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Die Mit-Macherinnen

Zehn Jahre Deutschlandstipendium: Seit 2011 wurden an der Freien Universität mehr als 800 Stipendiatinnen und Stipendiaten gefördert – die Studentinnen Marie Gräf und Dana Wehner gehören dazu

15.06.2021

Die jährliche Feier der Deutschlandstipendien (hier im Januar 2020) musste coronabedingt in diesem Jahr zwar leider abgesagt werden, die Zahl der Stipendien an der Freien Universität jedoch konnte während der Pandemie noch deutlich gesteigert werden.

Die jährliche Feier der Deutschlandstipendien (hier im Januar 2020) musste coronabedingt in diesem Jahr zwar leider abgesagt werden, die Zahl der Stipendien an der Freien Universität jedoch konnte während der Pandemie noch deutlich gesteigert werden.
Bildquelle: Patricia Kalisch

Vor zehn Jahren vergab die Freie Universität Berlin die ersten Deutschlandstipendien. Von Anfang an war die Förderung mehr als finanziell: Ein Begleitprogramm bietet Stipendiatinnen und Stipendiaten an der Freien Universität viel Raum für eigene Ideen. Marie Gräf und Dana Wehner nutzen die Möglichkeiten.

Persönlich begegnet sind sich Marie Gräf und Dana Wehner noch nicht – die Corona-Pandemie hat ein Treffen bislang verhindert. Dabei hätten die beiden Studentinnen und Deutschlandstipendiatinnen der Freien Universität viel zu besprechen. Denn beide engagieren sich im Vorstand des Kapitels Deutschlandstipendium der Ernst-Reuter-Gesellschaft. In dem Verein der Freunde, Förderer und Ehemaligen der Freien Universität Berlin haben sich aktuelle und ehemalige Stipendiatinnen und Stipendiaten zusammengeschlossen.

Das Ziel: den Austausch zwischen Fördernden, Ehemaligen sowie Stipendiatinnen und Stipendiaten durch Veranstaltungen und gemeinsame Aktivitäten zu stärken – und damit den besonderen Charakter des Deutschlandstipendiums an der Freien Universität: „Begleitend zur Studienfinanzierung umfasst die Förderung von Anfang an ein ideelles Programm zur Entfaltung eigener Fähigkeiten“, unterstreicht Professor Günter M. Ziegler, Präsident der Freien Universität, zum zehnjährigen Jubiläum des Deutschlandstipendiums den Beitrag der Hochschule: „Das Deutschlandstipendium ermöglicht den Geförderten internationalen Austausch und den Aufbau professioneller Netzwerke.“

Derzeit finden die meisten dieser Netzwerk- und Austauschformate wegen der Corona-Pandemie noch digital statt – auch ein von Dana Wehner und Marie Gräf organisiertes Colloquium, das Deutschlandstipendiatinnen und -stipendiaten die Möglichkeit bietet, ihre Lebensläufe und fachlichen Interessen vorzustellen und miteinander zu diskutieren. Geht es nach Gräf und Wehner, bald auch wieder im persönlichen Austausch.

Marie Gräf ermutigt andere, sich auch für das Deutschlandstipendium zu bewerben. Sie selbst wird von den Santander Universitäten Deutschland gefördert.

Marie Gräf ermutigt andere, sich auch für das Deutschlandstipendium zu bewerben. Sie selbst wird von den Santander Universitäten Deutschland gefördert.
Bildquelle: Privat

Stipendium schafft Freiraum

Die beiden Stipendiatinnen wollen endlich wieder richtig loslegen. Marie Gräf strebt an der Freien Universität einen Master in Nordamerikastudien an. Ihr Auslandsjahr im Bachelor-Studium hat sie an der Universität Cambridge absolviert. Marie Gräf studiert als Erste in ihrer Familie.

Für das Deutschlandstipendium ist sie sehr dankbar: „Es hat mir ermöglicht, die Stundenzahl in meinem Nebenjob zu reduzieren.“ Um Menschen mit ähnlichen Biografien Mut zu machen, engagiert sie sich nicht nur im Deutschlandstipendium, sondern auch bei „Arbeiterkind Berlin“. Die Initiative hat zum Ziel, Studierende, die nicht aus einem Akademikerhaushalt stammen, auf dem Weg zu erfolgreichen Studienabschlüssen zu unterstützen.

Gräf selbst ermutigt andere, sich für das Deutschlandstipendium zu bewerben: „Auch wer vielleicht nicht alle Kriterien zu 100 Prozent erfüllt, hat eine Chance“, sagt sie. Und Dana Wehner pflichtet ihr bei: „Baut auf das, was ihr erlebt und geleistet habt! Ihr habt bei der Bewerbung nichts zu verlieren.“

Dana Wehner wird von der Deutschen Bank gefördert. Die Stipendiatin möchte ihr mathematisches Wissen nutzen, um nach dem Bachelorabschluss als Doktorandin biochemische Prozesse zu erforschen.

Dana Wehner wird von der Deutschen Bank gefördert. Die Stipendiatin möchte ihr mathematisches Wissen nutzen, um nach dem Bachelorabschluss als Doktorandin biochemische Prozesse zu erforschen.
Bildquelle: Privat

Einfach mal probieren

Dana Wehner kennt die Zweifel. Als Bachelor-Studentin hatte sie sich ein Stipendium noch nicht zugetraut. Zum Masterstudium fasste sie Mut – und hatte Erfolg. Nach dem Master in Biochemie sattelt sie nun noch einen Bachelor in Mathematik drauf. Ihr mathematisches Wissen will sie nutzen, um nach Abschluss des Bachelors als Doktorandin biochemische Prozesse zu erforschen. Trotz des klaren Ziels sei es ihr wichtig, im Studium „auch nach links und rechts zu schauen“.

Als aufgrund der Corona-Pandemie die Freie Universität binnen weniger Wochen auf einen Online-Betrieb umstellen musste, erlebte Dana Wehner den Umbruch gleich in dreifacher Rolle: als Studentin, Tutorin in der Lehre – und als Mentorin für Neustudierende. „Das ging Knall auf Fall“, sagt Dana Wehner. Wenn ihre Studierenden sie fragten, wie es weitergeht, musste sie einräumen: „Ich weiß es auch nicht.“ Um im nächsten Satz zu versprechen: „Ich finde es für euch heraus.“

Sie selbst erlebte den Wegfall der Präsenzlehre zunächst sogar als durchaus produktiv. „Plötzlich musste ich nicht mehr zur Uni fahren und konnte viel mehr arbeiten“, erinnert sie sich an die Zeit im Frühjahr 2020. Doch Dana Wehner investierte die gesparte Zeit nicht nur ins Studium. Als die Freie Universität im Begleitprogramm des Deutschlandstipendiums ein Resilienz-Training zum persönlichen Umgang mit Krisen wie der Corona-Pandemie anbot, griff sie zu. Was sie gelernt hat? „Wie wichtig es mir ist, dass ich am Wochenende auch mal frei hab“, sagt sie und lacht.

„Das Deutschlandstipendium der Freien Universität Berlin steht für die bemerkenswerte Vielfalt an unserer Hochschule", sagt Universitätspräsident Günter M. Ziegler.

„Das Deutschlandstipendium der Freien Universität Berlin steht für die bemerkenswerte Vielfalt an unserer Hochschule", sagt Universitätspräsident Günter M. Ziegler.
Bildquelle: Patricia Kalisch

Erfolgsgeschichte Deutschlandstipendium

Es sind Lebensläufe wie die von Dana Wehner und Marie Gräf, die das Deutschlandstipendium für Geförderte und die Freie Universität zur Erfolgsgeschichte machen. „Das Deutschlandstipendium der Freien Universität Berlin steht für die bemerkenswerte Vielfalt an unserer Hochschule. Gemeinsam mit unseren Stifterinnen und Stiftern ermöglichen wir seit nunmehr zehn Jahren außergewöhnlichen Talenten – unabhängig von ihrer Bildungsbiografie – eine gezielte und individuelle Förderung“, resümiert Universitätspräsident Günter M. Ziegler.

Dem Präsidenten ist das Deutschlandstipendium eine Herzensangelegenheit: Zur Stipendienvergabefeier 2019/2020 – der letzten vor der Corona-Pandemie – hielt Günter M. Ziegler die Festrede. Dana Wehner und Marie Gräf hoffen, dass auch sie bald zuhören können. Für sie wäre die Vergabefeier nach Monaten des „kontaktlosen Studiums“ ein echter Höhepunkt ihres Deutschlandstipendiums.

Weitere Informationen

Das Deutschlandstipendium an der Freien Universität Berlin geht in eine neue Runde: Sie haben wieder die Möglichkeit, talentierte Studierende zu fördern. Stipendiatinnen und Stipendiaten erhalten 300 Euro monatlich – die Summe tragen der Bund und private Fördernde zu gleichen Teilen. Unterstützt werden Studierende, die über die Studienleistungen hinaus gesellschaftliches Engagement zeigen oder ihr Studium trotz biografischer Hürden hervorragend meistern. Neben der finanziellen Hilfe wird ein vielfältiges Begleitprogramm angeboten. Seit 2011 wurden an der Freien Universität mehr als 800 Deutschlandstipendien durch das Engagement von 80 Stifterinnen und Stiftern ermöglicht. Zur Feier des 10-jährigen Bestehens des Stipendienprogramms verdoppelt die Ernst-Reuter-Gesellschaft mit der Aktion „Halbe-halbe für ganze Chancen“ jede Spende ihrer Mitglieder.