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Wenn aus Buddys Freunde werden

Das Welcome@FU-Buddy-Programm bringt Studierende und Flüchtlinge zusammen / vom 9. April an Informationsveranstaltungen für Geflüchtete

06.04.2018

Für ihre „Buddy-Treffen“ wählen Rema Alkadre und Luna Fischer (v.l.) gern ein Café in Schöneberg.

Für ihre „Buddy-Treffen“ wählen Rema Alkadre und Luna Fischer (v.l.) gern ein Café in Schöneberg.
Bildquelle: Marina Kosmalla

„Wir haben uns auf einen Kaffee verabredet und uns gleich gut verstanden“, sagt Luna Fischer über ihr erstes Treffen mit Rema Alkadre. 2014 ist die damals 18-Jährige mit ihrer Familie aus Syrien geflüchtet. Nach einem Jahr in München zog sie mit ihren Eltern und ihren Geschwistern nach Berlin. Die beiden jungen Frauen haben sich vor einem Jahr über das Welcome@FU-Buddy-Programm kennengelernt – und sind mittlerweile Freundinnen geworden.

Luna Fischer hat sich bereits im Winter 2014/2015 in der Flüchtlingshilfe engagiert. Beim Berliner Landesamt für Gesundheit und Soziales (LAGeSo) half sie bei der Tee- und Essensausgabe. „Eigentlich wollte ich aber gern bei einem Projekt mit interkulturellem Austausch mitmachen“, sagt die 23-jährige Publizistik- und Kommunikationswissenschaftsstudentin. Über eine Freundin, die beim Welcome@FU-Buddy-Programm tätig war, hat sie von der Aktion erfahren und sich als Buddy – eine Mischung aus Ansprechpartnerin und Mentor – vermitteln lassen. Von Rema erfahre sie, was es bedeutet, in einem fremden Land neu anfangen zu müssen, welche Hürden es gibt und wie viel Arbeit und Kraft das kostet. „Ich bewundere Rema dafür, dass sie sich so durchkämpft.“

Englisch verboten

Nach ihrer Ankunft in Berlin hat Rema Alkadre zunächst einen Integrationskurs an der Hartnackschule absolviert. Anschließend hat sie am Welcome@FUBerlin-Programm teilgenommen. Es besteht aus einem umfangreichen Paket aus akademischen Angeboten, das Flüchtlingen den Zugang zum Studium erleichtern soll. Hier hat die Syrerin ihren Deutschkurs fortgesetzt und sich für das Buddy-Programm angemeldet. „Wir haben von Anfang an nur Deutsch miteinander gesprochen und wechseln auch nie ins Englische“, erzählt die heute 21-Jährige. Dadurch lerne sie die Alltagskommunikation, die im Unterricht nur simuliert werden könne. „Wenn ich etwas gar nicht verstehe, googlen wir auch mal nach Bildern dazu. Zum Beispiel Rhabarber. Das kannte ich vorher nicht.“

Wie oft man sich trifft und was man unternimmt, entscheidet jedes Buddy-Paar selbst. Das hänge natürlich auch von der zur Verfügung stehenden Zeit ab, von Klausurphasen etwa bei der einen und den Sprachkurszeiten der anderen, sagt Luna Fischer. „Zu Beginn des Semesters haben wir uns öfter getroffen und an Remas Bewerbungen gearbeitet.“ Die Syrerin will Pharmazie studieren und hat sich an mehreren Universitäten beworben. Jede Hochschule stelle dabei andere Anforderungen, sagt Buddy Luna Fischer. „Das ist alles sehr kompliziert – selbst für mich als deutsche Muttersprachlerin.“ Zudem stelle jede Universität eigene Voraussetzungen an Flüchtlinge für ein Studium. Das Sprachzertifikat, das man an der Freien Universität erwirbt, sei etwa auch nur dort gültig. „An den meisten Unis muss dann nochmal ein zusätzlicher Sprachtest absolviert werden“, sagt die Berlinerin.

Die Kulturen vermischen sich irgendwann

An eine Rückkehr nach Syrien denkt Rema Alkadre erst einmal nicht. Sie glaubt nicht, dass der Krieg dort in naher Zukunft enden wird. „Der Anfang hier in Deutschland war sehr schwer für mich. Und dann in zehn Jahren nochmal von vorne beginnen?“, das kann sie sich nicht vorstellen. Sie habe sich inzwischen sehr gut eingelebt in Deutschland – ein Land, „das so ganz anders ist als Syrien“, sagt sie. In ihrer Heimat kündige man beispielsweise einen Besuch nicht telefonisch an, hier sei das üblich. „Früher durfte ich Einladungen nicht aus Zeitmangel ablehnen. Jetzt hat sogar meine Mutter gelernt zu sagen: Ich habe keine Zeit.“ Sie merke nicht einmal, wie sich die Eigenheiten beider Kulturen vermischen, sagt Rema Alkadre. „Das kommt mit der Zeit einfach. Aber das ist auch gut so.“

Wenn man das Buddy-Paar gemeinsam im Café sitzen sieht, könnte man meinen, einfach nur zwei Freundinnen vor sich zu haben – doch für beide bedeutet die Verbindung viel mehr. „Es ist eine ehrenamtliche Tätigkeit, die viel Spaß macht, und interkulturelle Erfahrungen sind immer bereichernd“, sagt Luna Fischer. Rema Alkadre ist froh, über ihre Freundin Anschluss in Berlin gefunden zu haben. Und jemanden, der sich Zeit nimmt, ihr zu erklären, wie die Dinge in Deutschland laufen. „Ohne Luna hätte ich die Unibewerbungen nicht hinbekommen“, sagt sie. „Luna hilft mir wirklich sehr.“

Weitere Informationen

Das Welcome@FU-Buddy-Programm sucht stets neue Mentorinnen und Mentoren, die studieninteressierte Flüchtlinge unterstützen wollen, etwa als Sprachtandem-Partner, um den Studienverlauf in einem bestimmten Fach zu erklären oder einfach mal um den Campus zu zeigen.
Interessierte können sich beim Welcome@FU-Programm registrieren und Buddy werden

Informationsveranstaltungen für Geflüchtete

Die Zentraleinrichtung Studienberatung und Psychologische Beratung der Freien Universität Berlin informiert jeden zweiten Montag zu diesen Themen:

  • Welches Studienangebot bietet die Freie Universität Berlin?
  • Wie ist das Bachelor- und Masterstudium aufgebaut?
  • Wie funktioniert die Bewerbung und Zulassung zum Studium für internationale Bewerber/innen?
  • Wie sieht das Studium aus? Wie ist der Studienalltag?
  • Welche Möglichkeiten bietet das Programm Welcome@FUBerlin für Geflüchtete?

Zeit und Ort

  • Jeden zweiten Montag von 18 bis 20 Uhr
  • Freie Universität Berlin, Studierenden-Service-Center, Iltisstr. 4, Raum K009

Sonderveranstaltungen

  • 9. April: „Ausbildung und Studium im Vergleich“
  • 7. Mai, 10 bis 13 Uhr: Sonderveranstaltung für geflüchtete Frauen, parallele Kinderbetreuung. Bei Interesse, bitte über beratung@welcome.fu-berlin.de anmelden
  • 7. Mai: „Ausbildung und Studium im Vergleich“

Weitere Informationen: www.fu-berlin.de/sites/studienberatung/info-service/refugees