Deutsch-japanische Fußballroboter wollen gewinnen
Team „FUB-KIT“ von der Freien Universität und der japanischen Universität Kyūshū nimmt an Fußballroboter-Weltmeisterschaft teil
24.06.2013
Fußball, sagt man, ist Kopfsache und eine Frage der Form. Das gilt für einen Fußballspieler aus Fleisch und Blut wie für humanoide, also menschenähnliche Fußball-Roboter. Nur, dass hier die Kopfsache eine Software und die Form eine ausgetüftelte Mechanik ist. Die Informatiker der Arbeitsgruppe „Künstliche Intelligenz“ der Freien Universität treten in diesem Jahr erstmals gemeinsam mit japanischen Kollegen vom 24. bis 30. Juni bei den RoboCup-Weltmeisterschaften in Eindhoven an.
„Der Kontakt zu den Kollegen in Japan kam schon vor etwa zehn Jahren zustande, auf einem RoboCup-Turnier“, sagt Hamid Reza Moballegh, Leiter der deutsch-japanischen Roboter-Mannschaft FUB-KIT von Seiten der Freien Universität. Ein wenig wie Zwillinge werden sie wohl aussehen, wenn der deutsche und der japanische Roboter kommende Woche zum ersten Mal gemeinsam auf dem Feld stehen.
„Das japanische Institut hat ihren Roboter nach unserem Bauplan zusammengesetzt“, sagt Moballegh. Dabei hatte das Team der Technischen Universität Kyūshū in mehr als 9.000 Kilometern Entfernung mit unerwarteten Hindernissen zu kämpfen: Manche Materialien waren in Japan nicht aufzutreiben. So musste das Design minimal geändert und statt Aluminium teils Kunststoff verwendet werden.
Humanoide Roboter in Kleinkindgröße
Besagte Kopfsache und Form sind bei beiden Robotern gleich: Sie messen gerade einmal 90 Zentimeter, wiegen weniger als vier Kilo und werden über die gleiche Software gesteuert. In Eindhoven treten sie in der Liga der humanoiden Roboter in Kleinkindgröße („Teen Size“) an. Ein Jahr lang hat sich Moballegh mit seinem Team aus vier Studenten und Doktoranden auf die Weltmeisterschaft vorbereitet.
Während sich die japanischen Kollegen auf die Software konzentrieren, tüfteln die deutschen Roboter-Forscher besonders an den mechanischen Feinheiten: Ein spezielles Beinkonzept, bei dem die Glieder über Seile gesteuert werden, ermöglicht kurze Reaktionszeiten beim Laufen und Rennen. „Die Idee ist von der Biologie inspiriert und kann in Zukunft auch für den Prothesenbau verwendet werden“, schildert Moballegh, der über die Fußballroboter an der Freien Universität promovierte.
Eine weiterführende Zusammenarbeit mit dem Informatik-Institut der Technischen Universität Kyūshū in der Präfektur Fukuoka ist auch über die RoboCup-WM hinaus geplant – unabhängig davon, wie das Roboterteam in Eindhoven abschneidet. Moballegh möchte seinen Robotern vor allem das Springen beibringen und so die Prothesenforschung vorantreiben: „Wenn unsere Roboter das schaffen, wäre es ein Meilenstein.“
Die RoboCup-Initiative indessen hat sich ein ehrgeiziges Ziel gesetzt: Humanoide Roboter sollen bis zum Jahr 2050 so weit entwickelt sein, dass sie nach den offiziellen Regeln des Weltfußballs gegen Menschen gewinnen können.