Ein wichtiger Garant für den Frieden
Ausstellung in der Universitätsbibliothek über das Vermächtnis der Europäischen Verträge / Midissage am 26. April
13.04.2017
Am 25. März wurde der 60. Jahrestag der Unterzeichnung der Römischen Verträge gefeiert. Dieses Ereignis gilt als „Geburtsstunde“ der Europäischen Union. Doch welchen Stellenwert hat der Zusammenschluss von Deutschland, Frankreich, Italien und den Benelux-Ländern heute noch? In der Ausstellung „Immer Engerer Zusammenschluss. Das Vermächtnis der Römischen Verträge für das Europa von heute“ wird die Geschichte der europäischen Integration von der Unterzeichnung der Römischen Verträge bis hin zu den heutigen Herausforderungen aufgearbeitet. Die Wanderausstellung ist vom Europäischen Hochschulinstitut und dem Historischen Archiv der Europäischen Union initiiert worden. Vom 18. bis 28. April ist sie in der Universitätsbibliothek der Freien Universität zu sehen. Campus.leben sprach mit Benedetto Zaccaria, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Alcide De Gasperi-Forschungszentrum des Europäischen Hochschulinstituts, über das Projekt.
Herr Zaccaria, was haben wir den Römischen Verträgen zu verdanken?
Als wichtigsten Punkt würde ich den Frieden nennen: 2012 ist die EU mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet worden als Anerkennung für ihren Einsatz für Frieden, Versöhnung, Demokratie und Menschenrechte in Europa. Die Europäische Union war involviert in die politischen Transformationsprozesse in Griechenland und Spanien Mitte der 1970er Jahre, auch beim Fall des Eisernen Vorhangs hat sie wichtige Dienste geleistet. Die Ost-Erweiterung 2004 war ein weiterer Schritt in der friedlichen Kooperation europäischer Länder. Die Europäische Union ist aber auch Garant für wirtschaftliche Entwicklung. Nicht zu unterschätzen sind auch die Bildungsprogramme der EU, die zu einer europäischen Identität beigetragen haben. All diese Entwicklungen wären ohne die Römischen Verträge nicht möglich gewesen.
Was können wir für die Zukunft Europas von den Verträgen lernen?
Die Verträge sind in einer Zeit der Krisen entstanden. Die Menschen haben aber gerade wegen der Krisen gesehen, wie wichtig eine Zusammenarbeit ist. Die wirtschaftliche Kooperation war eine gute Grundlage dafür. Von dort hat sich die Zusammenarbeit auf andere politische Felder übertragen. Die Geschichte der EU ist keine ausschließliche Erfolgsgeschichte, aber die Verträge von Rom zeigen uns viel über den Umgang mit Krisen und Neuanfängen – das kann gerade heute wieder ein wichtiger Anstoß sein.
Welche Aspekte der Geschichte der Europäischen Union sind in der Ausstellung zu sehen?
In 60 Jahren ist viel passiert, da war die Auswahl gar nicht so einfach. Wir haben uns entschieden, die Schlüsselmomente europäischer Integration herauszuarbeiten und Erfolgsgeschichten zu erzählen. Denn gerade vor dem Hintergrund der aktuellen Entwicklungen in Europa ist es uns wichtig, an Erfolge zu erinnern. Außerdem wollen wir aufzeigen, dass einige Elemente der EU, die wir heute als selbstverständlich wahrnehmen, das Produkt einer langen Entwicklung sind.
Was sind aus Ihrer Sicht wichtige Erfolge der Römischen Verträge und der Europäischen Union?
Ein Bereich ist die ökonomische Integration. Jeder kennt den Euro, aber der Weg dorthin begann lange bevor die Währung eingeführt worden ist. Als Reaktion auf wirtschaftliche Krisen in Europa und das Ende des Bretton-Woods-Wechselkurssystems wollte man in den 1970er Jahren Preisstabilität schaffen. Das war gewissermaßen der Startpunkt einer Entwicklung, die zur Etablierung einer eigenen Währung führte. Ein anderer Bereich ist der der internationalen Zusammenarbeit. Die EU ist im Laufe der Zeit ein immer wichtigerer Akteur in der Welt geworden. Nach dem Fall des Eisernen Vorhangs hat sie in Osteuropa wichtige Aufbauhilfe geleistet. Ein heute hochinteressantes Fundstück unserer Ausstellung ist der Brief des damaligen russischen Präsidenten Boris Jelzin an den damaligen EU-Kommissionschef Jacques Delores, in dem er sich für die Hilfe der EU bedankt. Mit solchen heute eher unbekannten Elementen der europäischen Entwicklung wollen wir die Erfolge der Europäischen Union herausarbeiten.
Die Fragen stellte Manuel Krane
Weitere Informationen
Die Ausstellung ist vom 18. bis 28. April montags bis freitags von 9 bis 20 Uhr im Foyer der Universitätsbibliothek der Freien Universität (Garystraße 39, 14195 Berlin) zu besichtigen. Der Eintritt ist frei.
Midissage
Am Mittwoch, den 26. April, findet von 18 bis 19.45 Uhr eine Veranstaltung zum Thema „Ewiges Rom? Ein Blick auf 60 Jahre Integrationsgeschichte und Europas unsichere Zukunft“ statt (Universitätsbibliothek, Garystraße 39, 14195 Berlin). Bei der Midissage werden die stellvertretende Leiterin der Universitätsbibliothek Andrea Tatai und Sebastian Rösner, Leiter der Abteilung EU & Europa der Deutschen Gesellschaft e.V., sprechen. Den Festvortrag wird Cornelius Adebahr, Mitglied des Rednerdienstes „TEAM EUROPE“ der Europäischen Kommission und Associate Fellow am Alfred von Oppenheim-Zentrum für europäische Zukunftsfragen der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik, halten.
Um Anmeldung wird gebeten unter: uneu-dok@ub.fu-berlin.de.