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Statistische Methoden vereinfachen

Natalia Rojas-Perilla von der Freien Universität wird mit dem Gerhard-Fürst-Preis 2016 des Statistischen Bundesamtes geehrt

25.11.2016

Natalia Rojas-Perilla ist zurzeit Doktorandin am Institut für Statistik und Ökonometrie vom Fachbereich Wirtschaftswissenschaft der Freien Universität Berlin.

Natalia Rojas-Perilla ist zurzeit Doktorandin am Institut für Statistik und Ökonometrie vom Fachbereich Wirtschaftswissenschaft der Freien Universität Berlin.
Bildquelle: Marina Kosmalla

Preisverleihung (v.l.): Walter Krämer, Vorsitzender des Gutachter­gremiums, Ivonne Lindlbauer, Preisträgerin Peter von der Lippe Gedenkpreis, Preisträger Stefan Stuth, Natalia Rojas-Perilla, Guido Schulz u. Dieter Sarreither, Präsident Stat.Bundesamt

Preisverleihung (v.l.): Walter Krämer, Vorsitzender des Gutachter­gremiums, Ivonne Lindlbauer, Preisträgerin Peter von der Lippe Gedenkpreis, Preisträger Stefan Stuth, Natalia Rojas-Perilla, Guido Schulz u. Dieter Sarreither, Präsident Stat.Bundesamt
Bildquelle: Statistisches Bundesamt

Statistische Methoden einfacher machen, nicht komplizierter: Das wollte Natalia Rojas-Perilla in ihrer Masterarbeit erreichen. Anstatt immer komplexere statistische Methoden zu verwenden, zeigte die Doktorandin am Institut für Statistik und Ökonometrie vom Fachbereich Wirtschaftswissenschaft der Freien Universität in ihrer Masterarbeit, wie Daten durch Transformationen vereinfacht und somit wieder simplere statistische Methoden angewendet werden können. Hierfür wurde sie gestern Abend vom Statistischen Bundesamt mit dem Gerhard-Fürst-Preis 2016 in der Kategorie „Master-/Bachelorarbeiten“ geehrt.

Natalia Rojas-Perillas Masterarbeit trägt den Titel „Poverty Estimation Methods: a Comparison under Box-Cox Type Transformations with Application to Mexican Data“ („Methoden zur Armutsmessung: ein Vergleich von Box-Cox-artigen Transformationen unter Anwendung von Daten aus Mexiko“). Darin beschäftigte sie sich mit sogenannten Small-Area-Estimation-Methoden (SAE) zur Messung von Armutsindikatoren auf lokal kleinräumigen Gebieten. Ziel der Arbeit war es, hierfür neue statistische Verfahren zu entwickeln.

Der Erfolg gab ihr recht: Natalia Rojas-Perilla zeigte in einer Simulationsstudie mit Daten des Statistischen Amtes von Mexiko, dass Transformationsmethoden eine sinnvolle Erweiterung der traditionellen SAE-Verfahren sind. Anstatt immer komplexere statistische Methoden zu entwickeln, fand Natalia Rojas-Perilla einen Weg, um die Daten zu vereinfachen. Dadurch konnte die 28-Jährige eine simplere statistische Methode anwenden, die Statistische Ämter direkt anwenden können und die zudem weniger computer- und rechenintensiv ist.

Aktuell promoviert Natalia Rojas-Perilla am Institut für Statistik und Ökonometrie der Freien Universität Berlin. In ihrer Dissertation setzt sie die Forschung an den Transformationsmethoden aus ihrer Masterarbeit fort. Beide Arbeiten sind eingebettet in ein internationales Forschungsprojekt, bei dem Timo Schmid, Professor für Angewandte Statistik an der Freien Universität Berlin, und Professor Nikos Tzavidis von der britischen University of Southampton mit dem Statistischen Amt in Mexiko kooperieren.

Betreut wurde die gebürtige Kolumbianerin bei ihrer Masterarbeit von ihrem heutigen Doktorvater Timo Schmid. Der Statistiker hat sie auch für den Gerhard-Fürst-Preis vorgeschlagen: „Die Arbeit ist sehr innovativ, mit einem starken Anwendungsbezug. Außerdem steht sie in einem internationalen Kontext und wurde vom Erst- und Zweitgutachter mit 1,0 bewertet.“ Zudem sei Armutsmessung ein extrem wichtiges Thema – nicht nur auf Länderebene, sondern auch auf den kleineren Gemeinde- und Kreisebenen, die Natalia Rojas-Perilla untersucht hat.

Von Bogotá nach Berlin

Ihren Bachelor of Science in Statistik erlangte Natalia Rojas-Perilla an der Universidad Nacional de Colombia. Dort, im mehr als 9.000 Kilometer von Berlin entfernten Bogotá, lernte sie eine deutsche Eigenart kennen, die ihr auf Anhieb gefiel: „Bei den Professoren, die in Deutschland promoviert hatten, fiel mir auf, dass sie sehr organisiert sind, strukturiert arbeiten und gut planen. Das hat mich neugierig gemacht, sodass ich mit einem Stipendium des Deutschen Akademischen Austauschdienstes eine Kurzreise nach Deutschland gemacht habe, um Land und Leute kennenzulernen.“

So kam Natalia Rojas-Perilla zum ersten Mal nach Europa, nach Berlin und an die Freie Universität. Dort lernte sie ihren zukünftigen Zweitgutachter der Masterarbeit kennen, Professor Ulrich Rendtel vom Institut für Statistik und Ökonometrie. Nach ihrem Bachelorabschluss kam sie 2012 nach Berlin, lernte vier Monate lang intensiv Deutsch und konnte sich für den gemeinsamen Masterstudiengang „Statistics“ der Freien Universität, Humboldt-Universität, Technischen Universität und Charité – Universitätsmedizin Berlin einschreiben.

Seit 2015 ist Natalia Rojas-Perilla wissenschaftliche Mitarbeiterin und Doktorandin am Fachbereich Wirtschaftswissenschaft der Freien Universität. Für ihre Promotion wird sie durch das Begabtenförderwerk der Stiftung der Deutschen Wirtschaft gefördert. „Das gibt mir die Möglichkeit, mich voll und ganz auf die Forschung zu konzentrieren“, freut sich die Stipendiatin. Den Gerhard-Fürst-Preis nimmt sie ebenfalls freudig entgegen. „Die Ehrung ist für mich eine Motivation, weiterzumachen. Und es ist schön zu sehen, dass auch internationale Studierende diesen Preis gewinnen können.“

Weitere Informationen

Den Gerhard-Fürst-Preis vergibt das Statistische Bundesamt seit 1999 jährlich in den Kategorien „Dissertationen“ und „Master-/Bachelorarbeiten“ (einschließlich Diplom- und Magisterarbeiten). Mit ihm werden herausragende Arbeiten ausgezeichnet, die theoretische Themen mit einem engen Bezug zum Aufgabenspektrum der amtlichen Statistik behandeln oder die empirische Fragestellungen unter intensiver Nutzung von Daten der amtlichen Statistik untersuchen. Es kann sich dabei um Arbeiten aus der theoretischen Statistik oder aus der Wirtschafts- und Sozialstatistik handeln, ebenso um wirtschaftswissenschaftliche oder um sozialwissenschaftliche Abhandlungen. Die Arbeiten können deutsch- oder englischsprachig sein und ausschließlich von den betreuenden Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern für eine Prämiierung vorgeschlagen werden. Die Prämie für eine auszuzeichnende Dissertation beträgt 5.000 Euro und für eine auszuzeichnende Abschlussarbeit 2.500 Euro. Die Preisträgerinnen und Preisträger veröffentlichen einen Artikel über ihre Arbeit in der monatlich erscheinenden Zeitschrift des Statistischen Bundesamtes „Wirtschaft und Statistik“.