„Auf keinen Fall Hausmittel einsetzen“
Was man bei der Sonnenfinsternis am 20. März beachten sollte, verraten Wissenschaftler der Freien Universität
19.03.2015
Am morgigen Freitag kommt es zu einer partiellen Sonnenfinsternis – und schon jetzt gibt es kaum ein anderes Thema. Vor allem seitdem in den Medien und im Netz Tipps kursieren, wie man die Augen schützen sollte, wechseln sich Vorfreude auf das Naturereignis und Beklemmung ab. Campus.leben hat vier Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Freien Universität um eine fundierte Einschätzung gebeten.
Wie oft hat ein Mensch überhaupt die Gelegenheit, eine Sonnenfinsternis zu erleben?
Thomas Dümmel, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Meteorologie: Die Sonnenfinsternis am 20. März 2015 ist in Deutschland eine partielle Sonnenfinsternis, also keine totale. Nur ein schmaler Streifen auf der Erde wird komplett abgedunkelt. Dieses Mal verläuft er über dem Nordatlantik, das heißt von einigen Inseln Spitzbergens kann man die Sonnenfinsternis als total erleben – aber auch nur dann, wenn keine oder nur wenige Wolken am Himmel sind. Die letzte totale Sonnenfinsternis gab es in Deutschland am 11. August 1999, die nächste wird sich hierzulande erst am 3. September 2081 ereignen. Wenn man also nicht reisen will, hat man im Laufe des Lebens nur sehr selten Gelegenheit, ein derartiges Schauspiel zu sehen. Bei partiellen Sonnenfinsternissen wie der aktuellen stehen die Chancen etwas besser: Die nächste wird sich 2026 ereignen.
Welche Emotionen löst eine Sonnenfinsternis in uns Menschen aus?
Claudia Jarzebowski, Juniorprofessorin für Geschichte der Frühen Neuzeit und Historische Emotionenforschung: Eine Sonnenfinsternis lässt uns heute den Kosmos und die Erhabenheit des Weltalls spüren. Das ergreift uns zutiefst, kann Angst, Unsicherheit, aber auch Glücksgefühle auslösen. Erlebt man eine Sonnenfinsternis in der Natur, wirkt sie anders als vom Dachfenster aus beobachtet.
Spezielle Schutzbrillen für die Sonnenfinsternis sind längst vergriffen. Wie kann man seine Augen dennoch schützen?
Nicole Stübiger, Oberärztin an der Klinik für Augenheilkunde der Charité – Universitätsmedizin Berlin: Auf keinen Fall mit Hausmitteln! CDs, Röntgenbilder oder das Glas von Bierflaschen schützen die Augen nicht ausreichend vor der UV-Strahlung! Die einzige Alternative zu Schutzbrillen ist eine spezielle Folie, die „Baader Planetarium Astrosolar Silberfolie“. Wenn man sich damit eine eigene Brille bastelt, sollte man aber darauf achten, dass der Rahmen sehr breit ist, denn die UV-Strahlen streuen sehr stark.
Wie kann man den großen Moment festhalten, ohne Kameras oder das eigene Augenlicht zu schädigen?
Jenny Schlüpmann, promovierte Physikerin und Mitarbeiterin in der AG Didaktik für Physik: Man sollte auf keinen Fall durch den Sucher einer Kamera schauen, das ist höchst gefährlich! Fotos mit dem Handy zu machen, ist an sich nicht gesundheitsschädlich, aber vollkommen sinnlos, da das Bild hoffnungslos überbelichtet sein wird. Das Fotografieren sollte man den Profis überlassen. Mein Tipp: Lieber auf andere Weise die Atmosphäre einfangen: Schneidet man in ein Blatt Papier kleine Öffnungen in Kreis-, Sternchen- oder Herzform von zwei bis vier Millimeter Durchmesser und lässt anschließend die Sonne auf das Blatt Papier scheinen, kann man die Lichtflecke beobachten, die auf dem Boden entstehen. Normalerweise sind sie alle rund, denn die Lichtflecke sind Abbilder der Sonne, weshalb sie auch Sonnentaler genannt werden. Bei der Sonnenfinsternis werden diese Lichtflecke alle sichelförmig sein! Eine Methode, die die stimmungsvolle Atmosphäre einfängt und dabei völlig ungefährlich ist.
Die Fragen stellte Verena Blindow.