„Wer Roulade auf dem Teller hatte, kam aus dem Westen"
Alumni der Freien Universität wurden mit einem Festakt zur „Goldenen Promotion 1960-2010“ geehrt
02.11.2010
Es ist ein halbes Jahrhundert her, dass sie an der Freien Universität promoviert wurden, doch die Anreise aus allen Ecken Deutschlands ließen sie sich nicht nehmen: Am vergangenen Sonntag wurden in einem Festakt 49 „Goldene Promovenden“ der Freien Universität geehrt.
Peter-André Alt, Präsident der Freien Universität Berlin, begrüßte die Jubilare an ihrer Alma Mater und stellte unter dem Motto „Freiheit, Exzellenz, Internationalität“ die heutige Freie Universität vor. Außerdem berichtete er über die strukturellen Veränderungen der Hochschule in den vergangenen Jahren.
„Damals war’s“ – eine Jubilarin blickt zurück
Frau Haide-Marie Gürich aus Karlsruhe, damals Studentin der ehemaligen Philologischen Fakultät, wo sie mit einer Arbeit über „Die Holtorf-Truppe - Wesen und Wirken einer Wanderbühne" auch promoviert wurde, erinnert sich an die gemeinsame Studien- und Doktorandenzeit. Wie viele ihrer Kommilitonen wohnte die Jubilarin zur Untermiete, das Geld war knapp. In der Mensa reichte es nur für das billigste Essen. Weil die Studenten aus dem Westteil Berlins aber auch die Bibliothek Unter den Linden nutzen durften – die Mauer war zu der Zeit ja noch nicht gebaut –, konnte man sich aufgrund des Umtauschkurses dort das teuerste Gericht leisten: „Wer Roulade auf dem Teller hatte, kam aus dem Westen", erzählt Haide-Marie Gürich.
Festvortrag: „Was heißt und zu welchem Ende studiert man Chaos?“
Nach der feierlichen Überreichung der Jubiläumsurkunden durch Präsident Professor Peter-André Alt hielt der Physiker Professor Siegfried Großmann von der ehemaligen Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät der Freien Universität seinen Festvortrag: „Was heißt und zu welchem Ende studiert man Chaos?“. Der Jubilar, Mitglied der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften und Träger des Großen Verdienstkreuzes des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland, entführte seine Zuhörer in die „Wunderwelt des Nichtlinearen und Komplexen, des Chaos und der Strukturen" und unterlegte seine Ausführungen zur Chaostheorie mit anschaulichen Beispielen aus der Meteorologie.
Erinnern, Austauschen, Kennenlernen
Abschließend sprach der Vorsitzender des Vorstands der Ernst-Reuter-Gesellschaft der Freunde, Förderer & Ehemaligen der Freien Universität Berlin e. V., Senator a. D. Walter Rasch. Unter dem Motto „Auf ein Wort – Ihre Alma Mater braucht Sie!“ stellte er den Gästen die Arbeit des Fördervereins der Freien Universität vor.
Musikalisch umrahmt wurde die Feierstunde von Musikern des Vereins „Junge Künstler stellen sich vor". Mit „Nightclub 1960“, einem Titel von Astor Piazolla, endete der offizielle Teil der Jubiläumsfeier – beim anschließenden Empfang war Gelegenheit zum Austausch von Studienerinnerungen, Wiedertreffen ehemaliger Kommilitonen und Knüpfen neuer Kontakte.