gregor Walter mit dem LorBären für herausragende Lehre
Bildquelle: Freie Universität Berlin / Wendling

Am liebsten würde Gregor Walter seinen "LorBären" auf das Modell-Segelboot in seinem Büro stellen. Dort allerdings hat der bunte Bär aus Massivholz nicht genug Platz. Außerdem hat der Bär keinen Segelschein – ganz im Gegensatz zu dem Wissenschaftlichen Mitarbeiter am Otto-Suhr-Institut für Politikwissenschaft (OSI), dem der OSI-Club zur Förderung des Instituts nun den „LorBären“ für herausragende Lehre verliehen hat.

Wie kam Gregor Walter in den Besitz des Bären? Vermutlich fing die Erfolgsgeschichte im Wintersemester 2006/2007 an. Gregor Walter betrat den Seminarraum, in dem die erste Sitzung zu „Forschungsmethoden in den Internationalen Beziehungen“ stattfand. 45 Studierende warteten dort auf ihn. Im darauf folgenden Semester waren es schon 55 Teilnehmer, im Wintersemester 2007/2008 geschlagene 100. Der gute Ruf Gregor Walters hatte sich wie ein Lauffeuer am OSI herumgesprochen.

Was unterscheidet gute von schlechter Wissenschaft?

Die meisten Studierenden seien schon im fortgeschrittenen Hauptstudium gewesen, also relativ kurz vor ihrer Abschlussarbeit. „Viele Teilnehmer haben sich gefragt, warum sie nicht schon viel früher so ein Methodenseminar gemacht haben“, erzählt der Dozent und beschreibt sein Ziel: „Am Ende des Seminars sollen die Studierenden einen Blick dafür entworfen haben, was gut gemachte Wissenschaft von schlecht gemachter unterscheidet.“

Seinen Lehrstil beschreibt der 39-Jährige als „amerikanisch“ – kein Wunder, denn seinen Master of Arts hat er an der State University of New York gemacht. „Ich versuche, vor allem interaktive Seminare zu geben, und ich provoziere die Studenten gerne so lange, bis ich ihre natürlich angelegte Diskussionsfähigkeit hervorgezaubert habe.“ Aus den Lehrevaluationen der Studierenden weiß Walter, dass sie besonders die Atmosphäre im Seminar schätzen. Und seine Offenheit für die unterschiedlichsten Themen: Es darf über alle möglichen Bereiche der Internationalen Beziehungen referiert werden – „auch mal über Frauen in der Mafia“, sagt Walter.

Engagement und Freude am Unterrichten

Für den LorBären haben die Studierenden Gregor Walter per Mail und per Postkarte nominiert. Den Auswertungen zufolge schätzen sie besonders seine anschaulichen Erklärungen und Beispiele, die gute Strukturierung der Seminare, das Engagement des Dozenten für die Teilnehmer und die merkliche Freude Walters am Unterrichten.

Am Otto-Suhr-Institut fühlt sich der Dozent am richtigen Platz: „Das Institut hat einen ausgezeichneten Ruf, und zieht nach wie vor viele sehr gute Leute an.“ Zuvor unterrichtete Walter an der privaten „Hertie School of Governance“: "Man sagte mir, ich würde es sicher als katastrophal empfinden, wieder an einer großen öffentlichen Uni zu unterrichten – die Enttäuschung blieb bei mir allerdings aus.“ Nach dem Sommersemester 2009 zieht der beliebte Dozent aus privaten Gründen nach Warschau.

Wenn Walter gerade nicht in seiner Lehre aufgeht, dann steht für ihn die Familie mit den beiden Söhnen an erster Stelle. Um den zweiten Platz streiten sich gleich mehrere Hobbys: Walter singt in einem klassischen Oratorienchor, hat eine Schwäche für moderne Belletristik, und außerdem segelt er gerne auf den Seen rund um Berlin. Mit etwas Glück verbringt der LorBär vielleicht seine Ferien auf einem echten Segelboot – dort wäre schließlich genug Platz für ihn.