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„Entscheidend ist die Qualifikation der Persönlichkeit, nicht die Schnelligkeit des Verfahrens“

Interview mit dem Kuratoriumsvorsitzenden Hans-Uwe Erichsen zur Präsidentenwahl

04.01.2010

Hans-Uwe Erichsen, Vorsitzender des Kuratoriums der Freien Universität Berlin

Hans-Uwe Erichsen, Vorsitzender des Kuratoriums der Freien Universität Berlin
Bildquelle: Bernd Wannenmacher

Professor Dieter Lenzen hat die Wahl zum Präsidenten der Universität Hamburg angenommen. Bis Ende des ersten Quartals 2010 wird er voraussichtlich noch als Präsident der Freien Universität im Amt sein. Ein Gespräch mit Professor Hans-Uwe Erichsen, dem Vorsitzenden des Kuratoriums, über das Prozedere der Präsidentenwahl.

Herr Professor Erichsen, gesucht wird eine neue Präsidentin oder ein neuer Präsident für die Freie Universität Berlin. Ist der Ausschreibungstext schon fertig?

Wir arbeiten daran. Der Akademische Senat hat einen Entwurf verabschiedet und die Kuratoriums-Vorsitzenden ermächtigt, ihn zu ergänzen. Der Akademische Senat und das Kuratorium haben zwar je ein selbstständiges Vorschlagsrecht. Sie haben sich aber darauf geeinigt, eine Lösung im Konsens zu finden. Wir sind zuversichtlich, dass der Text bis Anfang Januar steht.

Wo wird die Ausschreibung veröffentlicht?

In den maßgeblichen nationalen und internationalen Printmedien, außerdem auf  Internet-Portalen.

Wird eine Findungskommission eingerichtet – wenn ja, was wird deren Aufgabe sein:  potenzielle Kandidaten anzusprechen oder die Auswahl unter den Bewerbern zu treffen?

Es ist eine noch offene Frage, ob eine Findungskommission eingesetzt wird.

Sollte es keine Findungskommission geben, wie würde das Verfahren ablaufen?

Ich gehe davon aus, dass die Stellenausschreibung Mitte Januar veröffentlicht werden kann. Nach Eingang der Bewerbungen würden Vertreter des Akademischen Senats und des Kuratoriums in einer Arbeitsgruppe geeignete Kandidatinnen und Kandidaten auswählen. Unser Ziel ist es, uns dann auf eine gemeinsame Kandidatin oder einen Kandidaten zu einigen.

Welche Rolle spielt der Berliner Senat? Hat er bei der Personalentscheidung ein Wort mitzureden?

Der Senat spielt in dieser Phase keine Rolle. Er bestellt am Ende die Präsidentin oder den Präsidenten. Das ist ein formaler Akt, mit dem er der vom erweiterten Akademischen Senat getroffenen Wahl zustimmt.

Es dürfte nicht leicht werden, eine geeignete Persönlichkeit für eine so prominente  Position zu gewinnen. Rechnen Sie mit Schwierigkeiten?

Es ist ein anspruchsvolles Stellenprofil, das ist richtig. Ich bin aber zuversichtlich, dass es uns gelingen wird, eine geeignete Persönlichkeit zu finden.

Im Herbst müssen die Skizzen für neue Förderanträge für die nächste Runde der Exzellenzinitiative  eingereicht werden – hat angesichts des knappen Zeitrahmens ein Kandidat von außerhalb der Freien Universität überhaupt eine Chance?

Die Entscheidung hängt letzten Endes von der Bewerberlage ab. Aber selbstverständlich gibt es auch Kandidaten von außerhalb, die Erfahrungen mit der Exzellenzinitiative haben und die die Freie Universität Berlin kennen.

Wird sich die desiginierte Präsidentin oder der designierte Präsident den Studenten und Mitarbeitern vorstellen?

Sie oder er wird sich im Akademischen Senat und im Kuratorium vorstellen, und die Sitzungen der beiden Gremien sind generell öffentlich.

Zwischen dem Amtsende von Präsident Dieter Lenzen und dem Antritt der neuen Präsidentin oder des neuen Präsidenten wird eine gewisse Zeit zu überbrücken sein. Wer füllt die Lücke?

Die Erste Vizepräsidentin, Professorin Ursula Lehmkuhl, wird die Geschäfte führen. Das sollte aber nicht über einen längeren Zeitraum der Fall sein.

Es gibt einen Beschluss des Akademischen Senats, dass keine weitreichenden Beschlüsse in Lehre, Forschung und Verwaltung gefasst werden sollten in dieser Übergangszeit.

Das neu zu wählende Präsidium hat die Verantwortung für die künftige Gestaltung und Entwicklung der Freien Universität. Ich gehe deshalb davon aus, dass in der Übergangszeit keine weichenstellenden, präjudizierenden Entscheidungen gefällt werden. Auch deshalb ist es wichtig, dass möglichst schnell eine neue Präsidentin oder ein neuer Präsident gewählt wird. Entscheidend aber ist die Qualifikation der Persönlichkeit, nicht die Schnelligkeit des Verfahrens.

Die Fragen stellte Christine Boldt