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Das Problem der Verbstellung

Am 24. und 25. März beschäftigen sich junge Linguistinnen und Linguisten auf einer Tagung an der Freien Universität mit Fragen zur deutschen Sprache

23.03.2017

Großschreibung im Deutschen: Anfangs wurden nur besonders wichtige Wörter groß geschrieben, zum Beispiel „Gott“. Wann und warum hat sich aber die konseqente Großschreibung aller Substantive durchgesetzt?

Großschreibung im Deutschen: Anfangs wurden nur besonders wichtige Wörter groß geschrieben, zum Beispiel „Gott“. Wann und warum hat sich aber die konseqente Großschreibung aller Substantive durchgesetzt?
Bildquelle: Bernd Wannenmacher

Warum gibt es in der deutschen Sprache eigentlich Groß- und Kleinschreibung? Mit welchen Problemen sind Flüchtlinge konfrontiert, wenn sie Deutsch lernen? Inwieweit hat sich das Sprachverhalten der Russlanddeutschen in letzter Zeit geändert? Um diese und andere Fragen wird es auf dem 18. Norddeutschen Linguistischen Kolloquium (NLK) gehen, das am 24. und 25. März an der Freien Universität stattfindet. Die Veranstaltung dient vor allem der Vernetzung von Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftlern aus dem norddeutschen Raum. Linguist und Mitorganisator Martin Konvička erklärt, worum es gehen wird.

Herr Konvička, womit wird sich die Tagung beschäftigen?

Die Themen sind tatsächlich breit gefächert. Unter anderem geht es um die Frage, warum im Deutschen irgendwann damit angefangen worden ist, die Anfangsbuchstaben einiger Wörter großzuschreiben. Die Großschreibung ist schließlich nicht vom Himmel gefallen. So lässt sich feststellen, dass anfangs nur Wörter mit einer besonderen Bedeutung großgeschrieben wurden, wie zum Beispiel das Wort „Gott“. Erst ein paar Jahrhunderte später hat sich die konsequente Großschreibung aller Substantive etabliert, wie wir sie heute kennen.

Auch die Herausforderung, vor der Flüchtlinge beim Deutschlernen stehen, wird ein Thema der Tagung sein. Welche Probleme treten hier auf?

Die Verbstellung im Deutschen macht vielen zu schaffen. In der deutschen Sprache enden Sätze oft mit einem Verb. Das ist häufig bei Nebensätzen der Fall, zum Beispiel immer dann, wenn er mit „weil“ eingeleitet wird. Nicht viele Sprachen haben einen solchen Satzbau.

Es wird auch einen Vortrag zu den sogenannten Willkommensklassen geben, die in Berlin an Schulen für nicht-deutschsprachige Kinder eingerichtet wurden. Viele dieser Kinder sind Flüchtlinge. Konkret wird es um die Frage gehen, welche Rolle die unterschiedlichen Sprachen, die die Kinder sprechen, spielen: Ob die Mehrsprachigkeit betont oder eher in den Hintergrund gedrängt wird.

An die Tagung schließt sich ein Workshop für junge Sprachwissenschaftlerinnen und Sprachwissenschaftler mit dem Titel „Die Linguistik der Anderen“ an. Was erwartet die Teilnehmer?

In der Linguistik gibt es viele einzelne Theorieschulen, die voneinander abgekapselt arbeiten. Eine der wichtigsten Theorien ist die Generative Grammatik, die auf Noam Chomsky zurückgeht. Andere Linguisten haben diese Theorie kritisiert und Alternativansätze entwickelt. Manchmal wird zum selben Gegenstand geforscht, ohne dass es den Forscherinnen und Forschern der jeweiligen Schule bewusst ist. Wir haben uns gedacht, es wäre an der Zeit, die verschiedenen Schulen an einen Tisch zu bringen.

Ist das linguistische Netzwerk des NLK tatsächlich auf Norddeutschland beschränkt?

Primär konzentrieren wir uns schon auf die sprachwissenschaftlichen Institute im norddeutschen Raum. Interessenten aus anderen Regionen Deutschlands lehnen wir aber auch nicht ab. Auf unserer Tagung wird sogar eine japanische Wissenschaftlerin zu Gast sein, die gerade einen Forschungsaufenthalt an der Universität in Tübingen verbringt.

Die Fragen stellte Peter Schraeder

Weitere Informationen

Zeit und Ort
  • Tagung vom 24. bis 25. März 2017, Workshop am 26. März
  • Topoi-Haus Dahlem, Hittorfstraße 18, 14195 Berlin (U-Bhf. Freie Universität, U 3)

Tagungssprachen: Deutsch und Englisch.

Interessierte sind willkommen.

Weitere InformationenSusanne Chrambach, Martin Konvička, Kirsten Middeke