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Sicher ins Semester

Informatikprofessor Lutz Prechelt von der Freien Universität hat eine Web-App entwickelt, die die Kontaktverfolgung im Fall einer Corona-Infektion erleichtert

29.09.2021

Mit einem eigenen System für die Nachverfolgung und der 3G-Regel als Grundvoraussetzung können Hörsäle nun wieder mehr Studierende aufnehmen.

Mit einem eigenen System für die Nachverfolgung und der 3G-Regel als Grundvoraussetzung können Hörsäle nun wieder mehr Studierende aufnehmen.
Bildquelle: Bernd Wannenmacher

#yeswecampus – Die Freie Universität Berlin bereitet ein Wintersemester 2021/2022 mit möglichst viel Präsenz vor. Dabei spielen Schutzmaßnahmen gegen eine Infektion mit dem Corona-Virus weiterhin eine große Rolle. Zum Einsatz kommt unter anderem die Web-App a.nwesen.de, die der Informatikprofessor Lutz Prechelt eigens für die Freie Universität Berlin und andere Hochschulen entwickelt hat. Mit ihr lassen sich Kontakte im Infektionsfall schnell zurückverfolgen und neue Ansteckungen verhindern.

So funktioniert die Web-App: Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Fachbereiche, Zentraleinrichtungen und Bibliotheken registrieren ihre Räume, erhalten für jeden Platz einen QR-Code und kleben diesen auf alle Sitze oder Tische. Studierende scannen den QR-Code an ihrem Platz und geben ihre Kontaktdaten und Anwesenheitszeiten in die Web-App ein.

Hat sich eine Teilnehmerin oder ein Teilnehmer mit Corona infiziert, meldet sie oder er sich beim Lehrenden oder beim Fachbereich. Anhand der gespeicherten Daten wird eine Liste der Kontaktpersonen erstellt. Die Hochschule gibt die Liste gemäß ihrer gesetzlichen Verpflichtung an das Gesundheitsamt weiter, kann aber auch rasch und ohne Zeitverzögerung die Kontaktpersonen informieren.

Die App arbeitet sitzplatzgenau und weist in der Kontakteliste die Abstände zwischen den Kontaktpersonen aus.

Die App arbeitet sitzplatzgenau und weist in der Kontakteliste die Abstände zwischen den Kontaktpersonen aus.
Bildquelle: Marion Kuka

Die App lässt sich über den Smartphone-Browser bedienen

Warum sich weder die Corona-Warn-App noch die Luca-App für den Zweck der platzgenauen Nachverfolgung eignen, erklärt Lutz Prechelt so: „Zum Unterbrechen von Infektionsketten müsste man Personen, die möglicherweise infiziert sind, warnen, bevor sie unwissentlich das Virus weitergeben. Die Corona-Warn-App verschickt Warnungen aber erst nach der Registrierung eines positiven PCR-Testergebnisses.“ Die Web-App a.nwesen.de erlaube es hingegen, schon bei Verdacht auf eine Infektion die Kontaktpersonen vorzuwarnen – also ein oder zwei wertvolle Tage früher.

Zudem müssen die Luca-App und die Corona-Warn-App auf dem Smartphone installiert werden, was bei Studierenden mit alten Telefonen oder wenig Speicherplatz schwierig werden kann. Eine Web-App lässt sich dagegen einfach über den Smartphone-Browser bedienen. Der wohl wichtigste Vorteil: „a.nwesen.de arbeitet sitzplatzgenau und weist in der Kontakteliste die Abstände zwischen den Kontaktpersonen aus“, erklärt Lutz Prechelt.

Einfache Anwendung

Er habe die Anwendung so einfach wie möglich gestalten wollen und deswegen darauf verzichtet, ein aufwendiges Berechtigungssystem mit Nutzer-Accounts zu programmieren. Wer eine Abfrage benötige, schickt seinen Wunsch an wenige Berechtigte in Prechelts Team und erhält die Kontaktlisten per E-Mail.

Einige Vorschläge der Nutzerinnen und Nutzer an den Fachbereichen musste Lutz Prechelt ablehnen, andere konnte er berücksichtigen: So können die Lehrenden nun in der Anwendung sehen, wie viele Personen aktuell für den Raum digital eingecheckt haben, und zum Abgleich die Köpfe der Anwesenden zählen. Ergibt sich dabei eine Differenz, werden die Vergesslichen gebeten, den Check-in nachzuholen.

Die Praktikumsräume am Fachbereich Biologie, Chemie, Pharmazie sind bereits seit April mit den QR-Codes von Lutz Prechelt ausgestattet.

Die Praktikumsräume am Fachbereich Biologie, Chemie, Pharmazie sind bereits seit April mit den QR-Codes von Lutz Prechelt ausgestattet.
Bildquelle: Marion Kuka

Kontaktverfolgung im Griff

Die Aufkleber mit den QR-Codes für Hörsäle, Seminarräume und Arbeitsplätze in Bibliotheken verteilt Gesine Milde, die Sekretärin der Arbeitsgruppe. Sie erhält Excel-Listen mit den Angaben für die Räume und erzeugt daraus mithilfe der App QR-Codes im PDF-Format. „Das Ausschneiden und platzgenaue Kleben übernehmen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Fachbereiche oder der Technischen Abteilung“, sagt Gesine Milde. Einige hätten schon im Sommer damit angefangen, die meisten Anfragen seien jedoch erst in den vergangenen zwei Wochen eingegangen.

Mit diesem System für die Nachverfolgung und mit der 3G-Regel als Grundvoraussetzung können Hörsäle nun wieder mehr Studierende aufnehmen. „Wenn jeder Platz einen Code hat, wissen wir genau, wer gewarnt werden muss, weil er in der Nähe des Verdachtsfalls gesessen hat“, sagt Informatikerprofessor Lutz Prechelt. Wird ein Corona-Fall oder -Verdacht gemeldet, kann für Personen mit Ansteckungsrisiko automatisch ein personalisiertes Serienanschreiben erstellt werden.

Bei Laborpraktika bereits im Einsatz

Am Fachbereich Biologie, Chemie, Pharmazie der Freien Universität wird die Anwendung bereits seit April eingesetzt, da sich Laborpraktika nicht online durchführen lassen. „Wir haben großen Aufwand betrieben, damit unsere Studierenden trotz Pandemie ihre Praktika absolvieren können und mit ihrem Studium nicht in Zeitverzug geraten“, sagt Thorsten Grospietsch, Fachbereichsreferent für Studium und Lehre.

Zu den Maßnahmen gehörten Trennscheiben, Test- und Maskenpflicht, Desinfektionsmöglichkeiten sowie viele Praktikumsdurchgänge mit weniger Teilnehmenden pro Durchgang. Für den Fall, dass doch eine infizierte Person teilnimmt, habe man die Nachverfolgung im Griff haben wollen, sagt Thorsten Grospietsch. Deshalb kleben auf den Arbeitstischen der Praktikumsräume bereits die QR-Codes von Lutz Prechelt. „Für das Wintersemester statten wir nun auch unsere Hörsäle und Seminarräume mit den Aufklebern aus und freuen uns auf mehr Veranstaltungen in Präsenz.“

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