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„Prix Ghirshman 2009“ für Buchpublikation des Instituts für Iranistik

Band der Institutsreihe „Iranica“ der Freien Universität präsentiert einmalige Dokumente

15.05.2009

Dokument (Quittung) aus Ziegenleder in Pahlavi-Schrift (vermutlich zweite Hälfte d. 7. Jh. n.Chr.)

Dokument (Quittung) aus Ziegenleder in Pahlavi-Schrift (vermutlich zweite Hälfte d. 7. Jh. n.Chr.)
Bildquelle: Institut für Iranistik

Nur wenige können sie entziffern: Die Pahlavi-Kursive. Die Schrift, in der in vorislamischer Zeit Rechtsurkunden, Briefe, Wirtschaftsdokumente oder Quittungen verfasst wurden, war in Persien bis zur Annahme der arabischen Schrift im 9. Jahrhundert gebräuchlich. Dieter Weber, Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Iranistik der Freien Universität, ist weltweit einer der wenigen Pahlavi-Experten. Für die Entzifferung der Dokumente ist er kürzlich mit dem „Prix Ghirshman 2009“ ausgezeichnet worden.

Der Iranist Dieter Weber hat im Rahmen eines von der Deutschen Forschungsgemeinschaft finanzierten Projekts die iranischen Originaldokumente aus dem 7. bis 8. Jahrhundert entziffert. Die Darstellung in der Reihe Iranica des Instituts für Iranistik der Freien Universität, ist kürzlich ausgezeichnet worden: Band 15 der Reihe, die von Professorin Maria Macuch herausgegeben wird, hat von der Académie des Inscriptions et Belles-Lettres (Institut de France, Paris) den „Prix Ghirshman 2009“ erhalten.

Aus „čak“ aus den Pahlavi-Kursiven wurde der deutsche Begriff „Scheck“

Die Dokumente, die in "Berliner Pahlavi-Dokumente. Zeugnisse spätsassanidischer Brief- und Rechtskultur aus frühislamischer Zeit. Mit Beiträgen von Myriam Krutzsch und Maria Macuch" veröffentlicht sind, geben unmittelbar Auskunft über das Wirtschafts- und Rechtsleben der Epoche. Von besonderem Interesse sind die in den Texten verwendeten Rechtsformeln und technischen Termini, von denen einige in diesem Kontext erstmalig belegt sind. So ist zum Beispiel in einigen Zahlungsquittungen der Ausdruck čak, „Schriftstück, Vermerk, Scheck“ bezeugt, der Ursprung unseres Wortes „Scheck“, das ursprünglich aus China über die Seidenstraße und Iran nach Europa gelangt ist.

Präsentation der Pahlavi-Dokumente – eine Sensation im Fach Iranistik

Die Präsentation der erstmalig der wissenschaftlichen Öffentlichkeit vorgestellten 40 Dokumente auf Leder und Leinen gilt als Sensation im Fach Iranistik, da nur sehr wenige Originaltexte aus dieser Periode erhalten sind. Sie stammen aus einem größeren Archiv, das in den achtziger Jahren in einer Höhle in der Wüste südlich von Teheran entdeckt wurde. 30 Dokumente aus dem Fund konnte Maria Macuch, Professorin für Iranistik an der Freien Universität und Institutsleiterin, vor einiger Zeit für die Hochschule erwerben, weitere Originale befinden sich in der „Bancroft Library der University of California, Berkeley“ (USA)

Die in den Schriftstücken verwendete Spezialterminologie aus den Gebieten des Rechts und der Wirtschaft wurde und wird im Rahmen von Projekten am Institut für Iranistik, die sich mit Rechtstexten befassen, genauer erfasst und in den größeren Rahmen der Rechts- und Wirtschaftsgeschichte Irans gestellt. Ein weiteres DFG-Projekt befasst sich mit der Entstehung der vorislamischen Pahlavi-Schrift, zu deren Enträtselung die Pahlavi-Kursive Wesentliches beitragen kann.

Weitere Informationen

Claudius Naumann, Mitarbeiter am Institut für Iranistik der Freien Universität, Telefon: 030 / 838-51490, E-Mail: claudius naumann@snafu.de