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An den Herausforderungen (ge)wachsen

Feier zum 30-jährigen Bestehen des Instituts für Informatik an der Freien Universität

05.08.2016

Katinka Wolter (r.) dankte Ina Schieferdecker für ihren Vortrag über Software-Sicherheit.

Katinka Wolter (r.) dankte Ina Schieferdecker für ihren Vortrag über Software-Sicherheit.
Bildquelle: Manuel Krane

Aktuelle und ehemalige Professorinnen und Professoren feierten das 30-jährige Bestehen des Instituts für Informatik.

Aktuelle und ehemalige Professorinnen und Professoren feierten das 30-jährige Bestehen des Instituts für Informatik.
Bildquelle: Manuel Krane

Klaus-Peter Löhr sprach in seinem Vortrag über „Unordnung und frühes Leid“ am Institut.

Klaus-Peter Löhr sprach in seinem Vortrag über „Unordnung und frühes Leid“ am Institut.
Bildquelle: Manuel Krane

Raúl Rojas sprach über die gesellschaftliche Verantwortung, der sich Informatiker immer mehr stellen müssten.

Raúl Rojas sprach über die gesellschaftliche Verantwortung, der sich Informatiker immer mehr stellen müssten.
Bildquelle: Manuel Krane

„Ich bin immer wieder fasziniert, wenn man sieht, was sich entwickelt hat“, sagt Günter Rote, Professor für Theoretische Informatik, über das Institut, dessen 30-jähriges Bestehen an der Freien Universität kürzlich gefeiert worden ist. Dass die Einrichtung drei Jahrzehnte bestehen werden würde, war nicht abzusehen, als der inzwischen emeritierte Professor Klaus-Peter Löhr mit seinen Kollegen Heinz Schweppe und Helmut Alt 1986 die Informatik an der Freien Universität begründet hat.

Löhr ging in seinem Vortrag über „Unordnung und frühes Leid“, wie er die ersten zehn Jahre von 1986 bis 1996 betitelte, auch darauf ein, dass die Informatik anfangs sehr kritisch beäugt worden sei. Doch das Fach wurde benötigt, da es bereits in Schulen unterrichtet wurde und man dafür Lehrer ausbilden wollte. Als es losging, habe es nicht einmal einen Hauptfachstudiengang gegeben, Informatik konnte nur als Nebenfach oder im Rahmen der Lehramtsausbildung belegt werden. Aus Platzmangel in Dahlem wurden Räume in der Charlottenburger Nestorstraße unweit des Kurfürstendamms bezogen. „Das waren die teuersten Räume, die die Freie Universität jemals angemietet hat“, bemerkte Löhr. Da das Institut nach dem Mauerfall stark wuchs, mussten neue Räumlichkeiten her.

1993 wurde schließlich das Informatik-Gebäude in Dahlem eröffnet. Doch kaum war es bezogen, wurden Mitte der 1990er-Jahre Pläne des Berliner Senats bekannt, das Institut an der Freien Universität zu schließen, da die Politik den Bedarf an Informatik-Forschung mit den Einrichtungen an der Technischen Universität und der Humboldt-Universität gedeckt sah. Eine Fehleinschätzung, wie sich wenig später herausstellen sollte, denn der Internet-Boom Ende der 1990er-Jahre führte zu einem enormen Zuwachs an Studierenden. Der Andrang sei heute nicht mehr ganz so groß wie damals, aber das Institut befindet sich Löhr zufolge auf einem guten Weg: „Es blüht und gedeiht.“

Verantwortung von Forschung

Informatik-Professor Raúl Rojas sprach in seinem Vortrag über die Verantwortlichkeit von Wissenschaft. Informatiker müssten sich auch den medialen Folgen ihrer Forschung bewusst sein. Politische Meinungsbildung sei in sozialen Netzwerken etwa insofern schwierig, als dass Nutzer in der Regel Seiten abonniert hätten, deren Inhalte ihren eigenen politischen Überzeugungen entsprechen. Andere Sichtweisen würden die Nutzer so gar nicht erst erreichen. Das verstärke subjektiv das Gefühl, recht zu haben und mache weniger zugänglich für Zweifel. Der Effekt: Ein Rechts- und Linksruck findet statt, während immer weniger Menschen politisch in der Mitte zu verorten seien. Rojas sprach außerdem darüber, dass sich in sozialen Netzwerken Falschinformationen schneller und hartnäckiger dursetzen könnten als in klassischen Medien. Neue Technik könnte eben auch neue Probleme mit sich bringen. „Das sollten wir vor Augen haben“, sagte Rojas, „das ist inzwischen ein wichtiger Bestandteil der Informatik.“

Sicherheit von Software

Ina Schieferdecker war von 2011 bis 2015 Professorin am Institut für Informatik, inzwischen ist sie Leiterin des Fraunhofer-Instituts für Offene Kommunikationssysteme FOKUS. Sie sprach über die Sicherheit von Software und neue Testverfahren. Die wirtschaftlichen Schäden, die Unternehmen durch Ausfall von Software entstünden, würden immer größer, sagt sie. „Wir müssen uns bewusst machen, was wir da für eine Infrastruktur schaffen“, sagte Schieferdecker in Bezug darauf, dass in Unternehmen immer mehr Verfahren von Software gesteuert und überwacht werden. Denn Software könne eben auch versagen. Abhilfe soll sogenannte selbstheilende Software schaffen, bei der Systeme von einer anderen Software überwacht werden. Eine weitere Idee ist eine Art „Software-TÜV“, hier testet eine unabhängige Prüfstelle die Programme und bewertet sie. Aber auch hier gebe es von Gesetzgeberseite noch keine konkreten Planungen. „Das Problem wird allerdings immer drängender“, sagte Schieferdecker.

Insgesamt wurde deutlich, dass die Herausforderungen für die Informatik größer werden und sich längst nicht mehr allein auf technische Aspekte beschränken: Je größer die Bedeutung von digitaler Technik im täglichen Leben wird, desto größer werde auch die Verantwortung von Informatikern, die diese Technik entwickeln, sagte Raúl Rojas.

Weitere Informationen

Ein ausführlicher Bericht über das 30-jährige Bestehen des Instituts für Informatik findet sich in der aktuellen Tagesspiegel-Beilage der Freien Universität.