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„Zeit, die eingemotteten Sportsachen rauszuholen“

Nach dem langen Corona-Winter und dem verregneten Frühjahr in Berlin darf endlich wieder gemeinsam draußen Sport getrieben werden – ein Interview mit Christian Mundhenk, Direktor der Zentraleinrichtung Hochschulsport

16.06.2021

Christian Mundhenk leitet die Zentraleinrichtung Hochschulsport der Freien Universität Berlin – zu Wasser und zu Land.

Christian Mundhenk leitet die Zentraleinrichtung Hochschulsport der Freien Universität Berlin – zu Wasser und zu Land.
Bildquelle: Bernd Wannenmacher

Herr Mundhenk, wie reagieren Sie beim Hochschulsport auf die Lockerungen?

Wir vom Hochschulsport-Team bieten seit Kurzem wieder Outdoor-Kurse in vielen unterschiedlichen Sportarten an – von Basketball, über Golf bis zu Zumba. Auch die Saison im Wassersportzentrum hat begonnen. Bei Indoor-Sportkursen, etwa Handball oder Bogenschießen, ist noch etwas Geduld gefragt. Voraussichtlich werden sie Ende Juli beginnen. Wenn die Beschränkungen weiter gelockert werden, können wir unser Angebot ausbauen.

Außerdem lassen wir – zusätzlich zu den bereits vorhandenen Tischtennisplatten neben der Sporthalle Dahlem – weitere Outdoorplatten auf dem Campus aufstellen.

Welche Vorschriften gibt es aktuell mit Blick auf den Gesundheitsschutz?

Das ändert sich gerade relativ schnell. Momentan dürfen in Berlin maximal zehn Personen (inklusive Betreuungsperson) zusammen in einer Halle Sport treiben.

Unter freiem Himmel gibt es keine Obergrenze mehr. Alle Kursteilnehmerinnen und -teilnehmer müssen noch einen tagesaktuellen negativen Antigen- oder PCR-Test beziehungsweise eine ärztliche Bestätigung ihres vollen Impfschutzes oder einer Genesung vorzeigen. Diese Regel wird aber voraussichtlich am 18. Juni aufgehoben werden. Auf unserer Webseite lassen sich alle Informationen zum Stand der Dinge finden.

Aber auch wer zu Hause bleiben möchte oder muss, kann mit anderen Sport treiben – mit dem „UniSport @ HOME"-Ticket. Was bringt das Ticket?

Das ist quasi das Flatrate-Angebot für unser Online-Programm mit vielen verschiedenen Fitness-, Gesundheits- und Sportkursen – zum Beispiel Meditation, Yoga, Thai-Boxen oder Contemporary Dance. Das Ticket kann über unsere Webseite gebucht werden. Studierende zahlen einmalig zehn Euro. Im Anschluss kann man ganz unkompliziert zu Hause vor dem Computer- oder Smartphone-Bildschirm an bis zu 30 Live-Kursen pro Woche teilnehmen.

Ahoi! Segeln gehört zu den zahlreichen Sportarten, die der Hochschulsport anbietet.

Ahoi! Segeln gehört zu den zahlreichen Sportarten, die der Hochschulsport anbietet.
Bildquelle: Bernd Wannenmacher

Und wenn die Motivation nicht ausreicht sich aufzuraffen? Haben Sie Tipps, wie man im Alltag – trotz Pandemie – wieder in die Gänge kommt?

Ja, viele – auch ich – haben sich wohl während der vergangenen Monate im Homeoffice weniger bewegt als sonst. Es wird Zeit, die eingemotteten Sportsachen rauszuholen.

Mir hat es viel gebracht, meine Schritte zu zählen – per Smartphone oder Fitnesstracker – und ungefähr 10.000 Schritte am Tag oder 60.000 pro Woche anzupeilen. Eine Jogging-Runde zu drehen bei schönem Wetter an der frischen Luft ist ideal, um abzuschalten und den Kopf frei zu bekommen. Das Laufen kann Teil einer festen Tages- oder Wochenroutine werden. Dreißig Minuten reichen schon aus, um dem Körper etwas Gutes zu tun.

Aber auch kurze Spaziergänge und Fahrradtouren bringen einen auf Trab. Jeder kann verschiedene Sportarten ausprobieren und so herausfinden, was am meisten Spaß macht. Sich Ziele zu setzen und sich mit anderen zum Sport zu verabreden, ist auf jeden Fall sinnvoll. Und eine wohlverdiente Belohnung nach der Anstrengung – etwa ein gutes Essen oder neue Laufschuhe – steigert die Motivation noch mehr.

Was hat der Hochschulsport sonst noch im Angebot?

Alle, die möchten, können kostenlos an unserem Pausenexpress teilnehmen. Vor der Pandemie waren unsere Übungsleiterinnen und -leiter in den Hörsälen unterwegs und haben für eine sportliche Pause gesorgt mit Bewegungs- und Entspannungsübungen. Das ist jetzt zu Hause im Homeoffice auch möglich. Man kann sich zweimal täglich live zuschalten und mitmachen – über die Videoplattform Webex – oder aufgezeichnete Übungsvideos online anschauen. Unsere Pausenexpress-Videosammlung wollen wir in Kürze noch erweitern.

Neben dem Pausenexpress veranstalten wir Online-Spiele-Abende mit Gesellschaftsspielen und kurzen Sporteinlagen – immer dienstags um 19 Uhr. Der soziale Austausch ist ja während der Corona-Zeit oft zu kurz gekommen. Das Angebot kommt gut an. Auch ein interessanter Punkt: Wir haben unser Programm um E-Sports erweitert. Donnerstags findet ein „League of Legends“-Kurs statt. Das ist ein neues, vielleicht auch etwas ungewöhnliches Angebot vom Hochschulsport.

Wann werden wieder Sportreisen möglich sein?

Wir bieten schon erste Reisen an, Drachenfliegen in Südfrankreich, Alpin-Klettern oder Wind-Surfing in Dänemark. Dabei müssen natürlich auch immer die Infektionszahlen im Zielland berücksichtigt werden. Ein umfangreicheres Reiseprogramm können wir voraussichtlich erst wieder für das nächste Jahr planen.

Wie fällt für das Hochschulsport-Team die Bilanz der vergangenen Corona-Monate aus?

Wir haben versucht, unter diesen schwierigen Umständen ein möglichst vielseitiges Ersatzangebot zu schaffen, konnten aber natürlich nicht so viele Menschen erreichen und bewegen wie in normalen Zeiten. Wir sind froh, dass wir von der Hochschulleitung unterstützt werden und finanziell Rückendeckung erfahren. Ich war überrascht, wie schnell und reibungslos es gelungen ist, ein Online-Sportprogramm auf die Beine zu stellen.

Einige digitale Angebote und viele Outdoor-Kurse wollen wir auch nach der Pandemie beibehalten, vielleicht auch kombinieren und ausbauen. Das ist wohl eine positive Folge der Corona-Zeit. Unterm Strich sind wir halbwegs gut durch die Pandemie gekommen – anders als viele Vereine. Der Sport lebt vom sozialen Miteinander. Und die große Nachfrage nach unseren Outdoor-Kursen zeigt, dass sich viele wünschen, in einer Gemeinschaft Sport zu treiben. Ich freue mich schon darauf, wenn Studierende und Beschäftigte der Universität endlich wieder ohne Einschränkungen beim Hochschulsport mitmachen können.

Die Fragen stellte Raphael Rönn