„Wir wollen kreative Ideen und Erfahrungswissen für den Klimaschutz nutzbar machen“
Interview mit dem Präsidenten der Freien Universität, Professor Günter M. Ziegler, zum globalen Klimaschutz-Aktionstag
24.09.2021
An der Freien Universität Berlin wurde im Jahr 2001 ein umfassendes Energiemanagement eingeführt – mit großen Einsparungen, die das Budget der Hochschule entlasten und einen Beitrag für den Klimaschutz leisten.
Bildquelle: Bernd Wannenmacher
Für heute, den 24. September, haben zahlreiche Institutionen und Initiativen weltweit zu einem Aktionstag für den Klimaschutz aufgerufen. Die Aktivitäten in Deutschland laufen unter dem Motto #AlleFürsKlima. Ein Gespräch mit dem Präsidenten der Freien Universität Berlin, Professor Günter M. Ziegler, über die Möglichkeiten des Engagements einer Hochschule, um dem Klimawandel aktiv zu begegnen.
Herr Professor Ziegler, heute finden bundesweit Aktionen zugunsten von mehr Klimaschutz statt. Das Motto lautet #AlleFürsKlima. Welchen Beitrag kann eine Universität leisten, dem Klimawandel zu begegnen?
Die Situation und die Herausforderungen sind von enormer gesellschaftlicher Tragweite, wie nicht zuletzt die Extremwetterereignisse in diesem Jahr und die alarmierenden Entwicklungen auf allen Kontinenten gezeigt haben. Das Thema ist so ernst, dass unser aller Engagement über einzelne Aktionstag hinausgehen muss, und dieses Verständnis ist bei uns schon seit Jahren ein wichtiger Motor für vielfältige Aktivitäten: Seit mehr als zwanzig Jahren betreibt die Freie Universität aktiven Klimaschutz; wir haben beispielsweise enorme Anstrengungen unternommen, um den Energieverbrauch unserer zurzeit rund 250 Gebäude zu senken.
Universitätspräsident Günter M. Ziegler auf dem Campus der Freien Universität Berlin: Durch ein Ideen- und Innovationsmanagement soll das im Dezember 2019 ausgerufene Ziel der Klimaneutralität bis 2025 für die Freie Universität erreicht werden.
Bildquelle: David Ausserhofer
Doch wir ruhen uns darauf nicht aus und verankern Nachhaltigkeit und Klimaschutz zunehmend als Leitgedanken für unser institutionelles Handeln. Durch unsere langjährigen Aktivitäten durften wir die Entschlossenheit haben, am 17. Dezember 2019 den Klimanotstand mit dem ambitionierten Ziel der Klimaneutralität bis 2025 für die Freie Universität auszurufen.
Mit welchen Instrumenten wollen Sie das Ziel umsetzen?
Eines der konkreten Instrumente, die wir schon in der Notstandserklärung formuliert haben, ist die Einführung eines Ideen- und Innovationsmanagements zugunsten von Klimaschutz an unserer Universität. Daran können sich alle Studierenden und Beschäftigten mit kreativen Ideen und ihrem Erfahrungswissen beteiligen. Unterstützt werden sie dabei durch vielfältige Workshop-Angebote und Teamcoachings, die unsere Stabsstelle für Nachhaltigkeit und Energie unter anderem mit dem Weiterbildungszentrum anbietet.
Gibt es weitere Aktivitäten?
Wir wollen nichts unversucht lassen, um nachhaltig in alle Bereiche zu wirken. So haben wir uns vor wenigen Wochen als Universität erfolgreich einer Umweltauditierung unterzogen, deren offizielle Registrierung noch aussteht. Einbezogen waren auch hier Einrichtungen der ganzen Hochschule, von den Fachbereichen und der Technischen Abteilung bis hin zu den Bibliotheken und dem Präsidium.
Auch im Alltag engagieren sich viele Beschäftigte und Studierende vielfältig, beispielsweise in der Gruppe der Scientists for Future, in der Gruppe Fridays for Climate Justice und in anderen Zusammenschlüssen; zudem gibt es Nachhaltigkeits-Initiativen wie SUSTAIN IT!, die auf unserem Campus aktiv sind. Dieses Engagement schätzen wir alle in der Hochschulleitung sehr, weil es auch wichtige Impulse für unsere Arbeit setzt, etwa bei der Erklärung des Klimanotstands.
Wie ist die Freie Universität bei dem Thema national und international vernetzt?
Bundesweit sind wir eine der wenigen großen Universitäten, die früh ein Zeichen gesetzt haben. Wir beteiligen uns aktiv an verschiedenen nachhaltigkeitsbezogenen Rankings, die Nachhaltigkeit auch bei Hochschulen messbar machen, und nehmen beispielsweise in Kürze mit einem Erfahrungsbericht an einem Austausch im Rahmen der Hochschulrektorenkonferenz teil.
Auch international versuchen wir, das Thema mit unseren Partnern voranzutreiben. So koordinieren wir für die Europäische Hochschulallianz UNA Europa, in der wir mit sieben Universitäten zusammenarbeiten, die Erarbeitung einer Nachhaltigkeitsstrategie. Und wir engagieren uns seit mehreren Jahren in der von uns mitgegründeten University Alliance for Sustainability. In diesem Rahmen veranstalten wir im November eine digitale Tagung mit Teilnehmerinnen und Teilnehmern aus aller Welt.
Die Fragen stellte Carsten Wette