Neue Grippe: Universität richtet Pandemie-Arbeitsgruppe ein
Fragen an den Pandemie-Beauftragten der Freien Universität
14.08.2009
Die Experten warnen: Spätestens im Herbst, wenn die saisonale Grippewelle anläuft, wird auch das H1N1-Virus, das die Neue Grippe auslöst, für eine steigende Zahl von Erkrankungen sorgen. In campus.leben lesen Sie ab heute, wie sich die Freie Universität auf diesen Ernstfall vorbereitet. Heute: Ein Gespräch mit dem Pandemie-Beauftragten der Freien Universität Berlin, Frank Rosendahl.
Campus.leben: Herr Rosendahl, Sie sind zum Pandemiebeauftragten der Freien Universität ernannt worden und leiten die Pandemie-Arbeitsgruppe, die kürzlich gegründet worden ist.
Rosendahl: Das Präsidium der Freien Universität hat den Beschluss gefasst, dass eine Planungsgruppe eingerichtet werden soll, die sich mit der Thematik Pandemie auseinandersetzt. In einem Unternehmen oder Betrieb ist in der Regel der Betriebsleiter gleichzeitig der Pandemiebeauftragte. An der Freien Universität Berlin bin ich dazu bestimmt worden.
Muss eine Einrichtung von der Größe der Freien Universität eine Pandemie-Arbeitsgruppe einsetzen oder ist das freiwillig?
Rosendahl: Der Arbeitgeber ist verpflichtet, für den Schutz der Gesundheit seiner Mitarbeiter einzutreten. Wenn wirklich eintritt, was die Experten vorhersagen, nämlich dass im Herbst die Zahl der Erkrankungen sprunghaft zunehmen wird, dann fällt das genau auf den Semesteranfang. Darauf wollen wir vorbereitet sein, um dann entsprechend reagieren zu können. Zum Beispiel auf Fragen: Was passiert, wenn in einem Bereich plötzlich signifikant viele Mitarbeiter ausfallen? Was ist dann zu tun, was zu entscheiden? Es gibt ja wichtige Einrichtungen, die man nicht ohne weiteres schließen kann. Da muss man sich natürlich Gedanken machen und Festlegungen treffen, wie die Betriebsprozesse aufrecht erhalten werden können.
Gab es schon einmal eine ähnliche Situation an der Freien Universität?
Rosendahl: Ich bin schon lange hier, seit Ende der 60er Jahre, nein, so etwas gab es noch nicht.
Gibt es Vorlagen für einen Pandemie-Plan?
Rosendahl: Es gibt Pandemie-Pläne des Landes und auch anderer Institutionen. Wir müssen das Rad also nicht neu erfinden, aber die Strukturen sind natürlich in einem Unternehmen ganz andere als in einer Universität, die sehr dezentral ausgerichtet ist. Andererseits sind wir im Vorteil, weil wir großen Sachverstand innerhalb der Freien Universität haben und nutzen können, etwa durch die Wissenschaftler unseres Veterinärmedizinischen Fachbereichs.
Welche Schritte sind jetzt zu tun?
Rosendahl: Wir sind noch am Anfang, die Planungsgruppe hat bisher dreimal getagt, wir treffen uns wöchentlich. Gerade sind wir dabei, einen Pandemie-Plan für die Freie Universität zu erarbeiten. Ferner haben wir ein Merkblatt entwickelt, aus dem die Mitarbeiter der Freien Universität allgemeine Verhaltenshinweise entnehmen können, also hygienische Empfehlungen zum Beispiel. Dieses Merkblatt wird mit den nächsten Gehaltsnachweisen verschickt. Um die Studierenden zu erreichen, müssen wir einen anderen Weg wählen: nämlich per E-Mail. Außerdem werden wir ein Schreiben an alle dezentralen Einrichtungen der Freien Universität verschicken. Es werden dezentrale Pandemie-Beauftragte in den einzelnen Fachbereichen und Abteilungen ernannt, die unsere Ansprechpartner sein werden. Sie melden unter anderem etwaige Erkrankungen an den Betriebsärztlichen Dienst, Herrn Dr. Bornkessel, der wiederum mir als zentralem Pandemie-Beauftragten berichtet. Danach wird die Kommunikations- und Informationsstelle informiert, um über campus.leben, das Online-Magazin der Freien Universität, alle Mitarbeiter und Studierenden zu informieren.
Was muss oder soll gemeldet werden?
Rosendahl: Gemeldet werden sollen sowohl Verdachtsfälle als auch nachgewiesene Fälle. Nicht jeder lässt ja ärztlich überprüfen, ob er tatsächlich am H1N1-Virus erkrankt ist.
Sind denn an der Freien Universität schon Schweinegrippe-Fälle aufgetreten?
Rosendahl: Uns ist bisher ein nachgewiesener Fall bekannt. Darüber hat uns der zuständige Amtsarzt informiert, allerdings erst nach der Erkrankung des Mitarbeiters, der mittlerweile wieder gesundgeschrieben ist.
Hatte die Nachricht Konsequenzen für das Arbeitsumfeld des erkrankten Mitarbeiters? Sind die Kollegen informiert worden?
Rosendahl: Der zuständige Arbeitsbereich ist informiert worden. Es war jedoch nicht notwendig, weitere Maßnahmen zu ergreifen. Im Übrigen gibt es keine Meldepflicht der Mitarbeiter, ihrem Dienstherrn mitzuteilen, dass sie an der Neuen Grippe erkrankt sind. Die Diagnose fällt unter die ärztliche Schweigepflicht. Aber wir hoffen natürlich auf eine gewisse Offenheit bezüglich der Schweinegrippe und appellieren deswegen auch an das Verantwortungsbewusstsein der Mitarbeiter.
Gibt es schon Pläne für den Fall, dass einzelne Institute oder Bereiche wegen einer großen Zahl von Erkrankungen geschlossen werden müssen?
Rosendahl: Wir haben das im Einzelnen noch nicht durch dekliniert. Das Problem ist, dass davon viele Bereiche betroffen sein werden: die Lehre, also die Studierenden, die Forschung, die Mitarbeiter, aber auch die Serviceeinrichtungen wie Bibliotheken oder Mensen. Im Augenblick gibt es noch viele Fragen, wie zum Beispiel: Wer entscheidet über die Schließung eines Instituts? Da wird der Amtsarzt mitentscheiden, die Gesundheitsverwaltung Berlin, die Wissenschaftsverwaltung bestimmt auch, und natürlich das Präsidium der Freien Universität. Eine ganz wichtige Funktion werden die dezentralen Pandemie-Beauftragten haben, deren Aufgabenspektrum wir gegenwärtig festlegen und mit denen die entsprechenden Schritte besprochen werden müssen.
Stehen Sie in Kontakt mit den anderen Berliner Universitäten?
Rosendahl: Ja. Aber auch dort ist man noch am Anfang, im Juli hatte ich an der Humboldt-Universität nachgefragt, da gab es zu dem Zeitpunkt noch keine konkreten Überlegungen. Ich weiß aber, dass an der Technischen Universität auch eine Arbeitsgruppe existiert, mit der werden wir auf jeden Fall Kontakt aufnehmen. Gesprochen habe ich schon mit dem Studentenwerk. Dort gibt es zwar keinen Pandemieplan, aber das Bewusstsein, dass die Mensen natürlich besonders neuralgische Punkte sind und notfalls auch geschlossen werden müssen.
Wie hoch muss die Zahl der Krankheitsfälle sein, bevor eine Einrichtung geschlossen wird?
Rosendahl: Da gibt es bisher noch keine konkreten Angaben oder Zahlen, das muss man dann sicherlich von Fall zu Fall entscheiden.
Wie können sich die Mitarbeiter und Studierenden an der Freien Universität informieren – werden Sie als Pandemie-Beauftragter eine Sprechstunde einrichten, wird es eine Hotline geben?
Rosendahl: Das haben wir vor, aber noch befinden wir uns in der Vorphase. Herr Bornkessel und ich, aber auch die Mitglieder der Pandemie-Arbeitsgruppe, werden immer ansprechbar sein.
Weitere Informationen
Die Pandemie-Arbeitsgruppe der Freien Universität:
- Frank Rosendahl, Leiter der Abteilung I für Personal- und Finanzwesen und Pandemie-Beauftragter
- Hendrik Hauer, Referent des Leiters der Abteilung I
- Boris Biber, Dienststelle Arbeitssicherheit
- Dr. Bert Bornkessel, Betriebsärztlicher Dienst und stellvertretender Pandemie-Beauftragter
- Dr. Christian Laiblin, Verwaltungsleiter des Fachbereichs Veterinärmedizin, Vertretung der Fachbereiche
- Horst Zoschke, Betriebsratsvorsitzender
- Barbara Drewes, Personalrat Dahlem
- Lutz Thormann, Dienststelle Arbeitssicherheit
- Peter Hirsch, Vorstandsmitglied des Gesamtpersonalrats, Vorsitzender des Personalrats der Zentraleinrichtung des Botanischen Gartens
- Christa Beckmann, Leiterin der Kommunikations- und Informationsstelle
Hinweis:
Alle Mitarbeiter und Angehörigen der Freien Universität bitten wir, regelmäßig in die campus.leben-Rubrik "Intern" zu schauen, die nur über das Rechnernetz der Universität zugänglich ist. Dort werden in den kommenden Wochen fortlaufend Informationen zum Thema speziell für Mitarbeiter der Freien Universität eingestellt. In den nächsten Tagen richtet campus.leben auch eine Sonderseite ein, die Antworten auf wichtige Fragen und Informationsangebote zum Thema Neue Grippe sammelt.