Forschen im Museum
Diskussion über die Zukunft des Museumsstandortes Dahlem
21.07.2017
Wenn 2019 das Humboldt-Forum im neu aufgebauten Berliner Stadtschloss eröffnet wird, ziehen das Ethnologische Museum und das Museum für Asiatische Kunst von Dahlem nach Mitte. Im Berliner Südwesten verbleibt im Museumszentrum Dahlem lediglich das Museum Europäischer Kulturen. Was aber passiert mit dem Gebäudeensemble, das zu groß ist für ein einzelnes Museum? Über diese Frage diskutierten kürzlich in den Räumen des Museumskomplexes der Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, Hermann Parzinger, die Bezirksbürgermeisterin von Steglitz-Zehlendorf, Cerstin Richter-Kotowski, der Staatssekretär für Kultur, Torsten Wöhlert, und der Präsident der Freien Universität, Peter-André Alt; moderiert wurde die Diskussionsrunde für das Inforadio von Herbert Asel.
Bereits seit Anfang des Jahres sind das Ethnologische Museum und das Museum für Asiatische Kunst geschlossen, weil die Exponate frühzeitig für den Umzug ins Stadtschloss vorbereitet werden müssen. Was soll aus den Räumen werden, wenn der Umzug in zwei Jahren vollzogen ist? Die stellvertretende Generaldirektorin der Staatlichen Museen zu Berlin, Christina Haak, machte in ihrem Einführungsvortrag deutlich, dass von den 45.000 Quadratmetern Grundfläche des Museumskomplexes lediglich 10.000 Quadratmeter Nutzfläche frei würden. Dies habe vor allem damit zu tun, dass die Depots und die Bibliothek des Ethnologischen Museums und des Museums für Asiatische Kunst in Dahlem verbleiben. „Gerade einmal drei bis sieben Prozent der Objekte ziehen ins Humboldt-Forum“, sagte Haak. Hermann Parzinger sprach in diesem Zusammenhang von Dahlem als „Sendestation“. Ursprünglich war vorgesehen, die Bibliothek beider Museen in das Humboldt-Forum zu integrieren und die nicht ausgestellten Objekte in ein neues, noch in Planung befindliches Zentraldepot der Staatlichen Museen in Friedrichshagen zu verlagern. Als es bei der Konzeption dieses Depots zu Schwierigkeiten kam, sind Pläne entwickelt worden, die Bestände in Dahlem zu lassen und dort einen Forschungscampus zu etablieren. Der Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz will dazu eine Studie in Auftrag geben lassen, im Rahmen derer die Möglichkeiten der Weiternutzung ausgelotet werden sollen.
„Weil mit den Museumsdepots auch Werkstätten und Büros in Dahlem verbleiben könnten, würde hier auch weiterhin wichtige Forschung stattfinden“, sagte Parzinger. Wissenschaft erfolge nicht nur innerhalb eines geschlossenen Kreises, man wolle diese auch sichtbar machen. Als ein Vorbild dieser Sichtbarmachung nannte er dabei die erfolgreiche Veranstaltungsreihe „Lange Nacht der Wissenschaften“. Der Präsident der Freien Universität Berlin, Peter-André Alt, unterstützt die Pläne, „Schwellen zwischen Publikum und Wissenschaft zu senken“. Das sei an einem Museumsstandort wie Dahlem besonders gut machbar.
Die Idee des Forschungscampus Dahlem verfolgten die Stiftung Preußischer Kulturbesitz und die Freie Universität Berlin gemeinsam, betonte Alt: Insgesamt wirkten an der Freien Universität Berlin und den in Dahlem angesiedelten Max-Planck-Instituten rund 8000 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler: „Das sind dynamische Partner, die für Forschungsbezüge zur Verfügung stehen.“ Wissenschaft und Museen seien sich in Dahlem nicht nur geografisch nah: „Allein an der Freien Universität haben 30 Professuren inhaltlich mit dem Themenspektrum der in Dahlem und im Humboldt-Forum gezeigten Sammlungen zu tun“, sagte Alt.
Die Bezirksbürgermeisterin von Steglitz-Zehlendorf war der Ansicht, man müsse die Räume mit Leben füllen. „Mein Wunsch ist, dass die Entwicklung von Ideen partizipatorisch geschieht – nicht nur mit Blick auf das Ziel, sondern auch bezogen auf den Prozess, der zu diesem Ziel führt“, betonte Cerstin Richter-Kotowski. „Es ist für den Bezirk wichtig, dass eine kulturelle Nachnutzung der Museen stattfindet und Kunst und Kultur nicht nur im inneren S-Bahn-Ring stattfindet.“
Die frei werdenden Räume könnten nach Ansicht von Peter-André Alt gut genutzt werden: Die Abguss-Sammlung Antiker Plastik der Freien Universität könnte endlich in Dahlem Platz finden, sagte er. Derzeit seien die mehr als 2.100 Abgüsse an einem Standort gegenüber des Schlosses Charlottenburg untergebracht, die Ausstellungsfläche sei dort aber sehr beengt. An einem neuen Standort könnte die Sammlung, die die Tradition der berühmten und bereits im 17. Jahrhundert begründeten Berliner Abguss-Sammlung fortsetzt, angemessen präsentiert und damit einem größeren Publikum zugänglich gemacht werden.