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In Berlin die Welt kennengelernt

Der US-amerikanische Biophysiker William A. Eaton hat die Ehrendoktorwürde des Fachbereichs Physik erhalten

01.11.2016

Auch wenn sein Deutsch etwas eingerostet sei, überraschte William Eaton die Gäste mit seinen Dankesworten in der Fremdsprache.

Auch wenn sein Deutsch etwas eingerostet sei, überraschte William Eaton die Gäste mit seinen Dankesworten in der Fremdsprache.
Bildquelle: Marina Kosmalla

(v.l.): Roland Netz, Peter-André Alt, William Eaton, Stephanie Reich, Peter Wolynes, Attila Szabo

(v.l.): Roland Netz, Peter-André Alt, William Eaton, Stephanie Reich, Peter Wolynes, Attila Szabo
Bildquelle: Marina Kosmalla

Die beste Entscheidung, die er in seinem Leben getroffen habe – neben der, seine Frau Gertrud geheiratet zu haben –, sei die gewesen, 1959 nach Berlin gekommen zu sein, sagt William Eaton: „Es war wirklich eine wunderbare Zeit.“ 57 Jahre später ehrte der Fachbereich Physik der Freien Universität den renommierten Wissenschaftler im Rahmen eines zweitägigen Symposiums für seine „herausragenden Arbeiten zur Biophysik und seine bedeutenden Beiträge zur wissenschaftlichen Entwicklung des Fachbereichs“ mit der Ehrenpromotion.

William A. Eaton war der erste sogenannte Willy-Brandt-Austauschstudent zwischen der Universität Pennsylvania und der Freien Universität Berlin. Mit 21 Jahren kam William Eaton 1959 nach Berlin, wo er, wie er selbst sagt, erwachsen geworden sei. „In Berlin habe ich im Grunde die Welt kennengelernt”, erinnert sich Eaton. Dass er die Stadt und die Hochschule bis heute nicht vergessen hat, bewies der renommierte Wissenschaftler bei der Festveranstaltung, indem er sich auf Deutsch für die Verleihung der Ehrendoktorwürde „seiner“ Freien Universität bedankte.

Berlin sei damals das Zentrum der Weltpolitik gewesen, sagte Eaton. Alles, was politisch passiert sei, sei in den USA eine große Nachricht gewesen. Und auch umgekehrt habe es großes Interesse gegeben: „Die Berliner mochten die Amerikaner“, sagte Eaton, „aber diejenigen von uns, die auch noch grammatikalisch richtiges Deutsch gesprochen haben, die wurden absolut geliebt. Und ich war stolz darauf, grammatikalisch richtig zu sprechen.“

International bekannt geworden ist William Eaton für seine wegweisende Forschung zur Physik und Chemie von Proteinen. Seine grundlegenden Untersuchungen zur Sichelzellenkrankheit stehen beispielhaft für die herausragende Rolle, die biophysikalische Grundlagenforschung für das Verständnis menschlicher Erkrankungen haben kann. Durch den Einsatz von Lasern mit kurzen Pulsdauern hat Eaton die Forschung zur Proteinfaltung entscheidend vorangebracht. Seit 1986 ist der Amerikaner Leiter des chemisch-physikalischen Labors an den National Institutes of Health (NIH), in deren Dienst er 1968 als Amtsarzt der öffentlichen Gesundheitsversorgung eingetreten ist. Zusätzlich ist er wissenschaftlicher Direktor des Forschungsprogramms „Intramural AIDS Targeted Anti-viral Program“ (IATAP) – dort arbeitet eine Gruppe weltweit führender Naturwissenschaftler, die sich der Erforschung von HIV/AIDS verschrieben hat.

Eaton ist mit zahlreichen Auszeichnungen geehrt worden, darunter im Jahr 2011 mit dem „Max Delbrück Prize in Biological Physics“ der American Physical Society, 2009 mit dem „Hans Neurath Award“ der Protein Society und dem „Humboldt-Forschungspreis“ der Alexander von Humboldt-Stiftung, 2006 mit dem „Founders Award“ der Biophysical Society; außerdem wurde er in die American Academy of Arts and Sciences und die National Academy of Sciences gewählt.

Dass „Bill“ Eaton ein herausragender Wissenschaftler und eine bedeutende intellektuelle Kraft in der Biophysik ist und die Ehrung durch die Freie Universität absolut verdient habe, darüber waren sich Universitätspräsident Professor Peter-André Alt, Professorin Stephanie Reich, Dekanin des Fachbereichs Physik, ihr Kollege Professor Roland Netz, Laudator Attila Szabo, NIH Distinguished Investigator, sowie Festredner Peter Wolynes, Professor an der William Marsh Rice University in Houston, Texas, bei der feierlichen Verleihung der Ehrendoktorwürde einig.