Einblicke ins Gefühlsleben
Zentrum zur Erforschung des Zusammenspiels von Sprache, Kognition und Emotion an der Freien Universität eröffnet
15.06.2009
Mit dem Dahlem Institute for Neuroimaging of Emotion (D.I.N.E.), einer Einrichtung des Exzellenzclusters „Languages of Emotion“ und des Fachbereichs Erziehungswissenschaften und Psychologie an der Freien Universität, wurde am vergangenen Freitag eines der modernsten neurokognitiven Labore Deutschlands eröffnet.
Den Eröffnungsvortrag hielt der bekannte britische Psychiater und Neurowissenschaftler Chris Frith vom Wellcome Trust Center für Neuroimaging in London. Frith war einer der ersten, der bildgebende Verfahren für die Erforschung von individuellen Bewusstseinszuständen nutzte und dem damit ein Brückenschlag zwischen Psychologie und Physiologie gelang. In seinem Vortrag sprach der Wissenschaftler über die Rolle der Mimik für Emotionen und zwischenmenschliche Kommunikation – zentraler Gegenstand seiner derzeitigen Forschung.
Offensichtlich beeindruckt von der hervorragenden Ausstattung des D.I.N.E. betonte Frith die einmalige Gelegenheit, die sich im Cluster durch die Zusammenarbeit von Natur- und Geisteswissenschaftlern eröffne. „Das gemeinsame Forschen ist eine besondere Chance“, sagte Frith. „Naturwissenschaftler können von Geisteswissenschaftlern lernen. Sie verfügen in ihrem Denken über jene historische Perspektive, die Naturwissenschaftlern oftmals fehlt.“
Ein Projekt: neuronale Grundlagen affektiver und ästhetischer Prozesse beim Lesen
Eine kleine literarische Imaginationsgeschichte der Magnet-Resonanz-Tomografie zeichnete der Sprecher des Clusters, Winfried Menninghaus, Professor für Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft an der Freien Universität, in seiner Begrüßung nach. Er erinnerte an die ebenfalls bereits inter- und transdisziplinäre Seelenforschung der deutschen Romantik, an die Begeisterung der Romantiker für Magnetismus und Resonanzphänomene. Der MRT-Scanner sei so in gewisse Weise nicht nur ein Forschungsgerät, sondern auch ein Imaginationsraum – eine Apparatur also, die die Vorstellungskraft anregt.
Das D.I.N.E. bietet Wissenschaftlern die Infrastruktur zur Erforschung des Zusammenspiels von Sprache, Kognition und Emotion. Messverfahren wie funktionale Magnet-Resonanz-Tomografie, Elektroenzephalografie, funktionale Nah-Infrarot-Spektroskopie, Blickbewegungsmessung und transkranielle Magnetstimulation können nicht nur einzeln genutzt, sondern miteinander kombiniert werden. Eines der ersten Projekte, das hier verfolgt wird, verantwortet der Gründungsdirektors des D.I.N.E., Professor Arthur Jacobs, der unter Beteiligung der Literaturwissenschaft die neuronalen Grundlagen affektiver und ästhetischer Prozesse beim Lesen untersucht.