Brücke in den Nahen Osten
Freie Universität eröffnet Außenstelle in Kairo
27.04.2010
Das neu eröffnete Büro der Freien Universität in der mit rund 16 Millionen Einwohnern größten Stadt Afrikas will dabei helfen, in der Region für Studien- und Forschungsaufenthalte an der Freien Universität zu werben, wissenschaftliche Zusammenarbeit zu erleichtern und geeignete Kooperationsinstrumente für den Studierendenaustausch zu entwickeln.
Rund 100 Gäste kamen zur Eröffnung der Kairoer Dependance der Freien Universität in den Garten des Deutschen Akademischen Austausch Dienstes (DAAD), in dessen Räumlichkeiten die Freie Universität ihr neues Büro bezogen und nun offiziell eröffnet hat. Unter ihnen Professor Mahmoud ElTayeb Nasser, Präsident der Helwan University und Professor Ashraf Mansour, Gründungsinitiator der German University Cairo und Professor Abuleish. Einer einstündigen Pressekonferenz mit ägyptischen Medien folgte die Eröffnungszeremonie, bei der das erste Wort der Leiter des DAAD-Büros in Kairo, Dr. Christian Hülshörster, hatte. Er freue sich sehr, die Freie Universität als neuen Gast – neben der Universität Marburg, dem Orient Institut Beirut, der Fraunhofer Gesellschaft und der Zentralstelle für Auslandsschulwesen – im Haus des DAAD begrüßen zu können. Hülshörster erinnerte an das drei Jahre zurückliegende Deutsch-Ägyptische Wissenschaftsjahr, das unter dem Motto „Linking Scientific Masterminds“ stand: „Dieses Motto kann nun weiter mit Leben gefüllt werden.“
Büroleiter ist Alumnus der Freien Universität
Der neue Leiter der Dependance, Dr. Florian Kohstall, hatte – schon während er über das Bildungssystem Ägyptens und Marokkos promovierte – mehrere Jahre in Kairo verbracht. „Ich freue mich sehr, die Freie Universität, meine Alma Mater, hier vertreten zu dürfen“, sagte Kohstall. Wir möchten Studierende mit Wissenschaftlern zusammenbringen, ebenso Wissenschaftler untereinander und auch Wissenschaftler mit Menschen, die an Wissenschaft interessiert sind“, sagte Kohstall.
Dr. Dorothea Rüland, die Direktorin des Center for International Cooperation der Freien Universität, dankte dem DAAD für seine Gastfreundschaft und beschrieb die Ziele des Büros als gleichermaßen bescheiden und ambitioniert. Bescheiden, weil „wir hier in einen Dialog über zukünftige Forschungsprojekte und neue Formen der Kooperation eintreten möchten, die den Bedürfnissen beider Seiten gerecht werden.“ Und ambitioniert, weil „die Freie Universität mit diesem Büro auch ein neues Kapitel akademischen Austauschs aufschlagen möchte.“ Rüland betonte, wie wichtig Ägypten und die Länder des Nahen Ostens für die Freie Universität seien. Beispielhaft nannte Rüland das Seminar für Semitistik und Arabistik, das Institut für Islamwissenschaft, das Institut für Archäologie, das Ägyptologische Seminar und das Institut für Politikwissenschaft, die sich alle auf vielfaltige Art und Weise mit dem Nahen Osten befassen.
Professor Maged El-Sherbiny, der Vize-Minister im Ministerium für Hochschulbildung und Forschung, nannte die Büroeröffnung einen „wichtigen Schritt“ zum Ausbau der Beziehungen zwischen Deutschland und Ägypten. Für El-Sherbiny ist das neue Büro der Freien Universität ein Beleg dafür, dass das Deutsch-Ägyptische Wissenschaftsjahr Früchte getragen hat.
Akademische Brückenbauer
Auch der deutsche Botschafter in Kairo, H.E. Michael Bock, zeigte sich stolz und froh, dass die engen Beziehungen zwischen den beiden Völkern auf universitärer Ebene intensiviert werden. Für den Botschafter ist die sechste Außenstelle der Freien Universität „Beratungsstelle“, „Repräsentanz“, „Hafen“ und „Botschaft“ in einem.
Die Islamwissenschaftlerin Gudrun Krämer hielt anschließend die sogenannte Keynote speech. Krämer ist Direktorin der „Berlin Graduate School Muslim Cultures and Societies“, die 2008 eröffnet wurde und seither bis zu 15 Doktoranden pro Jahr aufnimmt. Krämer verwies auf die große und reiche Tradition an Islamstudien in Berlin und betonte, dass sich die wissenschaftliche Beschäftigung mit dem Islam in all seinen Facetten auf viele andere Disziplinen wie Anthropologie, Politische Wissenschaft oder Architektur, aber auch auf weitere Regionen, wie Südostasien, Zentralasien und das subsaharische Afrika ausgeweitet hat. Was Ingenieure und Zahnärzte tun, sei eigentlich dasselbe, was sie und die Graduate School täten, schloss Krämer ihren Vortrag ironisch: „Wir bauen Brücken“.