„Was braucht ihr zum Glücklichsein?“ – Anna-Sophia Fritsche blickt in die gespannten Gesichter von rund 20 Kindern, die mit ihr in einem Stuhlkreis sitzen. Die Schülerinnen und Schüler der fünften Klasse einer Berliner Montessori-Schule müssen nicht lange überlegen. „Ich bin glücklich, wenn ich mit meinen Freunden bin“, ruft ein Mädchen. Ein Junge sagt: „Ich bin glücklich, wenn ich mein Abitur bestehen werde.“

Mit ihrer Frage will Anna-Sophia Fritsche die Kinder dazu anregen, darüber nachzudenken, was sie unter Glück verstehen – und was sie zum Leben brauchen. Die Theaterpädagogin vom Berliner Grips-Theater leitet an diesem Dienstag im März einen Workshop, der ein gutes Beispiel für die disziplinübergreifende Vielfalt des Programms der SchülerUni ist: „Vom Suchen und Finden des Glücks – Ein philosophischer Dialog über ein gutes (nachhaltiges) Leben“. Hier sollen die Kinder aus philosophischer Perspektive an die Themen Nachhaltigkeit und Klimaschutz herangeführt werden – mit vollem Körpereinsatz.

Die SchülerUni findet zweimal pro Jahr statt

„Themen können auch mit dem Körper gut gedacht werden, nicht nur mit dem Kopf“, erklärt Fritsche und fordert die Kinder auf, etwas, das sie glücklich macht, durch ein Standbild zu visualisieren. Auch die Lehrerinnen und Lehrer der Schulklasse machen mit. So krümmt sich ein Mädchen beispielsweise zusammen und sagt: „Ich stelle einen Glückskater dar.“ Ein anderes formt mit den Armen einen Kreis. Am Ende entsteht so ein großes menschliches Kunstwerk – das nach einigen Minuten natürlich wieder aufgelöst wird.

Mit der SchülerUni verwandelt sich die Freie Universität zweimal im Jahr in einen außerschulischen Lernort für Berliner Schülerinnen und Schüler der fünften und sechsten Klasse. Veranstaltungen finden beispielsweise im Botanischen Garten, am Meteorologischen Institut oder auf den Solardächern statt. Ob beim Basteln, beim Errechnen des ökologischen Fußabdrucks, bei einem Energierundgang auf dem Campus oder eben beim Philosophieren mit Körpereinsatz – Ziel der SchülerUni sind die interaktive und fächerübergreifende Vermittlung einer nachhaltigen Entwicklung und das Erarbeiten von Lösungen im Alltag. Organisiert wird die einwöchige SchülerUni vom Forschungszentrum für Umweltpolitik.

Die Workshops sind erlebnisorientiert

Alle Workshops und Vorlesungen sind erlebnisorientiert, die Kinder sollen mit Herz und Kopf erfahren, wie nachhaltiges Leben möglich ist. Anna-Sophia Fritsche ist sich sicher, dass das der richtige Ansatz ist: „Durch die spielerischen Elemente bekommt das abstrakte Thema eine gewisse Leichtigkeit.“

Doch bei der SchülerUni sind nicht nur die Kinder gefordert – parallel zu den Workshops findet auch eine begleitende und kostenlose Lehrerfortbildung statt. Hier werden die Lehrkräfte für den Themenkomplex Nachhaltigkeit und Klimaschutz sensibilisiert und erhalten Anregungen, wie sie die Themen in den Unterricht einbinden können.

Im Glücksfindungsworkshop sollen die Schülerinnen und Schüler gegen Ende aufschreiben, was sie in ihrem Leben für wirklich notwendig halten und was für sie eher Luxus ist – und zeigen sich erstaunlich reflektiert. „Familie, Freunde, Essen und Trinken“ steht da beispielsweise auf einer weißen Karte für Notwendiges. „Urlaub“ und „Spiele“ hält eine Gruppe aus drei Mädchen dagegen für luxuriös. „Die Kinder freuen sich wirklich, über das Thema nachzudenken“, sagt Anna-Sophia Fritsche. Das zeigt sich auch in der abschließenden Feedback-Runde. Die meisten Schülerinnen und Schüler sind sich einig: Ihnen hat der Workshop gefallen – und sie wissen vielleicht ein kleines bisschen mehr, was für sie „gutes Leben“ bedeutet.