Wie viele Bäume verträgt die Stadt?
Berliner Baumforum am Institut für Biologie der Freien Universität
06.09.2011
Schon heute leben weltweit mehr Menschen in Städten als auf dem Land – eine Entwickung, die auch global gesehen wohl noch zunehmen wird. Die dazu passende Antwort des Biologie-Professors Matthias Rillig auf die Frage, wie viele Bäume die Stadt vertrage, lautete deshalb auch schlicht: „So viele wie möglich.“ Mit dieser Einführung eröffnete Rillig als Schirmherr vergangene Woche das achte Berliner Baumforum, zu dem rund 500 Teilnehmer nach Dahlem kamen.
Wer mit der Planung, Pflanzung, Erfassung, Pflege und Kontrolle von Bäumen betraut ist und sich mit Fachleuten austauschen will, kommt zum jährlich stattfindenden Berliner Baumforum. Das achte Baumforum begann mit einem Blick in die Vergangenheit. Karl-Uwe Heußner, Leiter der Abteilung Dendrochronologie (Datierungsmethode der Geowissenschaften, bei der die Jahresringe von Bäumen anhand ihrer unterschiedlichen Breite einer bestimmten, bekannten Wachstumszeit zugeordnet werden, Anm. d. Red.) des Deutschen Archäologischen Instituts, berichtete in seinem Vortrag „Bäume in der Stadt erzählen Geschichte“, wie und welche Informationen er aus Bäumen „liest“. „Wir versuchen, Geschichte aus den Bäumen zu lesen. Wir versuchen, herauszukriegen, was uns Bäume in der Stadt erzählen können, was sie aufgezeichnet haben und was sie uns für die Zukunft übermitteln können.“
Bäume erzählen ihr Leben
Hierfür untersucht Heußner die Jahresringe eines Baumes. In jedem Jahr entsteht ein Ring, alle fallen unterschiedlich aus – beeinflusst vom Klima, von Veränderungen im Baumaufbau, der Beastung, der Belaubung, ob Maikäfer die Blätter abfressen, Wühlmäuse an den Wurzeln knabbern, Baumpfleger Äste absägen oder ein Auto gegen den Stamm fährt. „All dies wird in den Jahresringen als Information bewahrt. Wir müssen nur verstehen, es zu entziffern“, sagt Heußner. „Die Schrift ist nicht immer einfach zu lesen. Und jeder Baum hat seine eigene.“
Das zentrale Thema und Motto des Baumforums jedoch war die Frage: „Wie viele Bäume verträgt die Stadt?“ Professor Hartmut Balder von der Beuth Hochschule für Technik Berlin moderierte die Podiumsdiskussion. Bei den Beteiligten bestand Einigkeit darüber, dass in der künftigen Stadtentwicklung bürgerliches Engagement verstärkt in politisches und behördliches Handeln einfließen müsse. Bürger könnten sich aktiv an der Pflege von Straßenbäumen beteiligen und besser auf ihren Schutz achtgeben. Ein Miteinander im partnerschaftlichen Sinne wurde von allen gewünscht.
Mit Fachwissen Bäume erhalten
„Es geht beim Baumforum vor allem darum, Informationen auszutauschen, Feedback zu erhalten und Diskussionen zu führen. Denn um so viele Bäume wie möglich in der Stadt zu erhalten, brauchen wir qualitativ gut ausgebildete Fachleute“, sagte Manfred Forstreuter, Akademischer Mitarbeiter der Arbeitsgruppe Ökologie der Pflanzen am Institut für Biologie der Freien Universität. Er führte die rund 500 Interessierten, die zum Baumforum gekommen waren, durch den Tag und die verschiedenen Vortragsthemen, wie Stadtbaumbetreuung, Stadtbäume und Naturschutz sowie der Frage, welche Bäume die Stadt verträgt.
Veranstaltet wurde das achte Berliner Baumforum gemeinsam von der Freien Universität, der Datenbankgesellschaft mbH und Kusche & Partner Berliner Baumdienst GmbH. Das nächste Baumforum findet am 22. September 2011 in Lübeck statt.