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Philosophie und Religion

Deutsch-chinesische Konferenz zu Denk- und Glaubenstraditionen in Europa und Asien an der Freien Universität

06.08.2010

Die Teilnehmer und Teilnehmerinnen der Konferenz kamen aus Deutschland, China, Taiwan und Japan

Die Teilnehmer und Teilnehmerinnen der Konferenz kamen aus Deutschland, China, Taiwan und Japan
Bildquelle: Institut für Philosophie der Freien Universität

In der ostasiatischen Denktradition kennt man eine Trennung von Philosophie und Religion nicht – anders als im europäischen Kulturkreis. Das macht eine Kooperation mit China auf dem Gebiet der Geisteswissenschaften schwierig, aber auch interessant. Ende Juli trafen sich Wissenschaftler aus Deutschland, China, Taiwan und Japan an der Freien Universität, um sich über das Verhältnis von Philosophie und Religion auszutauschen.

„Das Thema ‚Philosophie und Religion’ ist seit einigen Jahren aktuell und populär“, sagt Organisator Hans Feger, Privatdozent am Fachbereich Philosophie und Geisteswissenschaften der Freien Universität.

Die Formen der Religiosität, wie sie in China, aber auch in Korea und Japan praktiziert werden, unterscheiden sich so grundlegend von denen der westlichen Gläubigkeit, dass viele der Rezeptionsschwierigkeiten, die einem offenen Philosophie- und Religionsverständnis im Wege stehen, hier ihren Ursprung haben.

Der systematischen Wahrheitssuche, die sich mit dem westlichen Philosophiebegriff verbindet, stehe im ostasiatischen Kulturkreis eine Gelehrsamkeit gegenüber, die eher als „Weisheit“ zu bezeichnen sei. Diese zeige sich konkret im pragmatischen Umgang mit den Religionen, dem Fehlen institutioneller Glaubensrichtungen und konfessioneller Konflikter sowie in der relativ untergeordneten Bedeutung, die Erkenntnistheorie und Logik in den Kulturen Ostasiens spielten. Daher sollte in den Vorträgen das Verhältnis von Religion und Philosophie neu thematisiert werden und insbesondere die ostasiatische Denktradition vorgestellt werden, die eine Trennung von Philosophie und Religion nicht kennt.

Traditionen besser verstehen

Der religions- und philosophieüberschreitende Austausch sollte das Verständnis für die Tradition der westlichen, insbesondere der deutschen Philosophie, vertiefen, aber auch ein weitergehendes Verständnis für die Besonderheiten der chinesischen Philosophie fördern, die sich gegenwärtig auf das traditionelle Denken (guoxue re) zurückbesinnt.

„Es wurden interessante Überlegungen aufgeworfen. Unter anderem zur fernöstlichen Rezeption des Existentialismus, zur Innerweltlichkeit von Religionen im Unterschied zu ihrer transzendenten Begründung, zum Konfuzianismus als Tugendlehre sowie zu spezielleren Frage, etwa, wie die Deutsche Philosophie in Asien phänomenologisch reinterpretiert wird“, sagt Feger und ergänzt: „Für mich persönlich kam einer der interessantesten Vorträge von einem der bedeutendsten Intellektuellen Chinas: von Wang Hui von der Tsinghua-University in Peking. Er hat die Genese eines modernen Subjektbegriffs in China aufgezeigt.“

Kooperationen ausbauen

Es war die größte Tagung, die bisher zu diesem Thema in Deutschland veranstaltet wurde. Und es sei auch ein Experiment gewesen, sagt Feger: „Wir hatten Philosophen, Theologen und auch eine große Gruppe Sinologen eingeladen. Üblicherweise treffen diese verschiedenen Wissenschaftsbereiche nicht aufeinander. Jetzt müssen wir auf kleineren Tagungen die einzelnen Aspekte dieses großen Themas vertiefen.“

Ziel der Tagung war es unter anderem, die Kontakte von Geisteswissenschaftlern in Deutschland und China zu intensivieren und weitere Forschungskooperationen anzubahnen. Daher freut es Feger besonders, dass regelmäßige Konferenzen mit der Chinese Academy of Social Sciences vereinbart wurden.