Meilensteine in der Frauenforschung
Drei Wissenschaftlerinnen und ein Wissenschaftler werden für ihre Arbeiten zur Frauenforschung mit dem Margherita-von-Brentano-Preis geehrt
10.05.2010
Germanistin Barbara Hahn schrieb eine Forschungsarbeit über geisteswissenschaftlich tätige Frauen des frühen 19. bis 21. Jahrhunderts
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Professorin Susan Neiman und Peter McLaughlin beschäftigen sich seit Ende der neunziger Jahre intensiv mit der Aufarbeitung des Nachlasses von Brentano
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Philosoph Peter McLaughlin und Susan Neiman haben seinerzeit bei Margherita von Brentano an der Freien Universität studiert
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Historikerin Iris Nachum promoviert derzeit an der Universität Tel Aviv
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Der Margherita-von-Brentano-Preis der Freien Universität Berlin für herausragende Leistungen und innovative Projekte im Bereich der Frauen- und Geschlechterforschung geht in diesem Jahr an die Germanistin Barbara Hahn. Zugleich wird die mit 11.000 Euro dotierte Auszeichnung für das Jahr 2009 vergeben: an die Philosophen Susan Neiman und Peter McLaughlin sowie die Historikerin Iris Nachum. Die Verleihung findet heute in der ehemaligen Philosophischen Bibliothek der Freien Universität statt.
Beitrag zur Geschichte weiblicher Intellektualität: Preisträgerin 2010
Barbara Hahn ist Professorin für Germanistik an der Vanderbilt University in Nashville. Sie gehört im Bereich Gender Studies zu den renommiertesten Literaturwissenschaftlerinnen. Ihre Forschungsarbeit über geisteswissenschaftlich tätige Frauen des frühen 19. bis 21. Jahrhunderts bildet die Grundlage für ihre wissenschaftliche Beschäftigung mit der Geschichte weiblicher Intellektualität. Innerhalb ihrer umfangreichen Studien hat sie sich vor allem der jüdischen Gelehrten und Schriftstellerin Hannah Arendt und der jüdischen Schriftstellerin und Salonière Rahel Varnhagen gewidmet. Die Aufarbeitung und Edition des Werks Varnhagens gilt als Meilenstein in der deutschen Literaturgeschichte. Barbara Hahn hat an der Freien Universität promoviert und sich im Rahmen ihrer Arbeiten intensiv für die Förderung des weiblichen wissenschaftlichen Nachwuchses eingesetzt. Nicht zuletzt durch dieses Engagement kann die internationale Vernetzung der Freien Universität im Bereich der Literaturwissenschaften ausgebaut werden.
Aufarbeitung des Nachlasses Margherita von Brentanos: Preisträger und Preisträgerinnen 2009
Professorin Susan Neiman, Direktorin des Einstein Forums, und Peter McLaughlin, Professor für Philosophie an der Universität Heidelberg, haben seinerzeit bei Margherita von Brentano an der Freien Universität studiert. Seit Ende der neunziger Jahre beschäftigen sie sich intensiv mit der Aufarbeitung des Nachlasses von Brentano. Unterstützt wurden sie dabei von der Historikerin Iris Nachum, die derzeit an der Universität Tel Aviv promoviert. In einer zweibändigen Publikation haben die drei Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen Brentanos Werk dokumentiert. Damit steht der Öffentlichkeit erstmals das gesamte Werk Brentanos in geordneter Form zur Verfügung. „Die Biographie Brentanos wurde durch Gespräche, die wir mit einigen ihrer Weggefährten geführt haben, abgerundet. So entstand eine Collage, die ein facettenreiches Bild dieser bedeutenden Intellektuellen widerspiegelt“, erklärt Iris Nachum das gemeinsame Projekt.
Die Philosophin und kritische Intellektuelle Margherita von Brentano setzte sich für die Überwindung der beruflichen Diskriminierung von Frauen an Universitäten und Forschungsinstituten ein. Sie war Schülerin des Philosophen Martin Heidegger und wurde 1970 als erste Frau ins Präsidium der Freien Universität gewählt. Mit dem seit 1995 verliehenen Margherita-von-Brentano-Preis ehrt die Freie Universität persönliches Wirken oder hervorragende Projekte in der Frauenförderung und der Geschlechterforschung. Er ist einer der höchstdotierten Auszeichnungen zur Frauenförderung in Deutschland. Die Vergabe erfolgt durch das Präsidium auf Vorschlag des zentralen Frauenrats der Hochschule. In diesem Jahr wird der Preis durch Professorin Christine Keitel-Kreidt, Vizepräsidentin der Freien Universität, überreicht. Die Laudatio hält Professorin Irmela von der Lühe vom Institut für Deutsche und Niederländische Philologie der Freien Universität.