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Neue Grabung soll Gewissheit geben

Erdreich an der Fundstelle menschlicher Knochen in der Harnackstraße, nahe der Universitätsbibliothek, wird noch einmal abgetragen

29.10.2015

Die Arbeiten, bei denen das Erdreich an der Stelle des Knochenfundes vom vergangenen Sommer nochmal abgetragen wird, sollen voraussichtlich in der kommenden Woche beginnen.

Die Arbeiten, bei denen das Erdreich an der Stelle des Knochenfundes vom vergangenen Sommer nochmal abgetragen wird, sollen voraussichtlich in der kommenden Woche beginnen.
Bildquelle: Bernd Wannenmacher

An der Stelle, an der im Sommer 2014 bei Bauarbeiten für die Außenanlagen der Universitätsbibliothek menschliche Knochen gefunden wurden, soll der Erdboden noch einmal abgetragen werden. Darauf haben sich die Freie Universität, das Landesdenkmalamt und die Max-Planck-Gesellschaft einvernehmlich verständigt. Die erneute Grabung soll sicherstellen, dass bei der Bergung damals keine Knochenfragmente übersehen wurden, und so die Möglichkeit eröffnen, doch noch Aufschluss über die Herkunft der gefundenen Gebeine zu erhalten. Diese Frage konnte bisher nicht geklärt werden, weil die Knochen vor einer genaueren Untersuchung eingeäschert und bestattet worden waren.

Wenige 100 Meter entfernt von der Fundstelle steht das Gebäude, in dem sich bis 1945 das Kaiser-Wilhelm-Institut für Anthropologie, menschliche Erblehre und Eugenik befand. Dorthin hatte der KZ-Arzt Josef Mengele bis Kriegsende Leichenteile von Menschen geschickt, die im Vernichtungslager Auschwitz ermordet worden waren. In dem Gebäude befand sich bis Kriegsende auch eine Sammlung menschlicher Gebeine aus kolonialen Zeiten. Heute ist das Otto-Suhr-Institut für Politikwissenschaft in dem Haus untergebracht. Die Fundstelle liegt am Rande des ehemaligen Gartengeländes einer Villa (heute Ihnestraße 24), die damals als Wohnhaus für den Direktor des Kaiser-Wilhelm-Instituts diente.

Um weitere Erkenntnisse über die mögliche Herkunft der gefundenen Knochen zu gewinnen, hatte das Präsidium der Freien Universität Anfang 2015 eine Arbeitsgruppe mit Mitgliedern und Experten der Universität, der Max-Planck-Gesellschaft – als Nachfolgerin der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft – und des Landesdenkmalamtes eingerichtet.

Die neue Grabung am Fundort wird von einem Archäologen-Team der Freien Universität in enger Abstimmung mit dem Landesdenkmalamt Berlin begleitet. Die Arbeiten sollen voraussichtlich in der kommenden Woche beginnen. Bereits in den vergangenen Monaten wurden alle Bauarbeiten in der Nähe des Fundortes – wie etwa die Arbeiten für eine Erneuerung der Außenanlagen um die ehemalige „Direktorenvilla“ und die Reparatur einer defekten Rohrleitung unter der Harnackstraße – von Archäologen begleitet.