Von Mitte über Steglitz nach Dahlem
Das Institut für Geschichte der Medizin ist in die Dahlemer Thielallee 71 gezogen / Einladung zum Institutstag am 28. Februar
27.02.2014
Die Mitarbeiter haben ihre Büros bezogen, 120.000 Bücher haben einen neuen Platz gefunden, der Fahrstuhl funktioniert: Das „Institut für Geschichte der Medizin und Ethik in der Medizin der Charité – Universitätsmedizin Berlin“ ist aus seiner provisorischen Unterkunft im Bettenhochhaus der Charité und der Ziegelstraße in Mitte nach Dahlem gezogen. Der in den Jahren 1966 bis 1968 für das Pharmakologische Praktikum errichtete Neubau an der Thielallee 71 ist den Bedürfnissen des Instituts entsprechend umgebaut worden. „Unsere Bibliothek war sicherlich noch nie so gut untergebracht wie hier“, sagt der stellvertretende Institutsleiter, Privatdozent Thomas Beddies. Wer das Haus besichtigen und sich über das Institut informieren möchte, ist am 28. Februar eingeladen.
Das Institut für Geschichte der Medizin und Ethik in der Medizin hat eine bewegte Vergangenheit und schon mehrfach den Standort gewechselt. 1930 wurde es unter dem Namen „Institut für Geschichte der Medizin und Naturwissenschaften“ an der damaligen Berliner Universität gegründet, als zweites Institut für Medizingeschichte in Deutschland – nur das der Universität Leipzig gab es früher.
Eines der ersten Institute für Medizingeschichte in Deutschland
Der erste Leiter des Berliner Instituts war Professor Paul Diepgen – Großvater des späteren West-Berliner Bürgermeisters Eberhard Diepgen. Die neue Einrichtung wurde in der Universitätsstraße 3b untergebracht, nahe dem heutigen Hauptgebäude der Humboldt-Universität. Nach der Wende zog das Institut in die benachbarte Ziegelstraße 5-9.
1963 entstand im Westteil Berlins an der 1948 neu gegründeten Freien Universität ein eigenes Institut für Medizingeschichte. Dieses saß 30 Jahre lang in einer Villa in der Augustastraße 37 im Stadtteil Lichterfelde und zog dann wegen der inzwischen sehr umfangreichen Bibliothek in größere Räumlichkeiten in die benachbarte Klingsorstraße 119.
Die Wiedervereinigung brachte auch für das Institut große Veränderungen: „Seit 2002 sind die Institute im Ost- und Westteil Berlins organisatorisch verbunden, 2003 wurden sie im Zuge der Vereinigung der medizinischen Fakultäten der Humboldt-Universität und der Freien Universität in der Charité zusammengeführt“, erläutert Udo Schagen. Der promovierte Medizinhistoriker war bis zu seinem Ruhestand als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Freien Universität und dann der Charité tätig.
Medizin- und Wissenschaftsgeschichte des 19. und 20. Jahrhunderts
Die Forschungsschwerpunkte des Instituts liegen in der Medizin- und Wissenschaftsgeschichte des 19. und 20. Jahrhunderts; zu den Themen gehören die medizinische Praxis im Nationalsozialismus, die Geschichte der Psychiatrie, der Arzneimittel, wie der Auswirkung neuer Technologien und der Organisation des Gesundheitswesens.
Bis 2010 war das Institut in der Klingsorstraße 119 und der Ziegelstraße 5-9 beheimatet. Weil das Land Berlin das Gebäude in der Klingsorstraße verkaufen wollte, musste die Institutsbibliothek im Bettenhochhaus der Charité untergebracht werden – ein Provisorium, das auf Dauer den Bedürfnissen der Medizinhistoriker nicht gerecht werden konnte.„Die Bibliothek war dort auf das 2. und das 9. Obergeschoss verteilt und der Platz sehr begrenzt. Hier am neuen Standort können wir viel mehr Bücher frei zugänglich machen“, sagt Bibliotheksleiterin Melanie Scholz.
Am neuen Standort sind mehr Bücher frei zugänglich
Die Bibliothek des früheren Instituts für Soziale Medizin der Freien Universität Berlin, vormals Thielallee 47 und zwischenzeitlich im Klinikum Benjamin Franklin in Steglitz untergebracht, wurde jetzt integriert, sodass an der Thielallee 71 die zusammengefasste Bibliothek des Charité-Centrums 1 – Human- und Gesundheitswissenschaften – zugänglich ist.
Die Stahlbetonskelett-Konstruktion des würfelförmigen Gebäudes – ein typisches Beispiel für den Universitätsbau in der Bundesrepublik der 1960er Jahre – trägt das Gewicht der insgesamt rund 120.000 Bücher. Die Altbauten, die das Institut zuvor beherbergt hatten, konnten dies nicht leisten.
Sehr zufrieden sind die Institutsmitarbeiter– sechs Festangestellte und derzeit rund 20 Projektmitarbeiter – auch mit dem modernen, hellen Seminarraum im Erdgeschoss. Die Büroräume im Erdgeschoss hingegen erfordern Anpassungsfähigkeit – manche sind recht klein, andere zwar ausgesprochen geräumig, aber Arbeitsplatz für mehrere Mitarbeiter.
Institutstag am 28. Februar
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