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Forschung ausgestellt

Wirtschaftswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler zeigen in einer öffentlichen Präsentation, woran sie arbeiten

12.02.2019

Bei einer öffentlichen Postervorstellung im Hörsaaltrakt des Fachbereichs Wirtschaftswissenschaft stellten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler kürzlich ihre Projekte vor.

Aus den Fehlern der Großen lernen

Den Anfang machte Timo Braun. Der Juniorprofessor aus dem Management-Department hatte gemeinsam mit einem Kollegen im Rahmen seiner Lehrveranstaltung zu Projektmanagement das Bauprojekt des Flughafen BER als Untersuchungsobjekt gewählt. Dabei hatten studentische Teams jeweils die Perspektive einzelner Stakeholder eingenommen (campus.leben berichtete: „Aus den Fehlern der Großen lernen“). Die Ergebnisse des besonderen Lehrformats wurden in einem Blog veröffentlicht – mit dem passenden Titel: „BER – Wer fliegt als nächstes?“

Wie entsteht Neues?

Ilias Danatzis, Postdoktorand am Marketing Department, hat sich mit der Frage beschäftigt, wie Innovationen in komplexen Netzwerken, sogenannten Service-Ökosystemen, entstehen. Dazu sammelte Danatzis über vier Jahre hinweg Daten zur Entstehung des sogenannten „Hub of Things“, einer cloud-basierten Plattform, die Endnutzern das sichere Management persönlicher Daten ermöglicht. Seine Forschung legt nahe: „Innovationen sind der Angleichungsprozess abweichender Werte, Normen und Regeln innerhalb eines solchen Netzwerkes.“

Welcher Typ sind Sie?

Verschiedene Persönlichkeitstypen und ihre Auswirkungen auf unternehmensinterne Wandlungsprozesse hat Marketing-Professor Michael Kleinaltenkamp mit seinem Kollegen Maximilian Huber untersucht. Hierfür führten die beiden Wissenschaftler zahlreiche Interviews. Ob jemand extrovertiert sei oder verschlossen, offen für neue Ideen oder grundsätzlich skeptisch, habe direkte Auswirkungen auf die Nutzung von Produkten und Dienstleistungen innerhalb von Betrieben, stellt Kleinaltenkamp fest.

Ansehensverlust nach fehlender Kulanz

Postdoktorand vom Marketing Department Alexander Mafael hat mit seinen Kollegen 71 Produktrückrufe von 39 verschiedenen Marken und die Entwicklung der Kundenzufriedenheit nach den Rückrufen unter die Lupe genommen. Er fand heraus, dass sowohl Firmen mit hohem als auch solche mit niedrigem Markenwert ihren Kunden und Kundinnen in der Regel nur eine teilweise Kompensation des fehlerhaften Produktes anbieten. Oft mit negativen Folgen für die Unternehmen, wie Mafaels Forschung zeigt: Die Entscheidung, nicht den vollen Betrag zu erstatten, ziehe für Firmen mit hohem Markenwert nämlich Reputationsverluste nach sich, schwächere Betriebe wiederum verpassten dadurch die Chance, das eigene Ansehen zu steigern.

Wer hat wo wieviel?

Wie ungleich Vermögen in Deutschland verteilt ist, hat Ann-Kristin Kreutzmann mit ihrem Team untersucht: „Gibt es mehr als ein Ost-West-Gefälle?“ fragte die Doktorandin der Angewandten Statisktik in ihrem Projekt. Auch wenn diese Darstellung die Vermögensverteilung grundsätzlich angemessen wiedergebe – alle Regionen in den neuen Bundesländern liegen unter dem nationalen Durchschnitts-Vermögen – verfügen die reichsten Regionen Ostdeutschlands immerhin über ein höheres Vermögen als die schwächsten Regionen im Westen. In den alten Bundesländern liegen, wie zu erwarten, weiterhin die vermögendsten Regionen Deutschlands. Sie konzentrieren sich um die wirtschaftsstärksten Städte herum, zum Beispiel München oder Frankfurt a. M., wie Kreutzmann deutlich machte.

Warum zog Japan, anders als Deutschland, nach Fukushima keine energiepolitischen Konsequenzen?

Management-Professor Jörg Sydow hat mit seinen Kollegen die unterschiedlichen Strategien des Energiewandels in Japan und Deutschland nach dem Reaktorunglück in Fukushima im Jahre 2011 untersucht. Denn obwohl sich die Katastrophe in Japan ereignet hat, waren dort aus dem Ereignis keine ernsthaften Konsequenzen gezogen worden. Anders in Deutschland: Die Bundesregierung hatte nach Fukushima den schrittweisen Ausstieg aus der Atomkraft beschlossen. Wie lässt sich diese Diskrepanz erklären? „Die Gründe sind vielfältig“, so Sydow. Zunächst hätten sich in Deutschland die Reaktorunglücke in Fukushima und Tschernobyl stärker im kollektiven Gedächtnis verbunden. In Japan dagegen vertraue man weiterhin auf eine Zentralregierung, die den Kurs vorgibt.

Anders als Deutschland assoziiere man in Japan zudem mit Wind die Gefahr durch Taifune. Schließlich wurde der Wandel zu erneuerbaren Energien in Deutschland von neuen Start-Ups vorangebracht, die nichts zu verlieren hatten, während in Japan die etablierten Energieerzeuger in der Pflicht gestanden hätten.

Forschung und Lehre als Einheit

Mindestens ein Semester lang sollen die Poster vor den Hörsälen im Gebäude an der Garystraße 21 hängen. Studierende, Mitarbeiter und Interessierte können sich also auf ihrem Weg durch das Fachbereichsgebäude über kürzlich abgeschlossene oder noch laufende Projekte am Fachbereich informieren. „Forschung und Lehre sind eine Einheit“, erläuterte Forschungsdekan Giacomo Corneo. „Wir bilden keine Automaten aus, sondern Menschen, die selbst forschen. Hier kommen täglich hunderte Studierende vorbei, für die ist das eine schöne Erfahrung, wenn sie die Poster sehen und sich über die Projekte informieren können“ ,sagte der Volkswirtschaftsprofessor. Dieser ersten Postervorstellung sollen deshalb viele folgen.