„Ich möchte einfach nur ein normales Leben führen“
Flüchtlinge konnten sich bei einer Veranstaltung über das Programm Welcome@FUBerlin informieren
22.10.2015
Sie haben sich in einer Flüchtlingsunterkunft in Charlottenburg kennengelernt: der Syrer Amin und Murad aus dem Irak. Gemeinsam sind sie heute nach Dahlem gekommen, um sich mit etwa 100 anderen Flüchtlingen über das akademische Maßnahmenpaket „Welcome@FUBerlin“ zu informieren. Die Bildungsinitiative soll Flüchtlingen, die ein Studium an der Freien Universität planen, den Zugang zur Hochschule erleichtern.
In seiner Heimat Syrien hat Amin Medizin studiert. Seit drei Monaten ist der 30-Jährige nun in Berlin und äußert heute im Henry-Ford-Bau der Freien Universität nur einen Wunsch: Er möchte sein Studium in Berlin fortsetzen und „einfach nur ein normales Leben führen“.
Die Hoffnung auf ein wenig Normalität hat auch die Brüder Muhanad und Adnan nach Dahlem geführt. Seit einer Woche leben die beiden jungen Syrer mit ihrem 11-jährigen Bruder in der Unterkunft in Wannsee. Begleitet werden sie heute nicht von ihren Eltern, die in Damaskus zurückgeblieben sind, sondern von zwei ehrenamtlichen Helfern des ökumenischen Willkommensbündnisses Wannsee. Richard Mann und seine Ehefrau Bärbel Jochum-Mann haben beide selbst an der Freien Universität studiert und hoffen, dass die Brüder über das Programm „Welcome@FUBerlin“ einen Zugang zum Studium in Deutschland finden.
Die Bausteine des Welcome@FUBerlin-Programms
Gelingen soll dies mit den unterschiedlichen Bestandteilen der Initiative – wie ausgewählten Lehrveranstaltungen, Deutschkursen oder einem Buddy-Programm, bei dem Studierende die Flüchtlinge an der Universität begleiten. Ab dem kommenden Sommersemester wird es voraussichtlich möglich sein, Leistungsnachweise zu erwerben, die auf ein späteres Studium angerechnet werden können. Mit dem englischen Kursangebot „Berlin- und Deutschlandstudien“ soll den Neuankömmlingen die kulturelle, historische, soziale und politische Entwicklung Deutschlands im internationalen Kontext vermittelt werden.
Integration durch Bildung
Muhanad und Adnan wollen so schnell wie möglich Deutsch lernen. Dann würde Adnan gerne sein Jurastudium fortführen, das er vor der Flucht aus Syrien begonnen hat. „ Junge Flüchtlinge in das deutsche Bildungssystem zu integrieren, ist enorm wichtig“, sagt Richard Mann, der Ende der sechziger Jahre an der Freien Universität Politikwissenschaft studiert hat.
„Kurzfristig gesehen ist das bestimmt eine schwierige Herausforderung, aber mittel- und langfristig wird es unserer Gesellschaft viel bringen“, sagt der 73-Jährige. Für das Ehepaar Mann ist die Unterstützung der Flüchtlinge eine Herzensangelegenheit: „Wir helfen den Jungs, so wie wir es uns auch für unsere Söhne wünschen würden, wenn sie in dieser Situation wären“, sagt Bärbel Jochum-Mann.
Weitere Informationen
Alle Informationen zum Welcome@FUBerlin-Programm finden Sie auf www.fu-berlin.de/welcome. Im November ist eine weitere Informationsveranstaltung geplant, der Termin wird rechtzeitig bekanntgegeben.