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"Geschichte ist ein Amalgam aus Schicksal und Zufall"

Cornelis Johannes Jacobus Maria – kurz Cees – Nooteboom ist mit der Ehrendoktorwürde des Fachbereichs Philosophie und Geisteswissenschaften der Freien Universität ausgezeichnet worden

14.11.2008

Cees Nooteboom ist durch die Essays in seinen Berlijnse notities (1990; dt. 1991: Berliner Notizen) auf besondere Weise mit der Stadt Berlin und ihrer bewegten Geschichte verbunden

Cees Nooteboom ist durch die Essays in seinen Berlijnse notities (1990; dt. 1991: Berliner Notizen) auf besondere Weise mit der Stadt Berlin und ihrer bewegten Geschichte verbunden
Bildquelle: Stephan Töpper

Prof. Dr. Jan Konst, Peter P. van Wulfften Palthe (Botschafter der Niederlande), Prof. Dr. André Alt, Ernst Dollwetzel (v. l. n. r.)

Prof. Dr. Jan Konst, Peter P. van Wulfften Palthe (Botschafter der Niederlande), Prof. Dr. André Alt, Ernst Dollwetzel (v. l. n. r.)
Bildquelle: Stephan Töpper

Cees Nooteboom (links) im Gespräch mit dem Botschafter der Niederlande Peter P. van Wulfften Palthe und seiner Frau Sarah Ann Foulds

Cees Nooteboom (links) im Gespräch mit dem Botschafter der Niederlande Peter P. van Wulfften Palthe und seiner Frau Sarah Ann Foulds
Bildquelle: Stephan Töpper

Mit Cees Nooteboom wird zum ersten Mal ein niederländischer Autor außerhalb des niederländischen Sprachraums mit einer Ehrendoktorwürde ausgezeichnet

Mit Cees Nooteboom wird zum ersten Mal ein niederländischer Autor außerhalb des niederländischen Sprachraums mit einer Ehrendoktorwürde ausgezeichnet
Bildquelle: Stephan Töpper

Cees Nooteboom erhält die Ehrendoktorwürde der Freien Universität Berlin

Cees Nooteboom erhält die Ehrendoktorwürde der Freien Universität Berlin
Bildquelle: Stephan Töpper

Prof. Dr. André Alt, Cees Nooteboom, Prof. Dr. Ursula Lehmkuhl (v. l. n. r.)

Prof. Dr. André Alt, Cees Nooteboom, Prof. Dr. Ursula Lehmkuhl (v. l. n. r.)
Bildquelle: Stephan Töpper

Geehrt wurde der niederländische Schriftsteller, Lyriker und Essayist für sein umfangreiches und beeindruckendes Oeuvre. Nooteboom ist damit der erste niederländische Autor, der außerhalb des niederländischen Sprachraums die Ehrendoktorwürde erhalten hat.

Cees Nooteboom ist ein Geschichtenerzähler: Er erzählt von der großen Geschichte, die seine eigene ist und gleichzeitig die Europas. Die ersten Deutschen, die Nooteboom erblickte, fielen vom Himmel. Das war im Mai 1940, da war er gerade sechs Jahre alt und sah mit seinem Vater vom Haager Balkon aus, wie deutsche Fallschirmspringer über den Niederlanden absprangen. So beginnt die Geschichte des Schriftstellers Cees Nooteboom, denn hier setzt seine früheste Erinnerung ein. Und so begann Nooteboom, heute 75-jährig, seine Dankesrede anlässlich der Verleihung der Ehrendoktorwürde. In sehr persönlichen Worten spürte der Schriftsteller darin dem Zufall und dem Schicksal nach, jenen Momenten, in denen er zu dem wurde, der er ist. Die aufmerksamen Zuhörer im dicht gefüllten Hörsaal 1a an der Habelschwerdter Allee folgten ihm gerne auf dem beschriebenen Lebensweg, der ihn immer wieder nach Deutschland und nach Berlin geführt hat.

Ein begnadeter Lyriker, ein scharfzüngiger, tiefsinniger Essayist

Jan Konst, Professor für niederländische Literaturwissenschaft an der Freien Universität, würdigte  Nootebooms Erzählliteratur. Sie gehöre zum Besten, was das niederländische Schrifttum in der zweiten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts hervorgebracht habe. „Er ist ein begnadeter Lyriker und ein sowohl scharfzüngiger als auch tiefsinniger Essayist“, so Konst in seiner Laudatio.

Die Erste Vizepräsidentin Ursula Lehmkuhl führte aus, dass die Freie Universität Berlin mit Cees Nooteboom einen bedeutenden Vertreter der Weltliteratur und zugleich einen Autor ehre, der durch seine Arbeiten auf besondere Weise mit der Stadt Berlin und ihrer bewegten Geschichte verbunden ist. So entstanden während seines Aufenthaltes in den Jahren 1989 und 1990 die "Berliner Notizen", die den Fall der Mauer und die politischen und gesellschaftlichen Veränderungen aus der Perspektive eines ausländischen Augenzeugen spiegeln. Auch in späteren Werken spielt die Deutsche Hauptstadt eine zentrale Rolle, so in der Reportage "Terugkeer naar Berlijn" (1997; dt. 1998: "Rückkehr nach Berlin") sowie in einem seiner Hauptwerke, dem großen Berlin-Roman "Allerzielen" (1998; dt. 1999: "Allerseelen").

Ernst Dollwetzel las Auszüge aus Nootebooms Werk

Die Urkunde mit der Ehrendoktorwürde überreichte Professor Peter-André Alt, Dekan des Fachbereichs Philosophie und Geisteswissenschaften. Abegrundet wurde die Zeremonie mit einer Lesung von Auszügen aus Nootebooms Werk durch den Schauspieler Ernst Dollwetzel. Im Anschluss an den Festakt lud der Fachbereich gemeinsam mit dem Suhrkamp Verlag, bei dem Nootebooms Werk erscheint, zu einem Empfang. Der Abend endete für den Ehrengast mit einem festlichen Abendessen im Goldenen Saal im Präsidium der Freien Universität.

Cees Nooteboom hält sich auf Einladung der Landesvertretung Nordrhein-Westfalen noch bis Ende des Jahres in Berlin auf.