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Römische Villa per Mausklick

Wissenschaftlerin der Freien Universität baut Modell der Villa dei Papiri

18.10.2008

Bild: Mantha Zarmakoupi baute die Villa dei Papiri als dreidimensionales Modell am Computer nach. Die 33-Jährige forscht an der Freien Universität im Rahmen des Exzellenzclusters "Topoi" .

Bild: Mantha Zarmakoupi baute die Villa dei Papiri als dreidimensionales Modell am Computer nach. Die 33-Jährige forscht an der Freien Universität im Rahmen des Exzellenzclusters "Topoi" .
Bildquelle: Freie Universität Berlin / Wendling

Ein bisschen erinnert das Modell der römischen Villa dei Papiri von Mantha Zarmakoupi an ein virtuelles Computerspiel – nur, dass es in ihrer digitalen Welt keine Menschen gibt und man sich per Maus in den Räumen bewegt. Das Modell ist keine Spielerei, sondern eine wissenschaftliche Arbeit, die die studierte Architektin während ihrer Promotion entwickelt hat.

Bei dem Modell handelt es sich um eine virtuelle Rekonstruktion der Villa dei Papiri in Ercolano am Golf von Neapel. Aus dieser Villa stammt der einzige Fund einer Bibliothek aus der griechisch-römischen Antike. Auch eine komplett erhaltene Kollektion von Bronze-Skulpturen wurde in der Villa entdeckt.

"Die Villa dei Papiri ist so interessant, weil sie eine der bekanntesten Villen ist, und zugleich eine, von der bisher nur ein sehr kleiner Teil ausgegraben wurde", sagt Mantha Zarmakoupi. Die 33-Jährige hat während ihres Promotionsstudiums in Klassischer Archäologie an der Oxford University an dem Modell der Villa gearbeitet. Entworfen hat sie es mit einer speziellen Software am Experiential Technologies Center der University of California in Los Angeles (UCLA).

Villa im Exzellenzcluster

Nun dient das Modell ihr und anderen Wissenschaftlern als Forschungsgrundlage innerhalb des mit der Humboldt-Universität gemeinsam betriebenen Exzellenzclusters "Topoi". "Topoi" ist einer von drei Exzellenzclustern an der Freien Universität. Innerhalb des Projekts werden Räume und Wissensordnungen in den Kulturen des Vorderen Orients und des Mittelmeerraums von den frühen Hochkulturen bis zu Spätantike und Mittelalter erforscht.

Zarmakoupi erforscht vor allem den Zeitraum zwischen dem 1. Jahrhundert vor Christus und dem Jahr 79 nach Christus. Nach den Vermutungen einiger Forscher gab der Schwiegervater Julius Caesars, Calpurnius Piso, den Bau der Villa dei Papiri im 1. Jahrhundert vor Christus in Auftrag. Im Jahr 79 nach Christus wurde die Villa beim Vulkanausbruch des Vesuvs verschüttet. "Erst ein Achtel des wahrscheinlich 5760 Quadratmeter großen Komplexes konnte bisher ausgegraben werden", sagt Zarmakoupi.

Akropolis war Inspiration

Der Architektin und Archäologin geht es bei ihrem Modell vor allem darum, den aktuellen Forschungsstand aufzuzeigen. Die Ausgrabungen sind im Modell farblich verschieden von den Mauern gekennzeichnet, die noch unter der Erde liegen und mit Hilfe von Tunneln von Archäologen erforscht werden. In den 1970er Jahren ließ der Kunstsammler und Milliardär Jean Paul Getty im kalifornischen Malibu eine Replik der Villa errichten. Mantha Zarmakoupi hat sich bei ihrem Modell allerdings auf die "originalen" Pläne aus dem 18. Jahrhundert gestützt. Der Schweizer Archäologe Karl Weber hatte die Villa dei Papiri um das Jahr 1750 entdeckt und erste Pläne gezeichnet.

Das Interesse Zarmakoupis an antiker Architektur kommt nicht von ungefähr: "Ich bin in Athen aufgewachsen, und während meines Architektur-Studiums habe ich jeden Tag auf meinem Weg zur Universität die Akropolis in der Ferne gesehen", sagt Mantha Zarmakoupi und schmunzelt.