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Start mit Rückenwind

Mit „Chariteam“ und „SpacialDB“ werden zwei weitere Ausgründungen der Freien Universität Berlin durch EXIST-Gründerstipendien gefördert

18.04.2012

Chariteam von links nach rechts: Lars Keller, Alexander Hain, Jana Rekittke, Robin Spaetling

Chariteam von links nach rechts: Lars Keller, Alexander Hain, Jana Rekittke, Robin Spaetling
Bildquelle: chariteam

Kashif Rasul, Shoaib Burq und Roman Jakob vom Team SpacialDB

Kashif Rasul, Shoaib Burq und Roman Jakob vom Team SpacialDB
Bildquelle: SpacialDB

Die Uhr läuft: In einem knappen Jahr müssen Jana Rekittke und ihre Kollegen von „Chariteam“ auf eigenen Füßen stehen. Bis dahin haben die angehenden Unternehmer Zeit, mit einem Gründerstipendium im Rücken an ihrem Businessplan und der Programmierung ihrer Website zu arbeiten. EXIST macht es möglich: Das Programm des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie fördert Ausgründungen aus Hochschulen, die universitäre Forschungsergebnisse für den Markt verwerten wollen.

„Das trifft voll auf uns“, sagt Jana Rekittke, die an der Freien Universität Informatik studiert hat. „Chariteam“ baut eine komplexe Datenbank auf, mit der Firmen und Privatleute, die sich gesellschaftlich engagieren wollen, ein passendes gemeinnütziges Projekt finden können. Zur Mannschaft gehören auch der Kulturwissenschaftler und Fundraising-Manager Robin Spaetling, der Diplom-Kaufmann Alexander Hain und der Frontend-Entwickler Lars Keller.

Um diese Dienstleistung in großem Umfang bundesweit anbieten zu können, setzt das Team auf eine intelligente Matching-Software, die Übereinstimmungen errechnet. Gemeinnützige Organisationen aller Art werden dafür katalogisiert und durchsuchbar macht. „Die Programmierung entwickeln wir zusammen mit der Arbeitsgruppe Corporate Semantic Web von Professor Adrian Paschke am Institut für Informatik der Freien Universität“, sagt Jana Rekittke. „Um auf dem Markt etwas Neues bieten zu können, brauchen wir das Know-how des Instituts.“

Mit der Anschubfinanzierung durch EXIST kann „Chariteam“ gründlich an Datenbank und Dienstleistung feilen. Das Stipendium sichert zwölf Monate lang ein Grundeinkommen für drei Teammitglieder sowie Mittel für Aufwendungen für Geräte, Material und Coaching. Büroarbeitsplätze auf dem Campus der Freien Universität Berlin gibt es gratis dazu. Anfang März bezog das Team einen großen Gründerraum in einer ehemaligen Parfümfabrik in der Kelchstraße, einem Gebäude in Steglitz, das inzwischen zur Freien Universität gehört. „Hier haben wir Platz, Ruhe und eine nette Atmosphäre“, freut sich Rekittke.

Gründerfrühling mit Terrasse

Auch Kashif Rasul, Shoaib Burq und Roman Jakob haben neue Gründerräume bezogen – in einem sonnigen Dachgeschoss in der Arnimallee, mitten im quirligen Dahlemer „Kiez“ der Physiker, Informatiker und Mathematiker. Mit ihrem Gründungsprojekt „SpacialDB“ profitieren auch sie von einem EXIST-Stipendium. Ihre Geschäftsidee – „Cloud hosted Geospatial Database and API” – formulierten die beiden Australier mit pakistanischen Wurzeln für den internationalen Markt gleich auf Englisch, ihrer Muttersprache.

Die Idee kurz und verständlich auf Deutsch zu erklären, ist dagegen gar nicht so einfach: Es geht um standortsbezogene Dienste, also Programme für das Internet oder Smartphone, die mit Geodaten arbeiten. Solche Apps werden zum Beispiel für Umweltbeobachtung, Frühwarnsysteme, Navigationssysteme, mobile Spiele oder standortbezogene Werbung benötigt. Sie zu entwerfen, ist bisher für Entwickler äußert kompliziert, auch weil es so viele verschiedene technische Formate zur Darstellung geografischer Daten gibt. „SpacialDB“ will eine neue Basistechnologie schaffen, die es auch auf dem Gebiet unerfahrenen Entwicklern leicht macht, standortbezogene Anwendungen zu programmieren. Dass dabei auch „Cloud Computing“ im Spiel ist, ist heutzutage schon fast selbstverständlich.

Die Gründer arbeiten seit vielen Jahren mit Geodaten, unter anderem für Regierungs- und Nichtregierungsorganisationen, Unternehmen und Start-ups. Kashif Rasul wurde 2010 an der Freien Universität Berlin promoviert und hat aus dieser Zeit Kontakte zur Arbeitsgruppe Datenbanken und Informationssysteme von Professorin Agnès Voisard am Institut für Informatik. So fiel die Entscheidung, das Start-up mit Unterstützung von Professorin Voisard an der Freien Universität zu realisieren. Der Betriebswirt und Unternehmensberater Roman Jakob ergänzt das Team und lotst es durch den Behörden-Dschungel.

„Bis Ende des Jahres wollen wir eine Folgefinanzierung für das Projekt auf die Beine stellen und damit die Voraussetzungen für die Anstellung von zwei Softwareentwicklern schaffen. Bei so viel Arbeit sind wir froh, wenn wir die Terrasse ab und zu für kleine Denkpausen nutzen können. Manchmal hat man ja gerade dann die besten Ideen“, sagt Roman Jakob.

Freie Universität erfolgreich im Rennen um EXIST-Stipendien

Neben „Chariteam“ und „SpacialDB“ sind seit 2007 über 50 Gründerteams der Freien Universität Berlin in den Genuss eines EXIST-Stipendiums gekommen. Die Gründungsförderung profund gehört bundesweit zu den erfolgreichsten Antragstellern für das Programm. Zwei weitere Teams haben ihre Bewilligung bereits erhalten und ziehen im Mai in ein Gründerhaus ein. Steffen Terberl, Teamleiter für Wissens- und Technologietransfer an der Freien Universität, möchte noch mehr Studierende und Wissenschaftler ermuntern, diesem Beispiel zu folgen: „Ideen für innovative Start-ups sind bei uns herzlich willkommen. Wir haben viele Möglichkeiten, Gründer auf ihrem Weg zu unterstützen.“