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Wider die Wissenserosion

Tagung zum umweltpolitischen Wissenstransfer zwischen Forschung und Zivilgesellschaft am 1. und 2. Juni auf Schwanenwerder

26.05.2015

Umweltpolitische Forschungsergebnisse sollten stärker in den Medien diskutiert werden, fordert Roland Zieschank vom Forschungszentrum für Umweltpolitik.

Umweltpolitische Forschungsergebnisse sollten stärker in den Medien diskutiert werden, fordert Roland Zieschank vom Forschungszentrum für Umweltpolitik.
Bildquelle: magnetcreative/istockphoto

„Lösungsansätze für die großen, umweltpolitischen Probleme unserer Zeit gibt es viele“, sagt Roland Zieschank vom Forschungszentrum für Umweltpolitik der Freien Universität. „Leider hören wir wenig davon in den Medien.“ Diesen Missstand wollen Zieschank und der Wissenschaftsjournalist Manfred Ronzheimer als Initiatoren der Tagung „Große Transformation und ihre Kommunikation“ zum Anlass nehmen und gemeinsam mit Forschern, Journalisten und Interessierten Ideen erarbeiten, wie die umweltpolitischen Themen unserer Zeit besser kommuniziert und somit einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden können. campus.leben sprach mit Roland Zieschank über die Tagung und den Wissensverlust auf dem Weg von der Forschung zu den Medien.

Herr Zieschank, die „Große Transformation“ ist Titelgeber der von Ihnen organsierten Tagung. Was muss man sich darunter vorstellen, und warum haben Sie diesen Titel gewählt?

Roland Zieschank: Der Begriff stammt aus den 1940er Jahren und wurde von dem ungarisch-österreichischen Wirtschaftshistoriker und Soziologen Karl Polanyi geprägt. Im Zuge der Industrialisierung ist es Polanyi zufolge zu tiefgreifenden Veränderungen unserer gesamten Gesellschafts- und Wirtschaftsordnung gekommen – zu einer massiven Veränderung der Gesamtbedingungen also, mit fatalen Folgen für die Umwelt.

Polanyi zielte darauf ab, die Wirtschaft wieder in gesellschaftliche Sinnzusammenhänge einzubinden. Ähnlich wird heute in vielen Bereichen eine Transformation für notwendig erachtet, um die planetaren Grenzen des Umweltverbrauchs und der Umweltbelastung nicht zu überschreiten. Strategien für eine Energiewende werden zwar inzwischen öffentlich erörtert, aber wie sich die Vielfalt an Landschaften sowie Tier- und Pflanzenarten erhalten lässt, wird in den Medien kaum thematisiert. Vielleicht liegt es daran, dass diese Themen sehr komplex sind.

Ähnliches gilt für den Aufbau einer „Grünen Wirtschaft“ oder für Lösungsvorschläge zu einer umweltfreundlicheren Verkehrswende. Häufig konzentrieren sich Journalisten auf Missstände oder isolierte Faktoren, etwa Nahrungsmittelverschwendung, während die großen, umweltpolitischen Themen kaum besprochen werden.

Wie schätzen Sie die aktuelle Situation in Hinblick auf die mediale Vermittlung umweltpolitischer Themen und Fragestellungen ein?

Unsere These ist, dass es den Medien derzeit nicht gelingt, einen gesellschaftlichen Diskursraum zu schaffen. Umweltpolitische Themen werden nicht ausreichend thematisiert, wodurch auch die Umsetzung von Lösungsvorschlägen aus der wissenschaftlichen Forschung ins Stocken gerät. Insgesamt gibt es meiner Meinung nach eine große Diskrepanz zwischen der Wissensproduktion rund um nachhaltigere Entwicklung und dem Interesse der Medien an diesen Ergebnissen. Vor allem sollten Forschungsergebnisse nicht nur in Fachzeitschriften auftauchen, sondern breit diskutiert werden, bei Unternehmen Resonanz finden und zum politischen Programm beitragen.

Was sind die zentralen Themen der Tagung und welche Ergebnisse erhoffen Sie sich?

Uns ist wichtig, dass umweltpolitische Forschungsergebnisse stärker ihren Weg in die Öffentlichkeit finden. Von daher interessieren uns zum einen auch die strukturellen Ursachen der Missachtung dieser Themen. Zum anderen suchen wir nach neuen Kommunikationsmöglichkeiten. Die Einbindung der Zivilgesellschaft spielt hier eine wichtige Rolle, denn Umweltpolitik und Gesellschaftspolitik greifen ineinander. Wir möchten im Rahmen der Tagung konkrete Vorschläge erarbeiten, wie eine bessere Kommunikation der großen, umweltpolitischen Themen und somit ein gesamtgesellschaftlicher Diskurs zu erreichen sind.

Die Fragen stellte Nora Lessing

Weitere Informationen

Tagungsprogramm „Große Transformation und ihre Kommunikation“

Zeit: Montag, 1. Juni 2015, ab 10 Uhr; Dienstag, 2. Juni, ab 9 Uhr

Ort: Evangelische Bildungsstätte auf Schwanenwerder, Inselstraße 27-28, 14129 Berlin

Teilnahmegebühr: 60 Euro, ermäßigt 40 Euro

Anmeldung: www.eaberlin.de