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Die Zukunft beginnt heute

Die Innovationsforscherin Kerstin Cuhls hielt einen Vortrag am Center for Cluster Development (CCD) der Freien Universität

08.01.2010

Neue Forschungsfelder entstehen an den Grenzen der Disziplinen

Neue Forschungsfelder entstehen an den Grenzen der Disziplinen
Bildquelle: Karsten Schilling

Wie wird Forschung in 20 Jahren aussehen? Auf welche wissenschaftlichen Probleme steuern wir zu? Und wie kann sich die Freie Universität erfolgsorientiert an der Erschließung neuer Forschungsfelder beteiligen?

Auf dem 1. Workshop des Centers for Cluster Development (CCD) der Freien Universität Berlin wagte Kerstin Cuhls, Mitarbeiterin des Fraunhofer-Instituts für System- und Innovationsforschung in Karlsruhe, einen Blick in die Zukunft. Kerstin Cuhls begleitet im Auftrag des Bundesbildungsministeriums den 2007 ins Leben gerufenen Foresight-Prozess", dessen Ziel es ist, das Ministerium, aber auch deutsche Universitäten, bei der Erschließung neuer wissenschaftlicher Forschungsfelder zu unterstützen. Im Rahmen des ersten Workshops des Center for Cluster Development der Freien Universität präsentierte Kerstin Cuhls erste Ergebnisse dieser innovativen Analysemethode. Viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Freien Universität nahmen an der Veranstaltung teil und verschafften sich einen Eindruck von den zukunftsweisenden Themen, die einen Weg für eine langfristige Aufstellung ihrer universitären Einrichtungen aufzeigen sollen.

Herausforderungen der Zukunft

„Ich weiß, dass man nicht in die Zukunft schauen kann. Aber schon die Beschäftigung mit der Frage, was die Wissenschaft beschäftigen könnte, hat sehr viel in den Köpfen der Menschen bewegt“, sagte Kerstin Cuhls. Während des Vortrags richtete sie den Fokus auf interdisziplinäre Themenkomplexe – insbesondere im naturwissenschaftlichen Bereich – und betonte die Notwendigkeit, stärker innerhalb einer Universität zusammenzuarbeiten. „Denn an den Grenzen der Disziplinen passiert das meiste“, versicherte sie ihren Zuhörern.

Cuhls präsentierte Forschungsfelder, die in den nächsten 20 Jahren für Wissenschaftler besonders interessant werden. Darunter fielen Themen wie „erneuerbare Energie" und „Mensch-Technik-Kooperation", aber auch weniger bekannte Themenkomplexe stellte die Innovationsforscherin vor. „Besonders stark wird uns ‚Zeit’ als Phänomen beschäftigen“, sagte Cuhls. „Unsere heutigen Zeiteinheiten basieren auf der Atomuhr, die den Regeln des schnellen globalen Datentransfers nicht mehr gerecht wird. Hier wird eine Neuorientierung notwendig sein.“

Wegfall starrer disziplinärer Grenzen

Aber auch das Gebiet „Mensch und Maschine“ könnte nach Meinung der Innovationsforscherin stark an Bedeutung gewinnen. Das Verhältnis, das Menschen zu elektronischen Geräten aufbauten, sei ein immer noch zu wenig beachtetes Forschungsfeld. Hier identifizierte Kerstin Cuhls nicht nur Potenzial für Ingenieure, deren Aufgabe es ist, immer raffiniertere Maschinen für die Bewältigung des menschlichen Alltags zu entwickeln, sondern auch für die Geisteswissenschaften: „Man sagt im Volksmund: Der beste Freund des Deutschen sei sein Auto. Was für Emotionen, was für Empfindungen stecken dahinter? Mit welchen Gefühlen werden wir uns beschäftigen müssen, wenn Maschinen in ihrer Struktur komplexer werden, wie man neuerdings bei der Entwicklung von Robotern beobachten kann?“

Eine Frage in der Abschluss-Diskussion zielte darauf ab, ob sich weniger innovationsorientierte Disziplinen wie die Rechtswissenschaften am Prozess beteiligen könnten. Cuhls verwies auf den interdisziplinären Charakter der Innovationsforschung. „Alle Disziplinen sollten sich angesprochen fühlen. Die Zukunft wird uns nicht nur vor ökonomische Herausforderungen stellen. Auch rechtliche und gesellschaftliche Fragen werden wir in diesen Zusammenhängen neu beantworten müssen“, sagte sie, und verwies auf den erheblichen Forschungsbedarf gerade auch in diesen Fachrichtungen und auf das enorme Potenzial für transdisziplinäre Forschungskooperationen.