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Shopping für den guten Zweck

Über einen Spendenshop sammeln Studierende des Kooperationsstudiengangs Medieninformatik für zwei Deutschlandstipendien / Bewerbungen für Deutschlandstipendien ab 29. Juli

22.07.2020

Hat den Quellcode für den Spendenshop geschrieben: Masterstudentin Philine Görzig

Hat den Quellcode für den Spendenshop geschrieben: Masterstudentin Philine Görzig
Bildquelle: TU Berlin / Career Service / Philipp Arnoldt

Was braucht man, um in Berlin zu studieren? Ein WG-Zimmer und das Semesterticket natürlich, aber auch ein gebrauchtes Fahrrad und Geld für „eine Woche Nudeln mit Pesto“. Das sind einige der Dinge, bei deren Finanzierung man Studierende nun unterstützen kann: Über einen Spendenshop, den Studierende der Medieninformatik eingerichtet haben, sammeln sie Geld für mindestens zwei Deutschlandstipendien.

Auf das Fach Medieninformatik zugeschnittenes Angebot

Über das Deutschlandstipendium werden Studierende mit 300 Euro monatlich unterstützt, was es vielen erst möglich macht, sich ohne finanzielle Sorgen auf ihr Studium zu konzentrieren. Doch während es in benachbarten Fächern bereits fachgebundene Stipendien gibt, gab es in der weniger bekannten Medieninformatik bisher kein so zugeschnittenes Angebot.

Festakt an der Technischen Universität Berlin: Im vergangenen Jahr würdigten Bettina Satory (r.) und TU-Präsident Prof. Dr. Christian Thomsen (l.) die Initiative von Manuel Kowol (2. v. l.), Philine Görzig (Mitte) und Johannes Cram (2. v. r.).

Festakt an der Technischen Universität Berlin: Im vergangenen Jahr würdigten Bettina Satory (r.) und TU-Präsident Prof. Dr. Christian Thomsen (l.) die Initiative von Manuel Kowol (2. v. l.), Philine Görzig (Mitte) und Johannes Cram (2. v. r.).
Bildquelle: TU Berlin / Career Service / Philipp Arnoldt

Um das zu ändern, hat die Studierendeninitiative des Faches, die sich „MInitiative“ nennt, im vergangenen Jahr eine Spendenaktion gestartet – mit Erfolg: Zum Wintersemester 2019/20 stand den Studierenden der Medieninformatik erstmals ein Deutschlandstipendium zur Verfügung. „Nach allem, was wir wissen, sind wir die erste studentische Gruppe, die ein Deutschlandstipendium finanziert“, sagt Manuel Kowol, der Medieninformatik im Bachelor studiert und die „MInitiative“ vor zwei Jahren mitgegründet hat.

Kosten für ein Stipendium: 1800 Euro

Mit „Mission DStip 2020“ hat sich das achtköpfige Team nun ein noch ambitionierteres Ziel gesetzt und will zwei Stipendien finanzieren. 1800 Euro müssen für jedes Stipendium zusammenkommen: „Für uns war das anfangs eine riesige Summe“, sagt Philine Görzig. Die Masterstudentin ist die Vorsitzende der „MInitiative“ und hat den Quellcode für den Spendenshop geschrieben. Das Handwerkszeug dazu hat sie im Studium gelernt. „Ich wollte mit der Website ausprobieren, was sich mit dem Gelernten alles bewerkstelligen lässt“, sagt die Studentin.

Der Shop macht eine Spende leicht, ob per Überweisung oder mit PayPal. Jeder Beitrag ist willkommen, seien es die geschätzten Kosten für ein Semester im Ausland oder nur wenige Euro für eine Packung Klopapier.

Gefragt sind Ideen für Produkte

Die „Produkte“, für die man im Shop spenden kann, bezeichnen verschiedene mögliche Ausgaben – bisweilen lassen sie einen schmunzeln: Für nur acht Euro ist ein Kasten „Sterni“-Bier zu haben, und wer Mitleid mit chaotischen Studierenden hat, kann 20 Euro stiften: die Gebühr, die bei verpasster Rückmeldung fällig wird.

Wer eine gute Idee hat, kann den Shop um ein eigenes Produkt erweitern. Das Besondere dabei: Alles ist um 50 Prozent reduziert – denn beim Deutschlandstipendium wird grundsätzlich die Hälfte der Fördersumme vom Bund übernommen.

Auf die Idee mit dem Spendenshop sind die Studierenden schon Anfang des Jahres gekommen. Während der Corona-Pandemie hat sich die Idee als besonders sinnvoll erwiesen. „Im vergangenen Jahr haben wir uns bei den Spenderinnen und Spendern in Person bedankt. Das geht dieses Jahr nicht“, sagt Manuel Kowol. Popcorn im Unikino der TU zu verkaufen, ist ebenfalls unmöglich. Eigentlich war für dieses Jahr sogar eine Spendengala angedacht gewesen.

Zwei Universitäten sind an dem Bachelor-Studiengang beteiligt, am Master sogar drei

Dass die „MInitiative“ mindestens zwei Stipendien ermöglichen will, hat mit der besonderen Struktur ihres Studiengangs zu tun. Medieninformatik ist der erste Bachelor-Abschluss, der von zwei der großen Berliner Universitäten der Berlin University Alliance gemeinsam angeboten wird: An der TU Berlin belegen die Studierenden unter anderem das Fach Informatik, an der Freien Universität Kurse in Medien- und Kommunikationswissenschaften. Am Masterstudiengang ist auch die Humboldt-Universität beteiligt.

Im kommenden Jahr, so das Ziel von „Mission DStip 2020“, sollen sich alle Studierenden des Studiengangs um ein fachgebundenes Deutschlandstipendium bewerben können, ganz gleich ob sie formal an der Freien Universität oder der TU eingeschrieben sind.

„Es ist sehr spannend, an zwei unterschiedlichen Universitäten zu studieren“, sagt Johannes Cram, der sich in der „MInitiative“ um die Finanzen kümmert. Er habe sich immer schon sehr für Informatik, aber auch für Film und Fotografie interessiert. In dem interdisziplinären Studiengang kann er beide Interessen verbinden.

Zwei Studienwelten verbinden

Den Kontrast zwischen dem naturwissenschaftlichen und dem sozialwissenschaftlichen Teil des Studiums findet er erfrischend. „An der TU lernen wir sehr gründlich die technischen Grundlagen, an der Freien Universität gibt es mehr Freiraum, deren Anwendung zu reflektieren“, sagt der Bachelor-Student. „In Dahlem ist man draußen im Grünen – es ist eine ganz andere Welt.“

Die „MInitiative“ ist auf einem guten Weg: Von den 3600 Euro für zwei Stipendien sind schon mehr als zwei Drittel zusammengekommen. Einige Spenden kommen von Professorinnen und Professoren, der Großteil aber stammt von Studierenden. Manche gäben einen kleinen Betrag, die durchschnittliche Spende aber belaufe sich auf mehr als 100 Euro, sagt Philine Görzig. „Ohne die Unterstützung der Studierenden würde das nicht funktionieren.“

Weitere Informationen

Die MInitiative freut sich über weitere Spenden. Auch ein ganzes Deutschlandstipendium kann gestiftet werden, hier finden Interessierte weitere Informationen.