Daniel Düsentrieb sucht Dagobert Duck
Der Demo Day InnoBridge Health in der Wirtschaftshochschule ESCP Europe Berlin
22.11.2017
„Mad Manfredi“, „Happy Hannah“, „Perfect Petra“, „Fabulous François“ – das sind nur einige der Workshop-Teilnehmerinnen und -Teilnehmer, die mit rund 50 anderen am Freitagmorgen in einem Seminarraum des Henry-Ford-Baus sitzen. Die erste Kreativleistung des Tages besteht darin, sich mit einem Stabreim auf seinen Vornamen vorzustellen. Es gibt viele Lacher, danach sind alle wach. Die Wirtschaftshochschule ESCP Europe und die Freie Universität Berlin haben Forschende, Unternehmensvertreter und Masterstudierende zu einem Workshop eingeladen, um nach den neusten Methoden des Innovationsmanagements an Ideen für die Gesundheit von Mensch und Tier zu arbeiten. Finanziert wird das Projekt Berlin InnoBridge von der Berliner Wirtschaft.
In der Runde wird Englisch gesprochen. Ein großer Teil der Studierenden ist im „Master in Management“ der ESCP Europe eingeschrieben, viele kommen aus Italien, Frankreich oder Spanien. Die Ideengeber arbeiten an der Freien Universität Berlin, an assoziierten Forschungseinrichtungen oder in kleinen und mittleren Unternehmen aus Berlin.
Roland Bodmeier, Professor für Pharmazeutische Technologie an der Freien Universität, vertritt Pensatech Pharma, eine Ausgründung der Freien Universität, die Methoden für die Dosierung von Medikamenten entwickelt. Die neue Geschäftsidee der Firma stellt der Professor für pharmazeutische Technologie den Teilnehmern im Schnelldurchlauf vor: Nahrungsergänzungsmittel liegen im Trend, viele Verbraucher nehmen Vitamine, Mineralstoffe, Fettsäuren oder Proteine jedoch nach allgemeinen Empfehlungen ein, ohne ihren individuellen Bedarf zu kennen. Pensatech könnte die Nahrungsergänzung nach Lebensstil und Anforderungen jedes einzelnen Kunden zusammenstellen und ausliefern. Doch wie teuer käme das einen Kunden? Wie wird der individuelle Bedarf ermittelt? Und welche Kosten entstehen für Marketing und Vertrieb? Antworten auf diese Fragen wünscht sich Roland Bodmeier von den Studierenden, die an seinem Projekt mitarbeiten wollen.
Andere Ideen sind in der Forschung entstanden: Ein Bakterium, das ein Protein gegen chronisch-entzündliche Darmerkrankungen produziert, ein Algorithmus, der Anomalien in MRT-Aufnahmen des Gehirns entdeckt, oder ein virtuelles Krankenhaus, in dem Ärzte und Industrieunternehmen neue Medizintechnik testen. Mit ihrer betriebswirtschaftlichen Brille kommen die Studierenden in der Fragerunde schnell zum Punkt: Wie sieht der Markt für diese Ideen aus, und womit kann man Geld verdienen? „Das ist kein Ausverkauf der Forschung“, sagt Steffen Terberl, der das Projekt als Leiter von Profund Innovation, der Service-Einrichtung für Wissen- und Technologietransfer in der Abteilung Forschung der Freien Universität Berlin, mitbetreut. „Ein Geschäftsmodell ist einfach notwendig, damit überhaupt ein hochwertiges Produkt für die Anwendung entstehen kann.“
So sieht es auch Christoph Gabler. Am Institut für Veterinär-Biochemie der Freien Universität Berlin hat der Wissenschaftler eine alternative Therapie entwickelt, um die Entzündung der Gebärmutterschleimhaut bei Milchkühen zu behandeln. Statt Antibiotika setzt er probiotische Bakterien ein. Das Verfahren ist bereits zum Patent angemeldet, beim Ideenwettbewerb Research to Market Challenge gewann das Projekt den zweiten Platz in der Kategorie Gesundheitswirtschaft. Unter dem Namen FertiLac will das Team Therapie-Sets an Landwirte, Tierärzte und Besamungstechniker verkaufen. Nun wünscht Christoph Gabler sich Hilfe beim Businessplan, bei der Preisgestaltung und bei der Präsentation für Investoren.
Und er findet sie: Nach der Vorstellungsrunde geben die Studierenden auf einem Zettel an, für welche Idee sie sich zwei Monate lang ins Zeug legen wollen. In der Mittagspause führen die Moderatoren Wunsch und Angebot zusammen, bereits am Nachmittag nimmt Christoph Gabler mit einem der zehn frisch formierten Projektteams die Arbeit auf. Von den Moderatoren werden Gruppen mit Methodenwissen angeleitet.
Am Abend ist die Stimmung aufgekratzt und die To-Do-Listen sind lang. In einigen Wochen werden die Teams ihre Ergebnisse auf dem „Demo Day“ präsentieren. Bis dahin stehen noch fünf kurze Workshops, etwa zu geistigem Eigentum oder Präsentationstechnik, und natürlich jede Menge Hausaufgaben auf dem Programm.
Ob aus den Ideen am Ende tatsächlich Produkte werden, hängt auch von den Ideengebern ab. „Wenn Wissenschaftler den Weg zum eigenen Unternehmen einschlagen wollen, unterstützen wir sie, zum Beispiel bei Anträgen auf Fördermittel für die Startphase“, sagt Steffen Terberl. „Mit Berlin InnoBridge bekommen sie jedenfalls mehr Klarheit darüber, ob sich dieser Weg lohnt und ob ihnen das unternehmerische Denken liegt.“
Weitere Informationen
Demo Day InnoBridge Health
Zeit und Ort
- Mittwoch, 22. November 2017, ab 18.00 Uhr
- ECSP Europe Berlin
- Weitere Informationen und Anmeldung
Mit dem Thema „Energy & Light“ wird InnoBridge fortgesetzt: Am Mittwoch, 13. Dezember 2018, um 16.00 Uhr informieren die Initiatoren bei Profund Innovation in der Haderslebener Straße 9, in 12163 Berlin ausführlich über das Programm.
Der Auftaktworkshop findet am Freitag, 2. Februar 2018, statt.
Für weitere Informationen wenden Sie sich an Tomasz Gingold, Telefon 030 838 62887, E-Mail: tomasz.gingold@fu-berlin.de