Mit Proteinen zum Erfolg
Christian Hackenberger, Chemiker an der Freien Universität, ist für seine Arbeiten in Lehre und Forschung mehrfach ausgezeichnet worden
07.04.2011
Gerade hat Christian Hackenberger den Ruf auf die Professur Bioorganische Chemie an der Freien Universität angenommen
Bildquelle: Markus Wimmer / www.markus-wimmer.com
Die Preise purzeln nur so: Anfang dieser Woche erhielt Christian Hackenberger das Karl-Winnacker-Dozentenstipendium für besondere wissenschaftliche Leistung. Die Gesellschaft Deutscher Chemiker (GDCh) hatte ihn kürzlich mit dem ADUC-Jahrespreis für Habilitanden 2010 ausgezeichnet. Und am 9. Mai erhält der 34-Jährige den mit 16.000 Euro dotierten Heinz-Maier-Leibnitz-Preis der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG), der als bundesweit wichtigster Preis für den wissenschaftlichen Nachwuchs gilt.
Die aus Mitgliedern der DFG und des Bundesforschungsministeriums gebildete Jury begründete ihre Entscheidung damit, dass Hackenberger zu den am meisten erfolgversprechenden deutschen Nachwuchswissenschaftlern der Bioorganischen Chemie gehöre. Vor allem mit seinen Arbeiten zur chemischen Methodenentwicklung habe er sich binnen kurzer Zeit international einen Namen gemacht. Die von ihm entwickelte „Staudinger-Phosphit-Ligation“, eine hochselektive chemische Reaktion, die für biologische Anwendungen unter idealen milden Bedingungen abläuft, erleichtere die gezielte Verknüpfung von Proteinen mit organischen Substanzen. Diese gezielte Funktionalisierung von Proteinen stellt eines der größten Probleme der Biologischen Chemie dar und ist Christian Hackenbergers Forschungsgebiet: „Das Besondere bei unseren Experimenten ist, dass wir chemische Methoden mit biochemischen Verfahren kombinieren. Biochemisch in dem Sinne, dass wir unser Ausgangsmaterial nicht selbst herstellen, indem wir eine Reaktion an die andere reihen, sondern dass Bakterien oder ganze Zellen diese Aufgabe übernehmen.“
Chemische Reaktionen unter zellulären Bedingungen durchführen
Als Ausgangssubstanzen für chemische Reaktionen verwendet Hackenberger Proteine, die verändert und veredelt werden. Er beschreibt das so: „In der Natur gibt es einen Mechanismus, der Proteine durch spezifische Enzyme in verschiedene Varianten mit jeweils unterschiedlichen Eigenschaften umwandelt. Dieser fundamentale Prozess interessiert uns.“ Durch ihn würden fast sämtliche komplexen Vorgänge in Zellen, etwa die Zellteilung oder Transportprozesse, gesteuert. „Wir wollen vor allem die enzymatischen Reaktionen durch chemische ersetzen, um sie noch besser untersuchen und verstehen zu können. Kurz gesagt: Wir wollen chemische Reaktionen unter zellulären Bedingungen durchführen“, sagt Hackenberger. Dadurch könne man beispielsweise bestimmte Proteine in eine stabilere Form bringen oder sie unter dem Mikroskop sichtbar machen. Das stabile Protein könnte dann als Pharmazeutikum eingesetzt werden.
Nachwuchswissenschaftler mit Erfolgsgarantie
Mit dem Thema seiner Forschungsarbeit – der Modifikation von Proteinen – kam der Nachwuchsgruppenleiter durch sein Postdoktorat am Massachusetts Institute of Technology (MIT) in Cambridge (USA) in Berührung. Dort arbeitete er mit Barbara Imperiali zusammen, die zu den renommierten Wissenschaftlern auf dem Gebiet der Chemischen Biologie gehört und chemische Methoden mit biologischen Substraten verbindet.
Vertrauensvorschuss
Studiert hat Christian Hackenberger an den Universitäten Freiburg und Madison/Wisconsin (USA), wo er 1999 mit dem Master of Science graduierte. 2003 promovierte er an der RWTH Aachen. Nach dem Postdoktorat am MIT wechselte er 2005 an die Freie Universität, wo er seitdem eine Emmy-Noether-Gruppe der DFG leitet. An der Freien Universität und im Umfeld seiner Arbeit habe er sehr von seinen Mentoren profitiert, sagt Hackenberger, der sich Anfang des Jahres habilitiert hat.
Organisieren und motivieren
Er arbeitet mit seiner Forschungsgruppe in Berlin mit Gruppen an der Charité, am Leibniz-Institut für Molekulare Pharmakologie (FMP) und an der Beuth Hochschule für Technik zusammen, außerdem gibt es eine Kooperation mit der Biotec-Firma RiNA GmbH. Das will koordiniert und organisiert werden. „Oft ist es eine Herausforderung, Kooperationspartner zu finden, sie zu motivieren und sie bei der Stange zu halten“, sagt Hackenberger. „Ich habe immer gern organisiert, auch im Labor.“ Durchaus erfolgreich: Insgesamt beläuft sich die von Hackenberger eingeworbene Drittmittelsumme derzeit auf über 2,7 Millionen Euro.
Soft Skills stärken
Seit 2008 ist Hackenberger Sprecher und Koordinator des integrierten Graduiertenkollegs „Multivalenz in Chemie und Biochemie“ im Sonderforschungsbereich 765 der Freien Universität mit zurzeit fast 60 Doktoranden. Besonderen Wert legt der Nachwuchswissenschaftler bei der Organisation des Veranstaltungs- und Lehrprogramms auf die Vermittlung von Schlüsselqualifikationen – die sogenannten Soft Skills – um auch soziale Kompetenzen zu schulen.
Ehrung für Forschung und Lehre
Der direkte Kontakt zu den Studierenden ist dem Gruppenleiter wichtig. Das habe ihn an die Freie Universität geführt: „Ich hatte damals auch ein Angebot vom Max-Planck-Institut für Kohlenforschung in Mühlheim, wo es jedoch keine Uni drum herum gibt.“ Der Freien Universität wird Christian Hackenberger erhalten bleiben: Gerade hat er den Ruf auf die Professur Bioorganische Chemie angenommen.
Für sein Engagement in der Lehre wurde Hackenberger zu Beginn der Woche von der Stiftung Stipendien-Fonds des Verbandes der Chemischen Industrie e. V. mit dem Karl-Winnacker-Dozentenstipendium ausgezeichnet. Die mit 37.500 Euro und einem Doktorandenstipendium dotierte Würdigung wird vom Verband der Chemischen Industrie e.V. vergeben. Die Gesellschaft Deutscher Chemiker (GDCh) hatte ihn mit dem ADUC-Jahrespreis für Habilitanden 2010 ausgezeichnet. Der Preis würdigt jährlich bis zu drei Habilitanden aus allen Gebieten der Chemie für besonders originelle und wissenschaftlich bedeutende Publikationen und ist mit 2.500 Euro dotiert. Am 9. Mai erhält Hackenberger den mit 16.000 Euro dotierten Heinz-Maier-Leibnitz-Preis der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG), der als bundesweit wichtigster Preis für den wissenschaftlichen Nachwuchs gilt. |