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„Unschätzbarer Wert für Lehre und Forschung“

Übergabe der Faksimilesammlung von Detlef Michael Noack an das Kunsthistorische Institut der Freien Universität Berlin

21.12.2015

Ulrike Tarnow von der Bibliothek des Kunsthistorischen Instituts, Karin Gludovatz, Dekanin des Fachbereichs Geschichts- und Kulturwissenschaften, Kunsthistoriker Peter Geimer, Kunsthistoriker Eberhard König und Dunja Noack bei der Faksimile-Übergabe.

Ulrike Tarnow von der Bibliothek des Kunsthistorischen Instituts, Karin Gludovatz, Dekanin des Fachbereichs Geschichts- und Kulturwissenschaften, Kunsthistoriker Peter Geimer, Kunsthistoriker Eberhard König und Dunja Noack bei der Faksimile-Übergabe.
Bildquelle: Manuel Krane

Der Kunsthistoriker Eberhard König mit zwei Faksimile-Bänden, die er der Sammlung hinzugefügt hat.

Der Kunsthistoriker Eberhard König mit zwei Faksimile-Bänden, die er der Sammlung hinzugefügt hat.
Bildquelle: Manuel Krane

„Das ist ein nicht hoch genug zu schätzendes Geschenk mit unschätzbarem Wert für Lehre und Forschung“, sagte die Dekanin des Fachbereichs Geschichts- und Kulturwissenschaften Karin Gludovatz. Die Faksimilesammlung des Kunsthistorikers Detlef Michael Noack, der vor einem Jahr im Alter von 89 Jahren gestorben ist, wurde in der vergangenen Woche bei einem Festakt der Freien Universität übergeben. Im Jahr 2008 hatte Detlef Noack der Freien Universität bereits sein Bildarchiv vermacht. Nach seinem Tod haben sich seine Witwe und seine Tochter entschlossen, auch die 530 Bände umfassende Faksimilesammlung nach Dahlem zu geben.

Die Sammlung enthalte teilweise bisher sehr schwer zugängliche Dokumente und werde daher zukünftig unverzichtbar für Lehre und Forschung sein. Faksimiles sind originalgetreue Kopien von Dokumenten oder Kunstwerken. Sie dienen im Studium und bei der Forschung als Vorlage, bevor das Originalgemälde besichtigt wird, was oft mit erheblichem Aufwand verbunden ist. Da ihre Produktion und Beschaffung sehr aufwendig und teuer ist, können Universitäten Faksimiles nur in sehr begrenztem Umfang erwerben. Für Kunsthistoriker sind sie besonders interessant, weil sie ein Werk – anders als in Büchern oder im Internet verfügbare Kopien – originalgetreu wiedergeben. Das ist beispielsweise bei der Analyse der Farben eines Kunstwerks wichtig. Der Geschäftsführende Direktor des Kunsthistorischen Instituts Peter Geimer von der Freien Universität veranschaulichte das in seinem Vortrag. Bei einer Google-Bildersuche nach Delacroix Gemälde „Die Freiheit führt das Volk“ hat das Rot in der Trikolore bei fast jedem Treffer einen anderen Farbwert. Faksimiles helfen, solche Verfälschungen auszuschließen, sagte Geimer.

Dissertation über Farbfotografie

Nach dem Zweiten Weltkrieg hatte Detlef Noack an der Freien Universität Kunstgeschichte und Philosophie studiert und eine Dissertation zu dem Thema „Die farbige Reproduktion von Kunstwerken: Entwicklung, Methoden und Möglichkeiten unter besonderer Berücksichtigung der Farbphotographie“ verfasst. Im Laufe der Zeit habe er eine beträchtliche Faksimile-Sammlung aufbauen können, sagte Peter Geimer. Der Kunsthistoriker hob in seinem Vortrag Detlef Noacks Bedeutung als Fotograf hervor. Noack habe zu einer Zeit, als der Kupferstich und die Schwarzweiß-Fotografie als adäquates Mittel der Reproduktion galten, die Chancen, die die Farbfotografie für diesen Bereich bietet, richtig erkannt.

Reisen nach Lateinamerika

Als Assistent von Edwin Redslob – Kunsthistoriker und Mitbegründer der Freien Universität und von 1949–50 deren Rektor – hatte Detlef Noack erste Erfahrungen als Sammler gemacht. Als die Freie Universität 1948 gegründet wurde, habe es kaum Materialien gegeben, mit denen sich die Studenten der Kunsthistorik befassen konnten, berichtet der Kunsthistoriker Eberhard König in seiner Laudatio. Über einen eigenen Bestand verfügte die junge Universität nicht, Bücher waren schwer zu beschaffen. Deshalb schickte Redslob seinen Assistenten Noack auf Reisen, um Fotos von barocken Kunstwerken anzufertigen. Das war der Beginn von Noacks Sammeltätigkeit, die ihn nach Südeuropa und Lateinamerika führen sollte. Besonders hatten es ihm Darstellungen der Apokalypse angetan. „Damit war er seiner Zeit ein Stückchen voraus“, sagte Eberhard König. König hat nach Noacks Tod vor einem Jahr Faksimile-Bände mit Darstellungen der Apokalypse erhalten, die nicht aus der Sammlung Noacks stammen, diese aber ergänzen. König fügte diese Bände der Sammlung hinzu.

Stehende Ovationen

Zum Abschluss des Festaktes sprach Detlef Noacks Tochter Dunja, die gemeinsam mit ihrer Mutter die Schenkung an die Freie Universität ermöglicht hatte: „Die Sammlung war sein ganzer Augapfel, der Schatz seiner letzten Jahre.“ Deshalb habe er sich auch zu Lebzeiten nicht von der Sammlung trennen können. „Das Ziel war aber immer, die Sammlung der Lehre zur Verfügung zu stellen“, sagte Dunja Noack. Die Besucher des Festakts dankten mit minutenlangem Applaus und stehenden Ovationen.