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„Es ist eine Freude, Menschen aus aller Welt zu Gast zu haben“

26. bis 30. Juni: Die International Week macht fünf Tage lang sichtbar, wie international die Freie Universität ist

22.06.2017

Die Welt in Dahlem: Für internationale Gastwissenschaftlerinnen und -wissenschaftler richtet die Freie Universität auch in diesem Jahr wieder einen Festempfang aus. Das Bild zeigt den Empfang im vergangenen Jahr.

Die Welt in Dahlem: Für internationale Gastwissenschaftlerinnen und -wissenschaftler richtet die Freie Universität auch in diesem Jahr wieder einen Festempfang aus. Das Bild zeigt den Empfang im vergangenen Jahr.
Bildquelle: Michael Fahrig

Was bedeutet „Internationalisierung“ für die Freie Universität? Wie baue ich als Wissenschaftlerin eine Kooperation mit Einrichtungen im Ausland auf? Welche Möglichkeiten für Auslandsaufenthalte gibt es für Studierende, Wissenschaftler und Beschäftigte der Freien Universität? Antworten auf diese und weitere Fragen rund um das Thema „Internationales“ gibt die International Week 2017, die vom 26. bis 30. Juni an der Freien Universität stattfindet. Interessierte können sich in Vorträgen und Workshops über aktuelle internationale Aktivitäten der Universität informieren, über länderspezifische Kooperationsprogramme, spezielle Angebote für internationale Studierende oder Förderprogramme. Begleitende Kultur- und Festveranstaltungen runden das Angebot ab. Campus.leben sprach mit Herbert Grieshop, Leiter des Center for International Cooperation (CIC) und der Abteilung Internationales der Freien Universität.

Dr. Herbert Grieshop leitet das Center for International Cooperation (CIC) und die Abteilung Internationales der Freien Universität Berlin.

Dr. Herbert Grieshop leitet das Center for International Cooperation (CIC) und die Abteilung Internationales der Freien Universität Berlin.
Bildquelle: Bernd Wannenmacher

Herr Grieshop, in der kommenden Woche steht an der Freien Universität wieder fünf Tage lang das Thema Internationalität im Mittelpunkt – was ist das Ziel der International Week?

Die International Week hat drei Aufgaben: informieren, nachdenken und feiern. Zunächst wollen wir über die vielen Angebote informieren, die die Freie Universität ihren Studierenden, Wissenschaftlern und sonstigen Mitarbeitern bietet, wenn sie ins Ausland gehen möchten. Zweitens wollen wir uns kritisch mit neuen Themen im Bereich Internationalisierung auseinandersetzen: von der Rolle der Wissenschaftsfreiheit in Europa bis zur sogenannten Third Mission – gesellschaftsbezogenen Aktivitäten von Universitäten – im internationalen Vergleich. Last but not least wollen wir unsere Internationalität feiern, sie festlich zelebrieren. Es ist nämlich eine Freude, Studierende, Wissenschaftler und Verwaltungsmitarbeiter aus aller Welt zu Gast zu haben!

Ein großer Austausch-Mobilisator ist Erasmus, das Programm wurde vor 30 Jahren geboren – welche Rolle spielt Erasmus heute für Studierende und Beschäftigte der Freien Universität?

Erasmus ist in der Vergangenheit schon öfter totgesagt worden – und heute ist es wichtiger und toller denn je. Für Studierende ist es immer noch eines der wichtigsten Vehikel, um „rauszugehen“ und neue Kulturen und andere Wissenschaftssysteme kennenzulernen. Und als Dating Agency ist es sowieso unübertroffen (lacht). Die Zahlen der Studierenden, die über Erasmus an die Freie Universität kommen oder von Dahlem aus Europa erkunden, sind nach wie vor spektakulär hoch. Im Rahmen von Erasmus+, dem erweiterten Erasmus-Programm, haben seit einigen Jahren auch in der Hochschulverwaltung Beschäftigte großartige Möglichkeiten, andere Arbeitswelten an Partnerunis kennenzulernen – und zwar weltweit. Passend zur International Week und zum Jubiläum des europäischen Austauschprogramms veranstalten wir übrigens auch eine Erasmus-Weiterbildungswoche, in der sich mehr als 100 Kolleginnen und Kollegen aus der ganzen Welt bei uns treffen, um voneinander und miteinander zu lernen. In diesem Jahr bieten wir dafür vier verschiedene Programme an, der Career Service, das Weiterbildungszentrum, die Universitätsbibliothek und unser Team Erasmus+ weltweit sind mit dabei, um sich mit den jeweiligen Fachkollegen auszutauschen und gemeinsame Projekte zu entwickeln.

Gleich am ersten Tag der International Week hält Professor Liviu Matei, Kanzler und Prorektor der Central European University in Budapest (CEU), einen Vortrag. Der ungarische Ministerpräsident Orbán hat ein Hochschulgesetz verabschiedet, um die CEU schließen zu können. Wie hängen Internationalität und Wissenschaftsfreiheit zusammen?

Ich bin der festen Überzeugung, dass auf Dauer Länder und Institutionen, die die Wissenschaftsfreiheit beschneiden und Wissenschaftler an der engen politischen und ideologischen Leine halten wollen, international keinen großen Erfolg haben. Mit Einschränkungen bei der Themenwahl, der Zensur von Internet und Materialien oder der Unterdrückung unliebsamer Meinungen gewinnt man garantiert nicht die besten und kreativsten Köpfe der Welt, so sehr man auch Milliarden in Laboratorien und Forschungsprojekte pumpen mag. Und in einem Land wie Ungarn, einem Mitgliedsstaat der Europäischen Union, schockieren uns solche Versuche natürlich noch mehr als in Ländern, die für ihre autoritären Regime schon lange bekannt sind.

Welche Veranstaltungen sollte man bei der diesjährigen International Week nicht verpassen?

Für Studierende sind natürlich die vielen Angebote für Austauschplätze, die vorgestellt werden, besonders interessant. Ich persönlich finde auch die politischen Themen wie unseren bereits erwähnten Eröffnungsvortrag oder den International Dialog on Education über die neuen Aufgaben von Universitäten am Dienstag mehr als spannend. Und mehr als notwendig – denn als Uni dürfen wir uns in diesen turbulenten Zeiten nicht in den Elfenbeinturm zurückziehen.

Die Fragen stellte Christine Boldt