Auszeichnung mit Seeblick
Beim Sommerfest des Netzwerks Unternehmertum der Freien Universität kämpften drei Start-ups um den erstmals ausgeschriebenen Gründerpreis der Berliner Sparkasse
27.08.2013
Boote schaukeln, Möwen segeln vorbei, Gläser klirren: Das Netzwerk Unternehmertum der Freien Universität Berlin hatte zum Sommerfest und zur Verleihung des Gründerpreises der Berliner Sparkasse im Veranstaltungshaus der Sparkasse am Wannsee geladen. Drei Ausgründungen aus dem Umfeld der Freien Universität Berlin traten im Finale um die mit 3.000 Euro dotierte Auszeichnung an. Jeweils fünf Minuten lang wurden die Projekte präsentiert, dann stellten sich die Gründer den Fragen des Publikums. Dem oblag es am Ende auch, per Stimmzettel über den Gewinner zu entscheiden.
Die diesjährigen Finalisten waren eine Woche vor dem Fest von einer Jury ausgewählt worden. Bewertet wurden unter anderem der Name, der „Claim“ – der Firmenslogan bzw. das Kundenversprechen – und das Corporate Design der Jungunternehmen, der Internetauftritt, die Pressearbeit und die Präsenz einer Gründerpersönlichkeit in der Öffentlichkeit. Dr. Christian Segal von der Berliner Sparkasse, Constanze Frey vom Wirtschaftsmagazin „Berlin maximal“, Oliver Schmidt von der Unternehmensberatung Hultgren und Partner sowie Professor Michael Kleinaltenkamp vom Fachbereich Wirtschaftswissenschaft der Freien Universität Berlin hatten auf diese Weise die Start-ups „Laubwerk“, „doxter“ und „Lebepur“ in die letzte Runde geschickt.
Made in Germany: digitale Pflanzen stilvoll zerstören
Henning Marx betrat für „doxter“ als erster die Bühne und stellte das Portal zur Online-Buchung von Arztterminen vor. „In 15 Sekunden zum Arzttermin“ lautet das Kundenversprechen, das doxter in kühlem blau und weiß in Szene setzt und seriös bewirbt. Eines Tages, so die Vision des Marketingleiters, werde es heißen: „Ich muss noch einen Arzttermin doxtern.“
Mit Visionen spielt auch Tim Dapper. Sein Unternehmen „Laubwerk“ entwirft digitale 3D-Pflanzenmodelle für Architektur-Visualisierungen, Filme und Computerspiele. Im internationalen Geschäft soll der deutsche Name für Qualität „Made in Germany“ stehen. Einen anschaulichen Beweis lieferte Dapper mit einem Ausschnitt aus dem neuen Action-Film „Independence Day 2“ von Roland Emmerich. Darin sieht man, dass „Laubwerk“-Pflanzen sogar stilvoll zerstört werden können. Die Zuschauer waren fasziniert: „Es gibt Produkte, die brauchen einfach kein Marketing“, kam als Lob aus dem Publikum.
Die Präsentation von „Lebepur“-Mitgründer Thomas Straßburg begann sehr persönlich: Nach einem – glücklicherweise falschen – Verdacht auf Krebs wollte er sich in Zukunft mit viel Obst und Gemüse besonders gesund ernähren, berichtete der Diplom-Kaufmann. Weil das im Alltag aufwendig ist, erfand er mit Stefan Arndt zusammen Lebepur: schonend getrocknetes, fein gemahlenes Obst und Gemüse in Pulverform, das schnell zu „grünen Smoothies“ – Getränken aus püriertem Obst und Gemüse – zubereitet werden kann. Drumherum ließ das Team mit fröhlich-frischen Illustrationen eine Markenwelt entstehen. Inzwischen werden die Produkte über Reformhäuser, Biomärkte und Online-Shops vertrieben.
Gründeralltag: Die Mittel bestimmen das Ziel
Drei tolle Ideen, drei tolle Auftritte – doch die Zuschauer mussten sich entscheiden: Nur ein Kreuz durfte auf jedem Stimmzettel stehen. Während das Ergebnis ausgezählt wurde, gab Tobias Frese mit seinem Vortrag Lebenshilfe für Entrepreneure. Der Doktorand im Marketing Department der Freien Universität Berlin verglich in seiner Studie den zielorientierten Management-Ansatz mit dem „Effectuation“-Ansatz (englisch: Ausführung), bei dem die Unternehmensziele nicht absolut feststehen, sondern aufgrund von aktuell verfügbaren Mitteln und überraschenden Ereignissen immer wieder angepasst werden. Nach diesem Ansatz arbeiteten – meist unbewusst – viele erfolgreiche Start-ups, auch wenn sie diese Realität in ihren Businessplänen häufig verleugnen müssen. Als „erlösend“ lobte ein Gründer anschließend den Vortrag des Wirtschaftswissenschaftlers, weil die Theorie damit endlich die Wirklichkeit zur Kenntnis nehme.
Die Wirkung unerwarteter Einnahmen auf Unternehmensgründer konnten die Zuschauer anschließend live auf der Bühne erleben. Der Präsident der Freien Universität, Prof. Dr. Peter-André Alt, und Hans Jürgen Kulartz, Vorstandsmitglied der Berliner Sparkasse, übergaben Urkunde und Scheck an die Gewinner des Gründerpreises der Berliner Sparkasse: „Lebepur“.
Das Team war bestens vorbereitet und lud die Gäste zur Produktverkostung auf der Terrasse ein. Dort wurden die „grünen Smoothies“ als willkommene Ergänzung zum Grill-Buffet zahlreich probiert. Auch die Ratschläge von Tobias Frese setzten die Teilnehmer prompt in die Tat um: „Begreife andere Gründer, Investoren und zufällige Bekanntschaften als potenzielle Partner und nicht als Wettbewerber!“ Es entspann sich ein anregender Austausch – und das Sommerfest des Netzwerks Unternehmertum hielt alles, was der Name versprochen hatte.
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PartnerSeit Juli ist die Berliner Sparkasse Partnerin der Gründungsförderung der Freien Universität Berlin und unterstützt Absolventen auf dem Weg in die Selbstständigkeit. Der gemeinsam mit dem Netzwerk Unternehmertum der Freien Universität Berlin ausgelobte Gründerpreis ist Bestandteil der Kooperation und wird künftig jedes Jahr mit wechselnden Themenschwerpunkten ausgelobt. |