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Nachhaltigkeit verbindet

9. bis 13. April: Spring Campus der University Alliance for Sustainability (UAS) zum Thema „Moving Beyond the Ivory Tower: How do Science and Universities Contribute to the Sustainability Transformation?“ / Campus.leben-Interview mit Andreas Wanke

28.03.2018

Beim diesjährigen Spring Campus wird der Frage nachgegangen, welche gesellschaftliche Bedeutung eigentlich Universitäten haben und was ihre Rolle im Zusammenhang mit Nachhaltigkeit ist.

Beim diesjährigen Spring Campus wird der Frage nachgegangen, welche gesellschaftliche Bedeutung eigentlich Universitäten haben und was ihre Rolle im Zusammenhang mit Nachhaltigkeit ist.
Bildquelle: pixabay.com

2015 wurde die University Alliance for Sustainability geschmiedet, ein Zusammenschluss der Freien Universität Berlin mit vier ihrer strategischen Partner, um gemeinsam Nachhaltigkeitsziele umzusetzen. Fester Bestandteil dieses Bündnisses ist der immer im Frühjahr stattfindende Spring Campus. Campus.leben sprach mit dem Projektleiter Andreas Wanke, Leiter der Stabsstelle Nachhaltigkeit und Energie der Freien Universität über die Allianz, über bisher erreichte Ziele und die erwarteten Höhepunkte der diesjährigen Veranstaltung.

Herr Wanke, was genau ist die University Alliance for Sustainability?

Wir haben die University Alliance for Sustainability 2015 gegründet, zusammen mit unseren damals vier strategischen Partneruniversitäten: der University of British Columbia in Kanada, der Peking University, der St. Petersburg State University und der Hebrew University in Jerusalem.

Zum einen sollen durch diesen Zusammenschluss die strategischen Partnerschaften gefestigt werden. Zum anderen sollen die Kooperationen im Bereich Nachhaltigkeit gestärkt werden. Beide Ziele verfolgen wir durch ein Mobilitäts-Programm und die Spring-Campus-Konferenzen, die jährlich hier an der Freien Universität stattfinden.

Wie sieht das Mobilitätsprogramm konkret aus?

Das Programm richtet sich an Studierende, an Doktorandinnen und Doktoranden, Professorinnen und Professoren, aber auch an das Universitäts-Management und Verwaltungsangestellte. Es fördert den Austausch der Freien Universität mit den strategischen Partner-Universitäten und ermöglicht Aufenthalte von mehreren Tagen bis drei Wochen bei Forschenden und von drei Monaten bei Studierenden. Bisher waren daran ungefähr 180 Personen beteiligt. Zwischen der St. Petersburg State University und der Freien Universität gibt es beispielsweise gemeinsame Lehrveranstaltungen. Außerdem wird am Fachbereich Politik- und Sozialwissenschaften im Moment über ein Forschungsprojekt im Bereich von Nachhaltigkeitsindikatoren zwischen der Hebrew University und der Freien Universität nachgedacht. Das sind Kooperationsfelder, die aus dem Programm der UAS heraus entwickelt worden sind.

Wie kann man sich „gemeinsame Lehrveranstaltungen“ vorstellen?

In diesem Fall hat eine wissenschaftliche Mitarbeiterin der Freien Universität an der Universität in St. Petersburg ein Seminar zum Thema „Academic Writing for Sustainability“ abgehalten. Umgekehrt kamen Dozierende aus St. Petersburg zu uns und haben ein Seminar zu „Global Change“ angeboten.

An der Peking University haben wir 2016 einen Forschungs-Workshop zum Thema Nachhaltigkeit in Städten durchgeführt. Auch daraus resultierte die Verabredung gemeinsamer Lehrveranstaltungen.

Was ist seit dem Zusammenschluss mit den strategischen Partnern 2015 erreicht worden?

Je länger das Projekt läuft, desto mehr Anknüpfungspunkte und neue Aktivitäten entstehen. Durch die Teilnahme am Mobilitätsprogramm, aber auch durch die Spring-Campus-Veranstaltungen haben sich viele Kooperationen gebildet.

Insgesamt haben in den vergangenen beiden Jahren 270 Menschen aus allen universitären Statusgruppen an den Spring-Campus-Konferenzen teilgenommen. Interessant daran ist, dass rund die Hälfte der Teilnehmerinnen und Teilnehmer von der Freien Universität kam. Das heißt, dass das Projekt nicht nur im Bereich der internationalen Kooperation wirkt, sondern auch zu einer stärkeren Vernetzung innerhalb der Freien Universität führt.

Wie kommt es zu dieser stärkeren internen Vernetzung?

Die Alliance ist für uns immer ein wunderbarer Einstieg bei Gesprächen mit Professorinnen und Professoren. Die meisten sind durch ihre Forschung ohnehin international vernetzt. Wenn wir ihnen zeigen, dass die UAS als Rahmen dienen kann, stoßen wir in der Regel auf offene Ohren. Es gibt mehrere internationale Nachhaltigkeitsnetzwerke, bei denen aber in der Regel der internationale Informations- und Erfahrungsaustausch im Vordergrund steht. Uns geht es aber gerade auch darum, dieses Bündnis für interne Vernetzungsprozesse zu nutzen.

Was hat sich durch die UAS noch an der Freien Universität verändert?

Im vergangenen Jahr haben wir beispielsweise die Entscheidung getroffen, einen neuen Kompetenzbereich zu nachhaltiger Entwicklung im Rahmen des ABV-Bereichs (Allgemeine Berufsvorbereitung) einzuführen – dem Studienbereich also, der für alle Bachelor-Studierenden verpflichtend ist. Wir sind damit im Bereich der Lehre einen erheblichen Schritt weitergekommen. Dafür war die Arbeit innerhalb der Alliance ein wichtiger Impuls. In diesem konkreten Fall diente die University of British Columbia als Inspiration. Auch bezüglich erneuerbarer Energien und der Nachhaltigkeitszertifizierung von Gebäuden ist unser kanadischer Partner ein Vorbild.

Wurden umgekehrt auch nachhaltige Strukturen von der Freien Universität an Partneruniversitäten aufgenommen?

Ja! Wir haben in der Vergangenheit gezeigt, dass man im Bereich der Energieeffizienz viel einsparen kann. Die Freie Universität hat ihren Energieverbrauch innerhalb von zehn Jahren um 26 Prozent reduziert. Das hat an der Partneruniversität in Kanada dazu geführt, dass man sich auch dort mit unseren Erfahrungen im Bereich Energieeffizienz intensiv auseinandersetzt.

Ein anderes Beispiel geht über die UAS hinaus, hatte aber auch in der ersten Spring-Campus-Konferenz seinen Ausgangspunkt. Eine Gruppe der Universität Kopenhagen hatte damals von dem Prämiensystem zur Energieeinsparung erfahren, das wir an der Freien Universität entwickelt haben. Mit diesem System können unsere Fachbereiche an den Energieeinsparungen in ihren Gebäuden finanziell teilhaben: Wenn sie es schaffen, in ihren Gebäuden weniger Energie zu verbrauchen als eine zuvor festgelegte Summe, dann bekommen sie 50 Prozent der Einsparungen erstattet. Dieses Modell fanden die Gäste aus Kopenhagen so interessant, dass sie uns zu einem intensiven Erfahrungsaustausch eingeladen haben und jetzt die Einführung eines ähnlichen Systems für ihre Universität prüfen.

Der zweite wichtige Baustein der UAS ist der jährlich stattfindende Spring Campus. An wen richtet sich diese Veranstaltung?

An Professorinnen und Professoren, wissenschaftliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, aber auch an Studierende und Doktoranden sowie das Universitäts-Management. Es finden vier Workshops zur Forschung statt, einer zum Management und eine PhD-Konferenz. Jeden Tag wird es aber auch Sitzungen geben, die für alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer offen sind. Wir legen Wert darauf, dass sich die unterschiedlichen Akteurinnen und Akteure, die es an Universitäten gibt, beim Spring Campus über den Weg laufen, damit sich daraus neue Kooperationsfelder entwickeln.

Was ist das Besondere an dem diesjährigen Spring Campus?

„Moving Beyond the Ivory Tower“ ist die Konferenz überschrieben. Wir wollen fragen: Welche gesellschaftliche Bedeutung haben eigentlich Universitäten, was ist ihre Rolle im Zusammenhang mit Nachhaltigkeit? Die spannende Frage ist ja, was die Universitäten tatsächlich zur Umsetzung der Sustainable Development Goals der Vereinten Nationen beitragen können. Wir wollen kritisch diskutieren, wo die Herausforderungen liegen, aber auch, wo die unterschiedlichen Disziplinen ihre Grenzen sehen.

Grundsätzlich sind die Eröffnungstage der Konferenz immer etwas Besonderes, dort setzen wir Akzente: Mit unserem Hauptredner, Otmar Edenhofer, Professor an der Technischen Universität Berlin und derzeit stellvertretender Direktor sowie Chefökonom am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK), und unserer Hauptrednerin, die promovierte Politikökonomin Maja Göpel, Generalsekretärin des Wissenschaftlichen Beirats der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen, haben wir Referenten, die diese allgemeinen Fragestellungen über die Rolle von Universitäten sehr pointiert beantworten werden. Wir erhoffen uns, dass damit die Diskussion zwischen den Teilnehmerinnen und Teilnehmern zu neuen Erkenntnissen und Ergebnissen führt.

Die Fragen stellte Anne-Sophie Schmidt