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„Die Freie Universität muss handlungsfähig dastehen“

Die Zentrale Frauenbeauftragte der Freien Universität, Mechthild Koreuber, lud am 13. März in die Topoi-Villa in Dahlem ein und begrüßte die neuen dezentralen und stellvertretenden Zentralen Frauenbeauftragten

01.05.2018

Die zentrale Frauenbeauftragte, die neuen dezentralen Frauenbeauftragten und ihre Vorgängerinnen auf einen Blick.

Die zentrale Frauenbeauftragte, die neuen dezentralen Frauenbeauftragten und ihre Vorgängerinnen auf einen Blick.
Bildquelle: Leonie Schlick

Die Topoi-Villa war bis auf den letzten Platz belegt an diesem Dienstag. Pünktlich um zehn Uhr eröffnete Mechthild Koreuber – seit 18 Jahren Zentrale Frauenbeauftragte der Freien Universität – die Festveranstaltung zum Internationalen Frauentag. Der fand zwar bereits am 8. März statt, Gesprächsbedarf zum Thema Gleichstellung gab es aber dennoch zur Genüge. An diesem Tag sollte es darum gehen, wie Gender und Diversity an der Universität produktiv miteinander verbunden werden können. Beide Begriffe stehen für Gleichstellungsstrategien: Gender bezieht sich auf Geschlechterverhältnisse und Diversity auf Diversitätskategorien wie etwa Alter oder soziales Geschlecht. Bisher liege der Fokus an der Freien Universität vor allem auf der Gleichstellung von Frauen Frau. Diese Perspektive müsse erweitert werden, sagte Koreuber eingangs.

Vorbild hierfür könne beispielsweise die Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main sein: Dort gibt es mit Anja Wolde bereits seit einigen Jahren anstelle einer Frauenbeauftragten eine Gleichstellungsbeauftragte – und die war an diesem Dienstag auch angereist, um über ihre Arbeit und ihre Erfahrungen zu sprechen.

„Die Integration von Gender und Diversity in Hochschulentwicklungsprozesse steht bei uns im Fokus“, sagte Wolde. In ihrer täglichen Arbeit entwickelt sie Konzepte, wie Gleichstellung und Vielfalt institutionell verankert werden können – etwa durch das Angebot von Informations-und Trainingsmodulen. Ganz bewusst heißt es dabei in Frankfurt „Diversity Policies“ und nicht „Diversity Management“ – also Richtlinien statt verwalten.

Im Gespräch: Anja Wolde, Gülay Çağlar, Mechthild Koreuber, Heike Pantelmann und Brigitta Schütt (von links).

Im Gespräch: Anja Wolde, Gülay Çağlar, Mechthild Koreuber, Heike Pantelmann und Brigitta Schütt (von links).
Bildquelle: Leonie Schlick

Doch wieso besteht überhaupt die Notwendigkeit für Diversity? Diese Frage diskutierte Wolde im Anschluss mit Gülay Çağlar, Professorin am Otto-Suhr-Institut für Politikwissenschaft mit dem Schwerpunkt Gender und Vielfalt, Brigitta Schütt, Vizepräsidentin der Freien Universität, und Heike Pantelmann, Sprecherin des Plenums der Frauenbeauftragten der Freien Universität.

„Die Frage ist doch immer, wessen Interessen werden von wem vertreten?“, stellte Gülay Çağlar gleich zu Beginn fest. Das mache es notwendig, die Perspektive zu erweitern und unterschiedliche Unterdrückungsverhältnisse in den Blick zu nehmen – nicht nur jene der Frauen. Auch Vizepräsidentin Brigitta Schütt findet, dass es an der Zeit sei, dass die Gesellschaft und die Universität sich dem Thema Diversity annehmen. Sie prognostiziert eine baldige Veränderung des Berliner Hochschulgesetzes in Richtung mehr Vielfalt: „Die Freie Universität muss dann handlungsfähig dastehen.“

"Es ist wichtig, ein dickes Fell zu haben"

Trotzdem betonten alle Anwesenden, dass die Kategorie „Frau“ nicht verschwinden werde. Vielmehr gehe es um ein produktives Miteinander. Gleichstellungspolitik sei immer ein Balanceakt. „Es ist wichtig, ein dickes Fell zu haben, denn man verspürt Druck von verschiedenen Seiten“, sagte Wolde. Heike Pantelmann sieht das ähnlich: „Wir sollten standhaft bleiben, denn es wird nicht leicht.“

Wie viele Frauen auf diese Herausforderung Lust haben, zeigte sich anschließend bei der Bestellung der neuen dezentralen und stellvertretenden Zentralen Frauenbeauftragten durch Brigitta Schütt: Über die Hälfte von ihnen hatte sich erneut zur Wahl gestellt und wurde wiedergewählt.