Lug und Betrug im Altersheim und ein Doppeldecker mit Mission
Studierende der Freien Universität beteiligen sich mit Geschäftsideen am Funpreneur-Wettbewerb / Abschlussveranstaltung am 20. Juni
07.06.2013
Das Kartenspiel „Lug und Betrug im Altersheim“ nimmt den Alltag von älteren Menschen liebevoll auf’s Korn.
Bildquelle: LuBiA Games
Gemischtes Funpreneur-Team: Sören Müller (l.) und Kim Ly Mai s(2.v.l.) studieren an der Universität Potsdam, Tim Höregott an der HTW (3.v.l.) und Kevin Hinze (r.) an der Freien Universität.
Bildquelle: Sabine Hellwig
Küche an Bord: Den ausrangierten BVG-Bus baut Stella Bauhaus derzeit um. Demnächst will die ausgebildete Pädagogin damit auf Festivals und Veranstaltungen für gutes Essen sorgen. Der Erlös soll in Projekte für Kinder und Jugendliche fließen.
Bildquelle: profund
„Es läuft alles gut – bis auf die Produktion.“ Das klingt zunächst nicht unbedingt nach dem optimalen Fazit, wenn es darum geht, innerhalb von fünf Wochen ein Produkt auf den Markt bringen und verkaufen zu sollen. Aber Kevin Hinze traut man zu, dass er dieses Problem rechtzeitig lösen wird. Der 22-Jährige studiert Geschichte und Kulturwissenschaften an der Freien Universität Berlin und erprobt sich in einem Team gerade als Unternehmer auf Zeit: im Funpreneur-Wettbewerb von profund, der Gründungsförderung der Freien Universität. Am 11. Juni müssen LuBiA Games und die anderen 27 Gründer-Teams einen Bericht abgeben. Dann entscheidet sich, welche zehn Finalisten ihr Projekt auf der Abschlussveranstaltung am 20. Juni in der IHK Berlin vor dem Publikum und der Jury präsentieren dürfen.
Unter Anleitung und ohne Risiko können Studierende im Rahmen des Funpreneur-Wettbewerbs ihre Geschäftsideen in die Praxis umsetzen. Crash-Kurse für Vertrieb, Marketing und Recht haben die Teams bereits hinter sich. Jetzt müssen sie bis Mitte Juni Kunden für ihre Produkte und Dienstleistungen finden. Unterstützt werden sie dabei werden von Paten aus den Reihen der Wirtschaftsjunioren Berlin. Zur Halbzeit findet ein Austauschtreffen statt: Jedes Team stellt seine Idee, Fortschritte und einen Prototyp des Produkts vor. Gibt es Probleme, wird gemeinsam nach einer Lösung gesucht.
Gemeinsam mit Sören Müller und Kim Ly Mai, die Betriebswirtschaftslehre an der Universität Potsdam studieren, und Tim Höregott, Game Design-Student an der Hochschule für Technik und Wirtschaft, tritt Kevin Hinze als Funpreneur an.
Alzheimer-Aufklärung mit Humor
Hinze, Müller, Mai und Höregott treten selbstbewusst in einheitlichen, mit ihrem Logo bedruckten T-Shirts zur Präsentation an. Sie nennen sich „LuBiA Games“ und setzen eine Idee um, die Tim Höregott schon einige Zeit vor dem Wettbewerb mit sich trug: Das Kartenspiel „Lug und Betrug im Altersheim“ nimmt den Alltag von älteren Menschen liebevoll auf’s Korn. Die Spieler sind Bewohner eines Altersheims, die immer wieder aberwitzige Fluchtversuche unternehmen. Dabei kommen ihnen die Kleptomanie der anderen Bewohner, beziehungsweise Spieler, und ihre eigene Vergesslichkeit in die Quere.
Stolpersteine auf dem Weg zum unternehmerischen Erfolg
Hinze berichtet vom Erfolg der Gründungsidee – und eben auch von seinem großen Problem: „Unser Spiel ist fertig, die Illustrationen sind fertig, aber leider haben wir keine Druckerei gefunden, die uns sponsern wollte. Jetzt müssen wir mit Vorbestellungen arbeiten.“ Für 9,95 Euro zuzüglich 2,00 Euro Versandgebühren kann man das Spiel auf der Website von Lubia Games bestellen, produziert wird erst, wenn ausreichend Vormerkungen vorliegen und somit kein finanzielles Risiko mehr besteht. „Unser Partner ist die Alzheimer Gesellschaft Berlin e.V., berichtet Kim Ly Mai. „Auf ihrer Website macht sie Werbung für uns, und wir spenden einen Euro pro verkauftem Spiel an den Verein.“ Aufklärung mit Humor – das Team erhält viel Beifall aus dem Plenum.
Ein Doppeldecker mit Mission
Diesen großen Auftritt hat Stella Bauhaus schon hinter sich. Sie hat vor zwei Jahren am Funpreneur-Wettbewerb teilgenommen und belegte den zweiten Platz. Zusammen mit Maureen Strache mietete sie damals für zwei Tage ein Restaurant und ließ Köche mit Zutaten kochen, die zum Teil der „Berliner Tafel“ zuvor als Spende zur Verfügung gestellt worden waren. 260 Menüs wurden serviert, der Gewinn von rund 1.500 Euro ging an die „Berliner Tafel“.
Diese Erfahrung hat den Lebensweg der ausgebildeten Pädagogin verändert: Anstatt nach dem Studium eine Stelle als Lehrerin für Deutsch, Biologie und Mathematik anzunehmen, hat sie sich für Social Entrepreneurship entschieden – und einen Bus gekauft: einen alten BVG-Doppeldecker mit 60 Plätzen.
Im unteren Teil baut sie zurzeit eine kleine, aber leistungsfähige Gastronomie-Küche ein. Schon in diesem Sommer will Stella Bauhaus damit auf Festivals und Veranstaltungen für gutes Essen sorgen. Die Erlöse fließen in die Finanzierung von Projekten mit Kindern und Jugendlichen, die sie selbst durchführen möchte.
Dabei soll es unter anderem um gesunde Ernährung und „Upcycling“ gehen – am wichtigsten ist ihr aber die kiezübergreifende Vernetzung: Wenn Kinder aus Brennpunktschulen gemeinsam mit Kindern aus bürgerlichen Kiezen kochen lernen, dann erweitern beide Gruppen ihren Horizont.
Für Mobilität sorgt der Bus: Stella Bauhaus macht gerade ihren Führerschein als Kraft-Omnibus-Fahrerin, damit sie künftig ihre Schützlinge befördern darf. „Ich möchte Kinder aus ihrem Umfeld holen und ihnen neue Perspektiven zeigen“, sagt sie. „So kann ich vielleicht mehr bewirken als im Unterricht.“
Weitere Informationen
Abschlussveranstaltung: Finale der Funpreneure:
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