Das geht unter die Haut
Konferenz am 6. und 7. Juni an der Freien Universität zu den gesundheitlichen Folgen von Tätowierungen
06.06.2013
Vor wenigen Jahrzehnten waren sie selten zu sehen, galten als Erkennungszeichen für Häftlinge oder Seemänner. Heute sind Tätowierungen allgegenwärtig und schocken als Körperschmuck nicht mehr. Mit Fragen zu den gesundheitlichen Problemen, die Tätowierungen mit sich bringen können, und zur Sicherheit von Tätowiermitteln beschäftigen sich Wissenschaftlerinner und Wissenschaftler auf der Konferenz „First International Conference on Tattoo Safety“ am 6. und 7. Juni 2013 an der Freien Universität. Sie wird vom Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) in Kooperation mit der Hochschule organisiert. Interessierte können sich noch während der Veranstaltung anmelden.
„Tätowierungen sind ein invasiver Eingriff“, sagt Andreas Luch, Leiter der Abteilung „Sicherheit von verbrauchernahen Produkten“ am BfR. „Es erstaunt mich, dass sie nicht ausschließlich von medizinisch geschulten Personen gestochen werden dürfen, sondern gesetzlich völlig unreguliert von jedermann mit entsprechendem Werkzeug. Der Experte für Pharmakologie und Toxikologie, der auch an der Freien Universität lehrt, möchte auf der vom BfR organisierten „First International Conference on Tattoo Safety“ einen Dialog zwischen Wissenschaftlern und Fachleuten anstoßen.
Langzeitwirkungen im menschlichen Körper sind nicht abzuschätzen
Tätowierungen haben seit Ende der 1980er Jahre einen regelrechten Siegeszug in der westlichen Welt angetreten. Rund ein Viertel der jungen deutschen Männer und Frauen (16 – 29-Jährige) haben sich ein oder mehrere Bilder unter die Haut stechen lassen – ein Trend, dessen Ende nicht abzusehen ist. „Bisher allerdings können wir die Langzeitwirkungen, die Tätowierungen im menschlichen Körper hinterlassen, zum Beispiel durch die Farbpigmente, noch nicht abschätzen“, sagt Luch. Er betont, dass es wichtig sei, ein aktives internationales Netzwerk von Wissenschaftlern, Fachleuten und Tätowierern aufzubauen, um Risiken bewerten und zukünftige Entwicklungen beobachten und analysieren zu können.
Beim Tätowieren werden Farbpigmente mit kleinen Nadeln unter die oberste Hautschicht gestochen. Von dort werden sie nicht – wie Kosmetikwirkstoffe – abgestoßen, sondern im lebenden Gewebe des Körpers deponiert. Komplikationen können nicht nur durch den noch ungeklärten Langzeitverbleib der Pigmente im Körper ausgelöst werden, sondern bereits beim Stechen selbst. Bakterielle oder virale Infektionen durch nicht-sterile Nadeln sind unter Umständen sehr schwer zu behandeln. Auch allergische Reaktionen wie Schwellungen, Schmerzen oder Entzündungen gefährden die Gesundheit stark. „Im letzten Jahr gab es sogar einen Fall, bei dem die tätowierte Haut entfernt und ein anderes Stück Haut des Patienten an die betroffene Stelle transplantiert werden musste“, sagt Luch.
Konstruktiver Austausch zwischen Wissenschaftlern und Interessensgruppen
Hygiene und Mikrobiologie bilden einen der fünf Themenblöcke der Tagung. Im Mittelpunkt stehen außerdem die chemische Analytik, Toxikologie, Technologie sowie Risikobewertung und Regulierung. Die Wissenschaftler beschäftigen sich unter anderem mit Fragen wie: Welche Menge der Farbpigmente bleibt unter der obersten Hautschicht und wohin geht der Rest? Wie hoch ist der Gehalt an Schwermetallen in Tätowierfarben? Wie wirken sie im Körper? Welche neuen Entwicklungen gibt es in der Tätowiertechnologie?
Auch Tätowierer selbst kommen zu Wort, um einen konstruktiven Austausch zu gewährleisten. Die Tagung bietet außerdem einer Interessensgruppe ein Forum, die in den letzten Jahren verstärkt in Erscheinung getreten ist: Dermatologen, die mit Laserbehandlungen Tattoos entfernen. „Viele Menschen sind zehn, fünfzehn Jahre nach dem Tätowieren unglücklich damit und lassen sie weglasern“, so Luch. „Auch hier müssen wir prüfen, was mit den Farbpigmenten bei einer solchen Laserung passiert – ganz lassen sie sich sicherlich nicht aus dem Körper entfernen.“
Weitere Informationen
Tagung „First International Conference on Tattoo Safety”Zeit und Ort
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