Erinnerung an die Gründung der Freien Universität vor 65 Jahren
Feier zum Ernst-Reuter-Tag am 4. Dezember um 18 Uhr / Verleihung der Ernst-Reuter-Preise 2013 und der Deutschlandstipendien
03.12.2013
In diesem Jahr feiert die Freie Universität den 65. Jahrestag ihrer Gründung. An den 4. Dezember 1948 wird jährlich mit dem Ernst-Reuter-Tag erinnert. Der Name geht auf den damaligen Regierenden Bürgermeister der Berliner Westsektoren, Ernst Reuter, zurück, der die Gründung einer freien Universität im Westteil der Stadt von Beginn an unterstützte. Anlässlich des Festaktes am 4. Dezember jedes Jahres werden herausragende Promotionsarbeiten der Freien Universität mit dem Ernst-Reuter-Preis gewürdigt. Die jeweils mit 5.000 Euro dotierten Auszeichnungen werden seit 1985 von der Ernst-Reuter-Gesellschaft der Freunde, Förderer und Ehemaligen der Freien Universität Berlin (ERG) am Gründungstag der Hochschule verliehen. Die vier Preisträger 2013 haben ihre Dissertationen in Tiermedizin, Soziologie, Chemie/Physik und Japanologie verfasst.
Stellvertretend für die diesjährigen Preisträger wird Till Weingärtner im Rahmen der Festveranstaltung die Dankesrede halten: „Wir finden es alle toll, dass dieser Preis über die Fächergrenzen hinausgeht. Das zeigt, wie vielseitig unsere Universität ist und welche unterschiedlichen Themen hier mit Leidenschaft von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern bearbeitet werden.“
Till Weingärtner studierte von 2000 bis 2006 Japanologie und Neuere Deutsche Literatur an der Freien Universität. Nach seinem Magisterabschluss forschte der 34-jährige Berliner mithilfe eines Postgraduierten-Stipendiums zwei Jahre an der Kansai-Universität in Osaka/Japan. 2008 nahm er eine halbe Promotionsstelle an der Freien Universität an – in diesem Jahr ist seine Dissertation als Buch erschienen: „Comedy-Boom in Japan. Performative und mediale Rahmung von Humor in der aktuellen Populärkultur“.
Vom Yakuza zum Berufskomiker
Weingärtners Promotionsarbeit trägt den Titel: „Der o-warai-Boom im ersten Jahrzehnt des 21. Jahrhunderts. Zum Verständnis der Funktionsweisen von Rahmen im modernen Fernseh-Manzai und weiteren japanischen Comedy-Gattungen“. Darin geht es um japanische Comedy und Komiker, die in Japan zu Superstars werden können. „Einerseits habe ich den Inhalt von Comedy-Auftritten untersucht“, sagt Weingärtner. „Dabei habe ich aber auch immer die Frage gestellt, welchen Einfluss das Fernsehen auf Comedy ausübt. Die Arbeit soll zeigen, wie sich durch das Fernsehen das Image von Komikern in Japan gewandelt hat.“
Dieser Wandel habe in den 1980er Jahren begonnen: „Früher haftete Komikern immer ein leichtes Gangster-Image an, als ob sie Beziehungen zu den Yakuza – der japanischen Mafia – hätten. Mittlerweile hat sich das Bild sehr positiv gewandelt, und es gibt sogar Komiker-Schulen, für die man ein hohes Schulgeld bezahlen muss. Die Karriere des Berufskomikers wird in der Gesellschaft mehr und mehr anerkannt, sodass es heute viel mehr Menschen Komiker werden wollen.“ Zum Thema „japanische Comedy“ ist Weingärtner bereits recht früh in seinem Studium durch den Vorschlag einer damaligen Dozentin gekommen. Es hat ihm sofort so gut gefallen, dass ihn das Thema seitdem nicht mehr losgelassen hat.
Mit dem Ernst-Reuter-Preis ausgezeichnet worden zu sein, versteht der Japanologe als wichtige Anerkennung. „Der Ernst-Reuter-Preis ist auch deshalb ein besonderer Preis, weil er interdisziplinär ist. Es ist eine schöne Bestätigung, dass die Arbeit nicht nur Japanologen interessiert und überzeugt, sondern auch darüber hinaus verständlich ist.“
Vielfältige Forschung
Aus 23 Dissertationen, allesamt mit „summa cum laude“ bewertet, wählte die Jury die besten vier aus. Die Themen der prämiierten Arbeiten sind vielfältig. So untersuchte die Soziologin Paula Protsch in ihrer Promotion „Segmentierte Ausbildungsmärkte – Berufliche Chancen von Hauptschülerinnen und Hauptschülern im Wandel“. Sie ging unter anderem der Frage nach, warum Jugendliche mit Hauptschulabschluss heute nur geringe Chancen auf dem Ausbildungsmarkt haben, obwohl in der deutschen Wirtschaft und Politik oft über den Fachkräftemangel diskutiert wird und darüber, welche Bedeutung in diesem Zusammenhang wirtschaftliche und gesellschaftliche Veränderungen haben.
Die Veterinärmedizinerin Imke Lüders schrieb über „Ultrasonographical and Endocrinological Characterization of the unique Ovarian Activity during the Estrus cycle and the Pregnancy in Asian elephants (Elephas maximus)”. Durch ihre Forschung zur Fortpflanzung des weiblichen Elefanten konnte sie zeigen, dass Elefanten sich eines Hormontricks bedienen, um die erforderliche Gelbkörpermasse aufzubauen, um die 22-monatige Trächtigkeit – die längste Tragezeit im Tierreich – aufrechterhalten zu können; ein im Tierreich einzigartiger Prozess.
Thomas Grohmann, der Chemie und Physik auf Lehramt an der Freien Universität studierte, hat über „Theoretische Untersuchungen zur Quantendynamik der Kernspinisomere nicht-linearer Moleküle“ promoviert. In seiner Dissertation versuchte er mithilfe von Computersimulationen Strategien zu entwickeln, damit sich Moleküle bzw. verschiedene Molekülsorten durch Einsatz von Laserpulsen in eine bestimmte Richtung drehen. Auf diese Weise könnten sich vielleicht molekulare Maschinen bauen lassen.
Anlässlich des 65. Geburtstags der Freien Universität Berlin werden in diesem Jahr die Deutschlandstipendien verliehen. Insgesamt 45 Stipendien werden an Studentinnen und Studenten aus allen Fachbereichen vergeben.
Weitere Informationen
Ernst-Reuter-Tag 2013Zeit und Ort
|