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Von der Antike bis zur Neuropsychologie

Steffen Krach, Berliner Staatssekretär für Wissenschaft, besuchte, wie zahlreiche Interessierte, die Lange Nacht der Wissenschaften an der Freien Universität

13.06.2016

Lichtinstallationen weisen den Weg: bei der Langen Nacht der Wissenschaften herrschte auf dem Universitätscampus eine besondere Atmosphäre

Lichtinstallationen weisen den Weg: bei der Langen Nacht der Wissenschaften herrschte auf dem Universitätscampus eine besondere Atmosphäre
Bildquelle: Bernd Wannenmacher

Staatssekretär für Wissenschaft Steffen Krach (links) und seine Ehefrau lassen sich die moderne Grabungstechnik erklären

Staatssekretär für Wissenschaft Steffen Krach (links) und seine Ehefrau lassen sich die moderne Grabungstechnik erklären
Bildquelle: Bernd Wannenmacher

Ein trügerisches Gefühl: Dieses Experiment lässt das Gehirn glauben, eine fremde Hand sei die eigene

Ein trügerisches Gefühl: Dieses Experiment lässt das Gehirn glauben, eine fremde Hand sei die eigene
Bildquelle: Jonas Huggins

Von 17 Uhr bis Mitternacht konnten die Besucherinnen und Besucher in mehr als 450 Veranstaltungen in Berlin-Dahlem sowie auf dem Geo-Campus in Lankwitz die Vielfalt von Forschung und Lehre an der Freien Universität entdecken. Die „klügste Nacht des Jahres“ lockte Interessierte aller Altersgruppen an. Unter ihnen: der Berliner Staatssekretär für Wissenschaft Steffen Krach und seine Ehefrau.

Krach, der selbst an der Freien Universität Politikwissenschaft studiert hat, informierte sich über die Arbeit des Exzellenzclusters Topoi. Der Verbund, in dem Wissenschaftler der Freien Universität, der Humboldt-Universität und von vier außeruniversitären Forschungseinrichtungen zusammenarbeiten, bündelt die Berliner Expertise bei der Erforschung der Antike. In einem ausführlichen Hintergrundgespräch mit Topoi-Sprecher Professor Michael Meyer und Hauke Ziemssen, Geschäftsführer des Forschungsverbundes, erfuhr Krach, dass der Cluster zwar einen alten Gegenstand behandelt, die Forschung aber hochmodern ist: Eine digitale Bibliothek – die im Jahr 2013 begründete Edition Topoi – macht die mehr als 1000 wissenschaftlichen Artikel, die im Rahmen des Forschungsverbundes bereits erschienen sind, weltweit kostenlos zugänglich. Auch archäologische Funde sind online zugänglich, wie sich Steffen Krach überzeugen konnte: Er betrachtete ein dreidimensionales digitales Abbild eines antiken Säulenfragments.

Währenddessen ließ sich das Thema Antike im Garten des Dahlemer Topoi-Hauses mit Händen (be)greifen: Dutzende Nachwuchsarchäologinnen und -archäologen, bis zu 14 Jahre alt, gruben fleißig, um die antiken Überreste eines Militärlagers ans Licht zu bringen, das sich Gerüchten zufolge – die am 11. Juni 2016 hartnäckig gestreut wurden – dort befunden haben soll. Wer einen Gegenstand aus der Erde befördert hatte, protokollierte seinen Fund anschließend in einer Zeichnung, wie echte Wissenschaftler. Neben den Besuchern, die sich als Eintagsarchäologen betätigten, lernten andere, mit Pfeil und Bogen zu schießen oder mit Schaumstoff-Schwert und -Schild zu kämpfen. Vor den Essensständen bildeten sich lange Schlangen – dort waren unter anderem Speisen nach Rezepten aus dem alten Rom zu haben.

Auch andernorts war viel los. Auf dem Platz vor der Holzlaube, der im vergangenen Jahr eröffneten Erweiterung des Hauptgebäudes der Freien Universität für die Kleinen Fächer, hatten Ägyptologen, Altorientalisten und Koreawissenschaftler gemeinsam eine Schreiberschule eröffnet. Eine Teilnehmerin, die gerade gelernt hatte, ihren Namen auf Koreanisch zu schreiben, war von der Vielfalt der Fächer an der Freien Universität begeistert. Und von der Atmosphäre: Ein Food Truck und weitere Speisen- und Getränkestände, Livemusik und bunte Leuchtobjekte sorgten für eine ausgelassene Stimmung.

In den Gängen des Hauptgebäudes an der Habelschwerdter Allee 45 gab es an jeder Ecke etwas zu entdecken. So ließen Neuropsychologen Besucher an deren Gefühl für den eigenen Körper zweifeln: Die Wissenschaftler strichen zwei Besuchern gleichzeitig mit Pinseln über deren jeweils rechte Hand. Dabei konnten die Versuchspersonen nur die Hand der anderen Person sehen. Auf diese Weise wurde das Gehirn ausgetrickst: Nach einiger Zeit überkam die meisten Teilnehmer das verblüffende Gefühl, die fremde Hand sei die eigene.

Wer mochte und älter als 50 Jahre alt war, konnte seine geistigen Fähigkeiten bei einem Gehirnparcours auf die Probe stellen. Eine spannende – und beruhigende – Erfahrung, wie eine Besucherin fand, nachdem sie ihre Ergebnisse erfahren hatte: Ihre Gedächtnisleistung hatte, anders als befürchtet, nicht deutlich nachgelassen. Der Parcours sei ein Beispiel dafür, dass man in der Langen Nacht mit Wissenschaft nicht nur oberflächlich in Berührung komme, sondern auch tiefe Einblicke gewinnen könne, sagte sie.

Wer wird Mikrobiologe?

Themenwechsel im nächsten Gang: Hier zeigten Tiermediziner, wie Bakterien Resistenzen gegen Antibiotika entwickeln – und was die Forschung dagegen tun kann. Besucherinnen und Besucher konnten Bakterien und Viren unter dem Mikroskop betrachten. Ein Quiz, angelehnt an Günther Jauchs Ratesendung „Wer wird Millionär?“, stellte anschließend ihr Wissen auf die Probe. Keine leichte Aufgabe bei Fragen wie zum Beispiel: „Wie lange können Shiga-Toxin bildende Escherichia coli in der Umgebung persistieren?“ Studierende halfen dabei, die Fremdwörter zu entschlüsseln. „Biologie war noch nie meine Stärke“, gab Besucherin Katharina Moczko zu, nachdem sie das Quiz überstanden hatte. „Aber es hat viel Spaß gemacht. Die Studierenden sind sehr nett und gegenüber Laien aufgeschlossen.“

Staatsekretär Steffen Krach zeigte seine Begeisterung über seinen Lange-Nacht-Abstecher in die Antike auf höchst neuzeitliche Art: „Ich bin großer Topoi-Fan!“, twitterte der Politiker noch aus Dahlem. Im nächsten Jahr wolle er wiederkommen, versprach er zum Abschied. Dann werde er seinen Sohn mitbringen, damit auch er bei den Ausgrabungen im Garten des Topoi-Hauses Antikes zutage fördern könne.