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Forschen für das Leben

Am neuen Institut für Bioinformatik des Fachbereichs Mathematik und Informatik der Freien Universität Berlin wird die Expertise aus Lebenswissenschaften, Mathematik und Informatik gebündelt

08.07.2015

Knut Reinert, Professor für Bioinformatik, Susanna Röblitz, Professorin für Angewandte Mathematik und Bioinformatik, Rosario M. Piro, Professor für Medizinische Bioinformatik und Oliver Serang, Professor für Metagenomik (v.l.n.r.)

Knut Reinert, Professor für Bioinformatik, Susanna Röblitz, Professorin für Angewandte Mathematik und Bioinformatik, Rosario M. Piro, Professor für Medizinische Bioinformatik und Oliver Serang, Professor für Metagenomik (v.l.n.r.)
Bildquelle: Thomas Vogt

Die Integration von Methoden aus Mathematik und Informatik beflügelt seit Jahren zunehmend die anderen Naturwissenschaften. Mit Hilfe mathematischer Methoden werden die Internetsicherheit verbessert, Suchmaschinen optimiert und gewaltige Datenmengen (big data) effizient analysiert. In den Ingenieurwissenschaften werden viele Vorhaben mit mathematischen Methoden und Werkzeugen aus der Informatik simuliert und visualisiert, bevor sie realisiert werden. Auch die Lebenswissenschaften profitieren von Mathematik und Informatik: Ohne sie wären moderne bildgebende Verfahren in der Medizin (CT, MRT, PET) gar nicht möglich. Auch bei der Auswertung sogenannter Hochdurchsatz-Experimente in Chemie, Biologie, Medizin und Pharmakologie kommen Methoden aus Mathematik und Informatik zur Anwendung, etwa bei der Erbgutanalyse. Eine effiziente Erbgutanalyse ermöglicht z.B. personalisierte Medizin, also auf einzelne Personen zugeschnittene Therapien.

Kurzum, die Anwendung neuer Methoden aus Mathematik und Informatik in den Nachbardisziplinen boomt. Das spiegelt sich nun auch in der Lehre wider: Seit einigen Jahren gibt es zunehmend Studiengänge im Angebot, die Methoden aus Mathematik und Informatik integrieren. Studierende können inzwischen an mehreren Universitäten in Deutschland Studiengänge oder Vertiefungsfächer wie Biomathematik, Bioinformatik oder Medizinische Informatik studieren. Die Freie Universität war eine der ersten, als sie ab 2001 den Studiengang Bioinformatik anbot. Nun gibt es auch ein eigenes Institut für Bioinformatik – mit deutlich erweitertem Programm in Forschung und Lehre.

„Mit dem neuen Institut bündeln wir die am Fachbereich vorhandenen Kompetenzen auf dem Gebiet der Bioinformatik, verzahnen universitäre und außeruniversitäre Forschung, schaffen gemeinsam mit Partnern neue Professuren – und ein besseres Angebot in der Lehre“, sagt Knut Reinert, Professor für Bioinformatik an der Freien Universität Berlin und einer der Initiatoren der neuen Einrichtung am Fachbereich. Der Studiengang Bioinformatik, der mit dem Bachelor of Science abschließt, beinhaltet Lehrveranstaltungen aus den Studienbereichen Biochemie, Biologie, Chemie, Informatik, Mathematik und Statistik. Ein weiterführendes Masterstudium ist ebenfalls möglich.

Neue Professuren und besseres Angebot in der Lehre

Insgesamt elf Professorinnen und Professoren forschen und lehren am Institut für Bioinformatik. In den vergangenen Wochen und Monaten wurden – zusammen mit den externen Partnern – zwei Juniorprofessorinnen und drei Juniorprofessoren berufen: Annalisa Marsico wurde gemeinsam mit dem Max-Planck-Institut für Molekulare Genetik berufen. Die Professorin erforscht nichtcodierende RNA, also Ribonukleinsäuren, die nicht in Proteine umgesetzt werden.

Viele Funktionen der nichtcodierenden RNA sind noch nicht bekannt. Susanna Röblitz ist Professorin für Angewandte Mathematik und Bioinformatik und war zuvor als Postdoc am Zuse-Institut Berlin (ZIB) tätig. Sie interessiert sich für das Modellieren sowie die Analyse und Simulation hochdimensionaler dynamischer Systeme etwa in der Mathematischen Systembiologie und der molekularen Quantendynamik. Rosario M. Piro forschte zuletzt am Deutschen Krebsforschungszentrum in Heidelberg und ist nun – in gemeinsamer Berufung mit der Charité ( Universitätsmedizin Berlin) – Professor für Medizinische Bioinformatik an der Freien Universität. Sein Interesse gilt der Erforschung von Tumoren und deren Genom sowie Erbkrankheiten neurologischer Art.

Oliver Serang ist Professor für Metagenomik und wurde gemeinsam mit dem Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) berufen. Sein Interesse gilt der Entwicklung von Algorithmen und statistischen Methoden zur Analyse großer Datenmengen aus Bioinformatik und Massenspektroskopie.

Bereits zuvor an der Freien Universität tätig und nun Juniorprofessor für Angewandte Bioinformatik ist Tim Conrad. Sein Tätigkeitsfeld ist die rechnergestützte Erforschung des Proteoms, also des Zusammenspiels aller Proteine in einem Lebewesen oder einer Zelle bei exakt definierten Bedingungen. Die Konzentrationsänderung bestimmter Proteine kann z.B. auf eine Krebserkrankung hinweisen.

Alle Professorinnen und Professoren des neuen Instituts stellten sich kürzlich im großen Hörsaal der Informatik in der Takustrasse 9 bei einem Kolloquium vor. Nach einer Begrüßung informierte Professor Reinert über die neue Institutsstruktur und über das erweiterte Studienangebot im Fach Bioinformatik.

Anschließend präsentierte Professor Uwe Ohler vom Berliner Institut für Gesundheitsforschung (BIG/BIH) seine Einrichtung, die einer der außeruniversitären Kooperationspartner der Freien Universität ist. Und Professor Axel Pries, Dekan an der Charité, lobte die einzigartige Forschungslandschaft in Berlin und wünschte dem neuen Netzwerk aus Medizin und Bioinformatik alles Gute für die Zukunft.