Seit rund zehn Jahren trägt Marcus Doherr, Professor für Epidemiologie und Biometrie am Fachbereich Veterinärmedizin der Freien Universität Berlin, eine besondere Verantwortung: Er ist für die Leitung eines Teams zuständig. Diese Aufgabe müssen die allermeisten Akademikerinnen und Akademiker, die eine Professur innehaben, irgendwann übernehmen – darauf vorbereitet werden sie im Rahmen ihrer akademischen Laufbahn in der Regel jedoch nicht. Dabei ist klar, dass Probleme in der Kommunikation schnell zu Reibungsverlusten im Team führen können.

Kurse zur Personalführung

„Ich bin grundsätzlich der Meinung, dass eine Akademikerlaufbahn auf Aufgaben wie Teambuilding-Maßnahmen nicht genügend vorbereitet“, sagt Marcus Doherr. „Trotzdem übernehmen viele von uns als Institutsleiter Führungsrollen.“ Seit 2014 hat er am Institut für Veterinär-Epidemiologie und Biometrie Personalverantwortung: für elf Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Zuvor hat der Veterinärmediziner in der Schweiz und in den USA gearbeitet.

Um Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler dabei zu unterstützen, sich besser auf ihre Führungsaufgaben vorzubereiten, bietet die Dahlem Leadership Academy regelmäßig Workshops zur Personalführung an, die allen Professorinnen und Professoren ab W2-Niveau der Freien Universität offenstehen. Das Angebot reicht von „Personalführung in der Wissenschaft“ bis „Zeit-und Selbstmanagement “. „Unsere Veranstaltungen sind so gestaltet, dass sie in kurzer Zeit nicht nur Wissen, sondern viel praktisches Handwerkszeug für den Arbeitsalltag vermitteln. Dabei richten sie sich an Erst- und Neuberufene ebenso wie an erfahrene Professorinnen und Professoren der Freien Universität“, berichtet Daniel May, Projektleiter der DLA.

Rollenspiele für die Eigenwahrnehmung

Marcus Doherr hat bereits an insgesamt vier Veranstaltungen der DLA teilgenommen, darunter an den Einführungs- und Vertiefungskursen zur Personalführung in der Wissenschaft, die auch in diesem Semester wieder angeboten werden. Von der Qualität und dem Erfolg der Seminare ist der Veterinärmediziner überzeugt, weshalb er sie gerne weiterempfiehlt. Besonders überzeugt habe ihn die interaktive Ausrichtung der Veranstaltungen: So führen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer zum Beispiel Rollenspiele durch und simulieren ein Mitarbeitergespräch, um sich in die unterschiedlichen Positionen von Mitarbeiter und Chef hineinzuversetzen. Auf diese Weise sollen sie an sich selbst beobachten können, zu welchen Gefühlen man durch das Gegenüber veranlasst wird. „Man erkundet sich selbst und auch die eigene Körpersprache“, sagt Doherr.

Besonders die Ebenen „Team“ und „Kommunikation“ kämen in fast allen Kursen der Leadership Academy zur Sprache, sagt Doherr. Die dort erlernten Techniken könnten dann im Alltag steuernd eingesetzt werden – auch wenn die Umsetzung der Theorie in die Praxis eine besondere Herausforderung sei. Doch Marcus Doherr ist sich sicher, dass sein Team im Arbeitsalltag von der Weiterbildung des Wissenschaftlers profitiert.

Als Chef wahrgenommen werden

Personalführung sei aber auch von der Persönlichkeit abhängig, weiß Marcus Doherr: „Manche Chefs erzeugen bewusst Distanz.“ Doch auch wenn das nicht sein Ziel sei, müsse er als Chef wahrgenommen werden, denn er habe die Aufgabe, Entscheidungen für das Institut zu treffen. Wichtig sei ihm vor allem, die unterschiedlichen Wahrnehmungen seiner Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu berücksichtigen und sie bei Entscheidungen, die er als Teamleiter fälle, mitzunehmen.